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SchrottT (German Edition)

SchrottT (German Edition)

Titel: SchrottT (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Post
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Schriftzug, weiß auf orange: Mishtra. Es roch nach Räucherstäbchen.
    »Willkommen in Rheinland-Pfalz!«, rief Colin seinen Mitstreitern zu. Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. »Hier gibt es keine Überwachungskameras und keine Mafia, dafür spirituelle Erlösung in Dosen.« Jetzt hatte die Menschenmasse die Band weit genug in die Nähe des Mishtra-Zeltes geschoben, um Details erkennen zu können. Orange Plakate zeigten Abbildungen von hübsch bemalten Pappschachteln, darüber und darunter verzierte Schriftzüge, die sich irgendwie buddhistisch anfühlten: »Original Orionische Seelenpastete – Sonderverkauf nur heute – 100 Gramm Schmuckdose nur 19,99.«
    »Abgefahr’n«, sagte James. »Ich kauf mir mal eine Portion.«
    »Man muss nicht alles ausprobieren«, bemerkte Colin kritisch. »Schon gar keine Importe von außerirdischen Welten. Jedenfalls nicht vor Erfindung der interstellaren Raumfahrt. Wir sollten unseren Manager und unsere Fans nicht länger warten lassen.« Er zeigte nach links. »Da vorne ist ein Ausgang. Also los!«
    Eine ältere Frau drehte sich zu Colin um. »Dank Mishtra finde ich durch die Galaxis den Weg zu mir selbst«, säuselte die Dame. Sie trug eine orange Schleife im angegrauten Haar und ein Lächeln im Gesicht, das wahrhaftig nicht von dieser Welt war.
    »Woraus besteht diese Seelenpastete eigentlich?«, fragte Colin.
    »Aus der spirituellen Essenz unserer Freunde im Orion-Nebel«, teilte die Frau hocherfreut mit.
    »Werden die dafür geschlachtet?«
    »Aber nein«, lachte die Frau, »sie übertragen ihre Essenz auf rein geistigem Weg in die Destillationsanlagen von Mishtra.«
    »Überlichtschnell, quer durch die Galaxis«, nickte Colin.
    »So weit weg ist Orion nun auch wieder nicht«, sagte die Frau einfühlsam. »Aber es stimmt, sie haben uns einiges voraus, hinsichtlich Bewusstseinsebene, Naturheilung und Sexualität.« Mit klimpernden Augenlidern fing die Frau an, Colins Arm zu streicheln.
    »Ich habe leider einen wichtigen Termin«, wehrte Colin ab, »sonst würde ich mich gerne noch weiter mit Ihnen unterhalten.«
    »Oh wie schade … aber wir sehen uns sicher noch einmal wieder. Diesseits oder jenseits der Sterne«, lachte die Frau.
    »Ja, auf, äh, Wiedersehen«, brachte Colin hervor.
    Es dauerte eine Viertelstunde, bis sich die Band durch Kaufwillige, verzückte Sänger und Schaulustige gekämpft hatte. Auch der Bahnhofsvorplatz war mit orangen Fähnchen und kleineren Verkaufsständen ausgestattet, aber die Menge verlief sich hier ein bisschen.
    »Uff!«, keuchte Colin, als er endlich frische Luft atmete, die nur noch eine vage Erinnerung an Räucherstäbchen und fernöstlichen Chorgesang enthielt. »Haben wir es überstanden?«
    »Für den Moment«, grinste James und hielt eine Pappschachtel hoch.
    »Lol«, machte Colin. »Das war unvermeidbar, oder?«
    »Das da sieht wie ein Busparkplatz aus«, lenkte James ab und deutete mit seiner Beute geradeaus.
    Colin nickte. »Versuchen wir es da.« Er ging voraus, schleppte seinen Krempel durch die glühende Sonne, zwischen bunten Ständen hindurch, die Saris, Rosenquarz-Anhänger und Weltmusik feilboten.
    Schon der zweite Bus war der richtige. Er war größer als der Minibus von James’ Vater, aber kleiner als jene gepanzerten Transit-Reisebusse, die auf den Autobahnen Billigreisen überallhin veranstalteten. Getönte Scheiben, glatte Außenhaut, eine altmodische Schnauze und auf der unteren Stufe der Vordertür ein schwitzender Hemdträger, der ständig auf die Uhr sah.
    »Hier sind wir richtig«, sagte Colin.
    Der Hemdträger sah ihn und sprang auf, als hätte er in einem Katapult gesteckt. »Herr Weinland! Endlich! Ich dachte schon … oh-nein-oh-nein!« Sein Blick war auf die Schachtel in James’ Hand gefallen. »Ich rate Ihnen dringend davon ab, Seelenpastete zu verzehren.«
    »Verbote machen Sachen manchmal erst interessant«, behauptete der Gitarrist.
    Colin streckte seine Rechte aus. »Mein Name ist Colin Weinland, Künstlername Colin Free.«
    »Lars-Peter Tessling-Voss.« Der Mann ergriff Colins Hand. »Nicht so fest drücken, bitte. Ich bin Ihr Manager für diese Tour.«
    »Tagchen, Lars-Peter«, sagte James. »Ich bin hier der Saitenzupfer namens James Bond.«
    »Freut mich, Sie kennenzulernen, Mister, äh … Bond?«
    James donnerte Lars-Peter eine Hand auf die Schulter. »Sag du zu uns, dann macht das alles sicher noch mehr Laune.«
    »Oh … gut. Und das hier ist …«
    »Tier«, sagte Tier, machte

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