Schütze meine Seele: Soul Screamers 4 (German Edition)
Fluchtweg offen zu halten, bis ich mir sicher war, was hier vor sich ging. Ich beobachtete Alec, nach irgendeinem Zeichen suchend, dass er nicht … er selbst war. „Welche Farbe hatte mein erstes Fahrrad?“, fragte ich ihn, und Emma lachte.
„Ihr seid ja völlig besessen von diesem Spiel!“
Aber Alec wusste, dass es kein Spiel war. „Weiß, mit roten Bändern“, antwortete er ohne zu zögern, und erst dann konnte ich mich entspannen. Mehr oder weniger.
„Was läuft denn hier?“ Ich kniff skeptisch die Augen zusammen und ging etwas weiter in die Mitte des Raums. Selbst wenn er jetzt Alec war, in diesem Körper hatte noch vor Kurzem Avari gesteckt und mein Haus und Auto mit seinen seltsamen Nachrichten gespickt. Das hier fühlte sich nicht richtig an. Was in aller Welt hatte er Emma erzählt, warum er mitten in der Nacht unangekündigt bei ihr hereinschneite?
Doch ehe einer der beiden mir auf meine Frage antwortenkonnte, klingelte mein Handy. Ich zog es aus der Tasche und klappte es auf. Das Display zeigte Nashs Nummer an. „Deine Cousine ist ein ganz schöner Morgenmuffel“, sagte er, ohne auf meine Begrüßung zu warten. „Aber ansonsten geht es ihr gut.“
„Danke. Ich hab Alec gefunden. Er und Emma scheinen auch okay zu sein. Meinst du, du könntest zu mir rüberlaufen und … nachsehen, ob du die Schlüssel findest?“ Ohne die würde es ein ziemliches Problem werden, meinen Vater von den Handschellen zu befreien. „Wenn Dad aufwacht, sag ihm, ich bin in fünf Minuten wieder da und er soll sich keine Sorgen machen.“
„Gut. Bis gleich dann.“
Ich klappte das Handy zu und steckte es wieder zurück in die Tasche. Als ich hochsah, bemerkte ich, dass Emma mich die ganze Zeit beobachtet haben musste. „Gar nichts läuft“, sagte sie. „Alec wollte sehen, ob bei mir alles in Ordnung ist. Er hat gesagt, du kommst sofort nach. Und da bist du. Aber er hat dran gedacht, Nervennahrung mitzubringen.“ Sie deutete zu den beiden Löffeln und dem großen Becher Ben & Jerry’s auf dem Nachttisch. „Nur zu deiner Information, Kay. Solltest du mich mal zu so einer unchristlichen Zeit aus dem Bett trommeln, weil du um mein Wohlergehen besorgt bist, und dich dann weigern, mir zu erklären, in welcher Gefahr ich denn wohl möglicherweise hätte schweben können, ist Eiscreme eine gute Wahl, um mein erhitztes Gemüt abzukühlen.“
„Hä?“ Angesichts der Uhrzeit, meines Schlafmangels und der Angst um meine beste Freundin, die ich vor wenigen Minuten noch gehabt hatte, war das die einzige Antwort, die ich zustande brachte.
Alec lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Emma, kannst du noch einen Löffel holen?“
Emma runzelte die Stirn, dann ließ sie ihren Blick von mir zu Alec wandern. „Wisst ihr, wenn es irgendetwas gibt, vondem ihr nicht wollt, dass ich es höre, könnt ihr mir das auch einfach sagen.“
Daraufhin lächelte Alec sie an, und ich konnte sehen, wie Emma dahinschmolz wie Butter in der Sonne. „Em, es gibt da etwas, von dem wir nicht wollen, dass du es hörst. Und außerdem brauchen wir einen dritten Löffel.“
Emma erhob sich seufzend. „Tuschelt schnell“, sagte sie und ging hinaus auf den Flur und in die Küche.
„Mein ganzes Haus war voller Zettel von Avari, und ins Auto hat er mir auch einen geklebt“, flüsterte ich so leise wie möglich, sobald Emmas Schritte kaum noch zu hören waren. „Was zum Teufel ist passiert?“
„Sieht aus, als hätte er die Schlüssel zu den Handschellen gefunden.“ Alec setzte sich aufrecht hin und sah mich an, während ich mich auf Emmas Bett fallen ließ. „Ich bin hier zu mir gekommen, allein, vor nicht mal zehn Minuten. Dann kam sie auf einmal mit zwei Löffeln rein. Offenbar hat er ihr Eis mitgebracht, aber wir wissen beide, dass das wohl eher nicht der Hauptgrund für seinen kleinen Ausflug gewesen sein wird.“
„Und du hast ihr gesagt, ich würde gleich hinterherkommen?“
Alec zuckte mit den Achseln. „Nicht, dass ich wüsste.“
„Also … mir hinterlässt er lauter Zettel, die zusammen eine Nachricht ergeben, und Emma kriegt von ihm einen Becher Ben & Jerry’s.“ Ich rieb mir die Augen und versuchte, die Erschöpfung und den aufkommenden Kopfschmerz zu ignorieren und nachzudenken. „Wie bist du ihn losgeworden?“
„Keine Ahnung, ich habe nichts gemacht.“
„Er ist freiwillig wieder verschwunden …“, murmelte ich, mehr zu mir selbst, als das Geräusch von Emmas nackten Füßen wieder lauter wurde. „Er hatte
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