Schütze meine Seele: Soul Screamers 4 (German Edition)
mich nicht anbiete wie Sauerbier?“
„Ich glaube, du schämst dich für deine krankhafte Angst, irgendjemanden auch nur einen kleinen Schluck von deinem … Sauerbier probieren zu lassen.“
„Du hörst dich an wie eine Nutte.“
„Du läufst rum wie eine alte Jungfer.“
„Okay, okay, Schluss damit.“ Nash umrundete blitzschnell das Auto, fasste Sabine am Ellbogen und zog sie von mir weg. Fragte sich nur, wen er versuchte, vor wem zu beschützen. Unser Publikum hatte sich natürlich inzwischen verzehnfacht, und Nash wandte sich zu den Schaulustigen um, dabei weiter wie eine Mauer zwischen mir und Sabine stehend. „Verzieht euch! Hier gibt es nichts zu sehen.“ Ich spürte den warmen Hauch seiner Suggestion und wäre wahrscheinlich sauer auf ihn geworden, weil er sie bei harmlosen Schülern einsetzte, hätte ich nicht meinen ganzen Zorn für Sabine gebraucht. Aber es funktionierte – das tat es immer –, und dieses Mal wurde niemand verletzt. Die Gruppe trat den geordneten Rückzug an und marschierte brav in Richtung Haupteingang wie eine menschliche Schafherde.
Als wir nicht länger im Mittelpunkt standen, wandte sich Nash wieder Sabine zu. „Du hast dich wieder in ihre Träume eingeklinkt?“
„Ach, nun mach doch kein Drama daraus. Sie ist so eine leckere Sahneschnitte.“ Sie schüttelte mitleidig den Kopf, als wäre ich wirklich zu bedauern, weil es bei mir so viel zu naschen für sie gab. „Und diese Mutti-Geschichte ist mir ja fast ins Gesicht gesprungen, wie sollte ich da widerstehen?“
„Mir egal, tu es einfach!“, verlangte ich, genau in dem Moment, als Nash sagte: „Du hast es versprochen, Sabine!“
Sie sah ihn an, mit böse funkelnden Augen. „Ich habe versprochen, sie nicht wegzuekeln, damit sie dich endlich in Ruhe lässt, und das habe ich nicht gemacht. Mit dir hatte es dieses Mal überhaupt nichts zu tun, wenn du’s genau wissen willst. Sie hat ihre Nase in mein Privatleben gesteckt, und da reagiere ich nun mal allergisch drauf.“
Nash drehte sich zu mir, während er mit der Hand seine Stirn rieb, als hätte er Kopfweh. „Wovon redet sie da, Kaylee?“
„Ja, Kaylee, wovon könnte ich wohl reden?“ Sabine riss die Augen auf für eine Sekunde in gekünstelter Ahnungslosigkeit, bevor ihre Züge sich zu einem Abbild echter kalter Wut verhärteten. „Warum erzählst du ihm nicht, wo du gestern Abend warst?“
Meine Wangen glühten.
„Kaylee?“, drängte Nash, aber ich konnte es ihm nicht sagen. „Auch wenn ich dich nicht sehen kann, deine Gefühle sind für mich wie eine Blutspur im Wasser für einen Hai. Ich rieche sie“, flüsterte Sabine. „Du kannst dich nicht an mich ranschleichen. Oder mich bespitzeln. Ich werde immer wissen, dass du da bist, Kaylee.“
„Würde mir endlich mal jemand sagen, worum es geht?“, fragte Nash, mühsam die Stimme gesenkt haltend, weil sich der nächste Schwung Schüler näherte. Doch auch die blieben nur kurz stehen, schielten zu uns hinüber und gingen dann weiter ins Innere des Gebäudes.
Sabine verschränkte die Arme vor der Brust, triumphierend und selbstzufrieden. „Kaylee hat gestern die Tarnkappen-Nummer in deinem Zimmer abgezogen.“
Argwohn und Ungläubigkeit bauschten die Farben in Nashs Augen auf, wie ein leichter Luftzug die Vorhänge an einem Fenster. „Kaylee?“, wiederholte er.
Scheiße.
„Es tut mir leid, ich wollte …“ Den Schwarzen Peter nicht Todd zuschieben, selbst wenn er im Grunde schuld war. „Ich kapier einfach nicht, was du an ihr findest. Also dachte ich mir, es hilft vielleicht, wenn ich euch beide mal allein sehe. Damit ich es verstehen kann. Und sichergehen …“
„Sichergehen?“ Nashs Stimme war tief und hart, wie ich sie noch nie zuvor gehört hatte. „Du hast mich heimlich beobachtet, um sicherzugehen, dass ich nicht mit ihr schlafe?“
„Sie traut dir eben nicht“, säuselte Sabine, wie eine Schlange, die ihm von ihrem Ast aus etwas ins Ohr flüsterte. „Und sie wird es auch nie. Wann begreifst du das endlich?“
Nash wirbelte herum. „Halt die Klappe!“ In seinen Augen flackerte jetzt der pure Zorn, aber der konzentrierte sich nicht nur auf Sabine. Ein guter Teil davon war an mich adressiert. „Es ist meine Schuld, dass sie mir nicht traut.“ Er drehte sich zu mir. „Aber das gibt dir nicht das Recht, so was zu machen.“
Er schloss die Augen und atmete einmal tief durch, offensichtlich ein Versuch, sich zu beruhigen, bevor er den Blick wieder auf mich richtete. Die
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