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SchrottT (German Edition)

SchrottT (German Edition)

Titel: SchrottT (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Post
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Geheimtruppe –, dann muss man was Besonderes sein.«
    »Festhalten!«, schreit James von vorne. Er umkurvt einen liegengebliebenen Lkw, ohne vom Gas zu gehen.
    Blondy brummt: »Vielleicht bringen sie sich ja gegenseitig um beim Versuch, uns umzubringen. Wenn wir bis dahin noch nicht Eingang in die Unfallstatistik von NRW gefunden haben.«
    Colin öffnet die Augen, steht auf und kämpft sich mühevoll ins Heck des Busses. »He, wie geht’s deiner Süßen?«, wendet er sich an Tier.
    »Ging schon mal besser«, knirscht der Drummer. »Draußen auf der Bühne. Da isse richtig abgegang’. Der Pick-up da will sie mir ausspannen.« Er zeigt mit dem Mittelfinger auf die Heckscheibe.
    »Dann muss er erst an mir vorbei«, sagt Colin und versucht, in der feuchten Dunkelheit draußen mehr zu erkennen als bloß unzählige Scheinwerfer, die wie Augenpaare jenseitiger Dämonen nach seiner Seele trachten.
    »Was haben die mit dir gemacht?« Die Blicke der beiden Männer kreuzen sich. Das ist selten: Meist hat Tier nur Augen für seine Süße.
    Colin kostet die unerwartete menschliche Nähe zu seinem Drummer bis zum letzten Moment aus. »Sie haben mir gezeigt, warum es wichtig ist, gegen ein System zu kämpfen, in dem so etwas wie sie existieren kann.« Er sieht wieder nach hinten. Der Bus wird in einer Kurve langsamer, und ein voluminöser Pick-up holt auf. James fährt auf der linken Spur, hat gerade einen Lkw überholt, als der Pick-up rechts rüberfährt und Gas gibt. »Und sie haben mir jegliche Angst genommen«, sagt Colin. »Denn etwas Schlimmeres als das kann es nicht geben.«
    »Lassen wir es nicht drauf ankommen«, sagt Tier. »Er will rechts überholen!«, schreit er nach vorn.
    Die Antwort ist ein Fluch von James. Es geht leicht bergauf, mehr Tempo ist nicht drin. Der Pick-up zieht am Bus vorbei. Colin sieht, wie im Fonds eine Scheibe runtergelassen wird.
    »Runter auf den Boden!«, schreit er.
    Dann bricht die Hölle los.
    Die Scheiben zerplatzen, Kugeln zersieben Polster und Wände. James lenkt nach links, aber da ist nur die Leitmauer aus Betonsegmenten. Metall knirscht auf Stein. Der Bus schüttelt sich. James steht auf der Bremse. Schwenkt nach rechts. Der Pick-up ist vor ihnen. Eines von Hunderten roter Augenpaare.
    »Alle okay?«, ruft James von vorne. Der Fahrtwind zieht durch das Gerippe, das mal eine gläserne Fensterreihe war.
    »Blondy?« Colin sieht das Mädchen nirgendwo. »April!« Einen bangen Moment lang fürchtet er, dass sie getroffen wurde. Er klettert in ihre Richtung, auf Knien, den Kopf weit unten. Blondy kauert im Gang. »Mir geht’s gut«, sagt sie. Ein Schluchzen.
    Tier grunzt von hinten: »Wir sind lauter als die, nicht wahr, Süße?«
    »Ich fahr hier ab!«, ruft James. »Achtung!«
    Colin hält sich fest. Der Pick-up ist vor ihnen, fährt vielleicht 60, genau wie der Bus. Wartet ab. Von hinten rauschen schnellere Wagen heran, strömen vorbei. Nässe spritzt durch die skelettierten Fenster. Rechts die Verzögerungsspur einer Ausfahrt. James tut so, als würde er sie ignorieren. Im letzten Moment zieht er rüber. Gibt Gas, es geht auf eine Brücke. Der Pick-up ist vorbei. Vielleicht versucht er einen Stunt, indem er gleich auf den Seitenstreifen fährt und ein Stück zurückstößt, sonst kann er nicht folgen. Oder er ruft seine Freunde auf der A 3 an. Denn auf die schwenkt der Bus jetzt ein. Richtung Süden. Köln.
    »Die meinen es ernst«, sagt Colin. »Aber wir auch.«
    »Was machen wir jetzt eigentlich?«, fragt Blondy.
    Colin weiß keine Antwort darauf. Die Tour ist vorbei. Die Band kann schlecht zur nächsten Polizeidienststelle fahren und sich darüber beschweren, beschossen worden zu sein. Die Nigerianer würden sie auslachen. Schusswaffen dürfen benutzt werden, um Verdächtige an der Flucht zu hindern. Ein simples Gesetz, das die Connection von zu Hause mitgebracht hat. Und nicht nur die Polizei hat in NRW dieses Recht. Auch private Sicherheitsdienste, Zollbeamte, Politessen, die Knöllchen an Parksünder aufschreiben, außerdem Kaufhausdetektive, Losverkäufer und die Arbeitsagentur.
    Die Deckenlautsprecher knacken.
    »Verehrte Fahrgäste«, sagt James verzerrte Stimme, »Sie wundern sich vielleicht, dass ich mich auf diese Weise an Sie wende. Aber die akustischen Verhältnisse im Fahrzeug haben sich verschlechtert, seit uns die meisten Fensterscheiben abhandengekommen sind. Ach ja, bitte treten Sie nicht in Scherben, vielen Dank. Ladies and Gentlemen …«
    Tier lacht

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