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SchrottT (German Edition)

SchrottT (German Edition)

Titel: SchrottT (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Post
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zuckte mit den Schultern.
    »Das ist eine Lüge!«, schrillte Blondy. »Wie können Sie so was …« Sie ging auf Spanisch los, aber der bezog eilig hinter der riesigen Suppenterrine Deckung.
    »Ach ja? Das erste Mal war in Chemnitz«, rief Spanisch, »als sie herumlief und dieses Kabel suchte.«
    »Lüüüügner!« James griff zu und hielt Blondy fest, damit sie nicht über die Suppenschüssel kletterte.
    »Ich habe ihr geholfen, den Hausmeister zu überreden, ein passendes Kabel rauszurücken, und zum Dank hat sie mir schnell einen geblasen.«
    »Oh-nein-oh-nein …«, hauchte Lars-Peter.
    Colin erinnerte sich daran, wie Blondy völlig außer Atem mit dem Kabel in der Garderobe aufgetaucht war. Er musste schlucken.
    »Dann auf dem Parkplatz an der Autobahn, als wir alleine im Bus zurückblieben. Ich kann euch die Flecken auf dem Sitz in der letzten Reihe zeigen!«
    Colin zog scharf die Luft ein, während Blondy anfing zu weinen.
    »Und das dritte Mal heute Abend …«
    »Es reicht«, schnitt Colin ihm den Satz ab.
    »Er lügt«, sagte Blondy und schluchzte. Lars-Peter eilte zu ihr und reichte ihr eine fleischfarbene Serviette mit EuroXCom-Logo.
    Colin spürte, wie er zitterte. Das bedeutete sicher nichts. Auch die Feuchtigkeit in seinen Augen kam sicher nur von den Peperoni. Er sah zu, wie Blondy sich abwandte.
    »Ich muss … hier … raus«, brachte sie hervor, und James und Lars-Peter führten sie aus dem Saal.
    Colin starrte die Suppenschüssel an, als enthielte sie eine Art Gottesurteil. Als er aufsah, blickte er in die Augen von Armin Spanisch.
    »Ich bin Journalist«, sagte der Mann mit ausgesuchter Freundlichkeit, »und damit der Wahrheit verpflichtet.« Er hob den Zeigefinger. »Überlegen Sie sich gut, wem Sie glauben: einem Medienvertreter, der mehrfach von Experten für einschlägige Preise nominiert wurde, oder einem dahergelaufenen Groupie, das für jeden den Mund aufmacht, in dessen Licht sie sich sonnen kann.« Spanisch warf einen geringschätzigen Blick auf Blondy. »Außerdem ist sie Sternzeichen Widder. Das sagt ja wohl alles.«
    Colin überlegte, ob er noch genug Kraft hatte, um Spanisch die Fresse zu polieren.
    Dann schaltete Dr. Sauland voller Begeisterung die Fahrstuhlmusik wieder an.
        
     

Ruhrstadt, vielleicht immer noch Nacht
     
    »Das ist wirklich sehr interessant«, sagt Verena und nimmt die Stiefel vom Tisch.
    Colin räuspert sich. Sein Hals fühlt sich an wie die Wüste Gobi und schmeckt nach Jahre toten Hunden, die vorher ausgiebig in einem umgekippten Klärteich gebadet haben. Sein Urin riecht auch nicht gerade gut. »Kann ich ein Glas Wasser haben?«, fragt er. »Sonst ist meine Stimme gleich weg.«
    »Sie bekommen bald etwas zu trinken«, sagte die Frau und bindet sich in aller Ruhe den Pferdeschwanz neu. »Ich habe nämlich den Eindruck, dass Sie immer noch nicht begriffen haben, in welcher Situation Sie sich befinden.«
    »Doch«, sagt Colin. »Ich bin völlig im Arsch. Weil ich in die Fänge einer Bande geraten bin, die versucht, die neumodischen Angewohnheiten der privatisierten Polizeibehörden um ein Vielfaches zu unterbieten, was die Berücksichtigung von Menschenrechten oder auch nur des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland angeht.« Colin holt Luft, will weiterreden, ist ganz schön in Fahrt, aber es kommt nur ein Krächzen heraus. Der obligatorische Tritt in die Weichteile durch den allgegenwärtigen Aufpasser folgt unmittelbar.
    »Es ist beklagenswert«, sagt Verena. »Wenn die Landessicherheitsträger nach ähnlich effizienten Maßstäben arbeiten würden wie wir hier, wäre es gar nicht so weit gekommen.«
    »Dann wäre ich schon früher …« Colins Stimme stirbt.
    »Glücklicherweise ist das bei uns anders. Um ein Haar wären wir zu spät gekommen. Ihre Schilderungen zeigen das eindeutig. Die Sache mit dem Umschlag zum Beispiel.«
    »Um…schlag?«, krächzt Colin. Er versucht, sich zu räuspern. Will Spucke sammeln, um den Mund zu befeuchten. Aber er findet keine.
    Verena sieht ihn von oben herab an, als hätte sie doch langsam Mitleid. »Der Umschlag mit der Warnung, der in Chemnitz plötzlich auftauchte. Er war offensichtlich mit einem Mittel präpariert, dass sich auf Ihre Sexualität ausgewirkt hat. Vermutlich lag es in der Absicht der Person, die Ihnen den Umschlag zugespielt hat, Ihren Auftritt zu stören. Ihre Erzählung legt nahe, dass man das als gelungen bezeichnen kann.«
    »Ah … ja«, bringt Colin hervor.
    »Besonders effizient war

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