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SchrottT (German Edition)

SchrottT (German Edition)

Titel: SchrottT (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Post
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allerdings keinerlei Anstalten, seine Hand auszustrecken.
    »Unser Drummer«, erklärte Colin.
    »Also gut«, sagte Lars-Peter und schenkte der Band ein dünnes Lächeln. »Dann mal rein in den Bus mit Mann und Maus. Unser Fahrer, Herr Groß, hat schon den Finger über dem Anlasser.«
    James ließ sich das nicht zweimal sagen, Tier musste allerdings sanft in das Fahrzeug geschoben werden und eckte mehrmals mit seinem breiten Rucksack an.
    »Nett hier«, sagte Colin und zeigte auf den Bahnhof.
    Lars-Peter verdrehte die Augen. »Der Mishtra-Konzern hat in Rheinland-Pfalz eine Esoterikwelle ausgelöst, die schwer zu ertragen ist. Crap Metal passt nicht so richtig zu Astrologiewahn und Seelenkuchen vom Orion.«
    »Also ist da nichts dran?«
    »So würde ich das nicht ausdrücken«, sagte Lars-Peter. »Ich würde eher sagen, der Konzern macht ein Riesengeschäft. Außerdem …« Er senkte die Stimme. »Außerdem sollte man nicht darüber sprechen, was für Substanzen wirklich in den verkauften Genussmitteln enthalten sind.«
    »Nämlich?«
    »Ich sagte doch, man sollte nicht darüber sprechen. Man wird ganz schnell wegen Verleumdung oder übler Nachrede festgenommen.« Lars-Peter stieg in den Bus.
    Auch Colin setzte seinen Fuß auf die unterste Stufe, warf aber noch einen letzten Blick auf die Veranstaltung am Bahnhof. »Jedenfalls bringt dieser Sonderverkauf die Leute zum Singen.«
    »Sonderverkauf?« Lars-Peter drehte sich noch einmal um. »So sieht es hier jeden Tag aus, mein Junge. Jeden verdammten, von Original Orion Seelenpastete versüßten Tag.«
        
     

Neandertal, auf der Flucht
     
    »Entschuldigung, wenn ich euch unterbreche«, sagt James über Lautsprecher. »Euer Busfahrer muss mal austreten. Wir halten dazu auf einem entlegenen Parkplatz in einem engen Tal, in dem schon früher menschliche Überreste gefunden wurden – lasst uns denen nicht die unsrigen hinzufügen.«
    »Das macht ihm Spaß«, sagt Blondy. »Oder?«
    »Galgenhumor«, vermutet Colin. »Von was für Überresten redet er?«
    »Homo neanderthalensis«, meldet sich Tier zu Wort und hält wieder einmal sein Handy in die Höhe. »Willkommen im Neandertal.«
    »Lol«, sagt Colin und sieht sich misstrauisch nach möglichen Verfolgern um, als der Bus auf einen holprigen Parkplatz einbiegt. Aber da ist niemand.
    »Ist das Neandertal nicht in der Nähe von Düsseldorf? Dem Hauptquartier der Nigeria-Connection?«, fragt Blondy.
    »Nicht zu übersehen«, sagt Colin und zeigt nach draußen. Eine einsame Energiesparbirne beleuchtet ein rotes Schild mit der Aufschrift: Lieber Freund, dich überraschen wird auf diese Weise von mir zu hören, aber Parken hier verboten ist, denn Museum bis auf Weiteres geschlossen.
    Glücklicherweise waren keine Sicherheitskräfte mitten in der Nacht unterwegs, um den Verstoß gegen die Aufschrift des Schilds zu unterbinden. Anscheinend war nicht einmal eine Überwachungskamera angebracht. Vielleicht war dieser Ort zu unbedeutend.
    »Wie spät ist es?«, fragte Blondy, nachdem die ganze Band ausgestiegen war.
    »Kurz nach drei Uhr nachts«, erwiderte Colin und betastete die Einschusslöcher an der rechten Flanke des Busses. Es war offensichtlich, dass nur James’ Manöver und eine Portion Glück ein Blutbad verhindert hatten. Er sah hinüber zum Gitarristen, der sich am Rand des gesperrten Parkplatzes erleichterte.
    »Wir haben Glück gehabt«, sagt Colin. »Es war ganz schön knapp.«
    James stößt zum Rest der Band. »Jungs, wir sollten uns allmählich über zwei Dinge unterhalten.«
    »Mehr nicht?«, lästert Blondy.
    »Die wichtigen Sachen können warten«, versetzt James. »Erst mal geht’s ums Überleben.« Er wendet sich an Colin. »Es ist nicht mehr viel Diesel im Tank. Und wenn ein Bus in diesem Zustand an einer Tankstelle vorfährt, kommen Fragen auf.«
    »Bamm bamm bamm«, macht Tier und tut so, als hätte er eine Maschinenpistole in der Hand. Er zielt aus unbekannten Gründen auf imaginäre Zapfsäulen. »Pipifax«, sagt er und stellt das Feuer ein. »Wir nehmen Tankomat. Internet weiß, wo welche sind.«
    »Wow«, macht Blondy, »das ist verdammt schlau.« Sie zieht respektvoll die Brauen hoch.
    »Problem Nummer zwo?«, fragt Colin und grinst.
    James verschränkt die Arme vor der Brust. »Wohin fahren wir? Ich mein, nachdem wir einen Tankomat besucht haben. Wir können mit unserem Open-Air-Fahrzeug nicht ewig über dunkle, einsame Straßen fahren.«
    »Ungefähr bis zum Morgengrauen«, nickt Blondy.

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