Schütze meine Seele: Soul Screamers 4 (German Edition)
Aber offenbar hatte sie beschlossen, noch ein wenig zubleiben, nur um mir auf die Nerven zu gehen. Und da ich der Mara nicht das Geringste zu sagen hatte, das wenigstens einigermaßen anständig war, hätte dieses unfreiwillige Beisammensein vermutlich entweder einen sehr stillen oder sehr hässlichen Verlauf genommen, wäre Emma nicht da gewesen. Meine beste Freundin war ein niemals versiegender Quell an sinnfreiem, banalem Tratsch allererster Güte.
„Habt ihr schon gehört? Mona Barker hat sich in der Zweiten hinter der Turnhalle einen Joint reingezogen und ist von Chelsea Simms verpetzt worden“, informierte sie uns, eine ketchupgesprenkelte Pommes halb zum Mund geführt.
„Wieso sollte Chelsea sie anschwärzen?“, fragte ich und öffnete meine Colaflasche. „Die beiden sind beste Freundinnen seit … keine Ahnung, der Vorschule?“
„Mhhm“, machte Emma und nickte. „Und Mona hat ihr außerdem immer brav was abgegeben.“
„Chelsea Simms?“ Sabine sah skeptisch aus. „Die Zeitungstrulla? Bei der kann ich mir nicht vorstellen, dass sie überhaupt irgendwas anfassen würde, das qualmt. Dazu ist die doch viel zu … brav.“ Sie warf mir einen wissenden Blick zu, aber ich verdrehte nur genervt die Augen und biss in meine nächste Pommes.
„Sie denkt, ein Hauch von Hasch gibt ihr das gewisse Hippie-Freidenker-Flair. Love and Peace und so“, erklärte Emma.
„Die beste Freundin zu verpetzen hört sich für mich nicht nach Love and Peace an“, sagte ich.
„Chelsea ist wegen ihrer Verschwörungstheorie-Story degradiert worden und deswegen voll ausgerastet. Denn ratet mal, wer ihren Redakteursposten gekriegt hat? Tja, und schon wird die gute Mona von der Polizei abgeholt.“
Sabine pfiff anerkennend, als wäre sie davon ehrlich beeindruckt. Irgendwie juckte es mich in den Fingern, ihr gleich noch mal eine zu kleben.
Ich aß meine Pommes auf, während die beiden über Monas Chancen diskutierten, auch nur eine Nacht im Gefängnis zu überstehen – Sabine steuerte die Insiderinformationen bei –, und danach über ihre Chancen, das Donnerwetter zu Hause am folgenden Tag zu überleben. Ich war gerade unterwegs zum Mülleimer, um die leere Papierschachtel wegzuwerfen, als die Cafeteriatür aufflog und Rektorin Goody die Treppe hinunter in den Hof geeilt kam, ihre flachen Absätze bei jeder Stufe laut knallend, dicht gefolgt von den beiden Sicherheitsleuten der Schule.
Emmas letzter Satz verebbte in überraschtem Schweigen, und ich ging zwei Schritte rückwärts und setzte mich wieder auf die Bank. Ein Raunen ging durch die Menge, alle Augen waren auf Goody und die Schul-Ordnungshüter gerichtet, während sie schnurstracks zum letzten Tisch marschierten, nur zwei Plätze hinter unserem. Es war der Footballtisch, an dem Brant Williams und mehrere seiner Teamkollegen mit ihren Freundinnen saßen.
„Zachary Green?“, rief unsere Rektorin in einem übertriebenen Drill-Sergeant-Tonfall, der fast schon lächerlich klang. Zumindest aus dem Mund einer so kleinen, untersetzten Frau. „Folgen Sie uns bitte.“
„Ihnen folgen? Wohin?“, wollte Zachary wissen. Was er verbrochen haben sollte, fragte er seltsamerweise nicht.
„In mein Büro, bis Ihre Eltern kommen. Sie sind bereits informiert worden.“
„Wieso?“
Sieh an, jetzt kam ihm in den Sinn, den Ahnungslosen zu spielen. Ein bisschen spät, das nahm ihm niemand mehr ab.
„Beschädigung von Schuleigentum.“
Einer der Sicherheitsleute schob Zach die erste Treppenstufe hinauf, als die Tür erneut von innen aufgerissen wurde. Leah-die-Pom-Pom-Schwingerin hatte es so eilig, dass sie beinahemit der Rektorin und ihrem Gefolge zusammengestoßen wäre. Sie sprang hastig die Stufen hinunter, um den Weg freizumachen, und sobald die Cafeteriatür sich hinter der abziehenden Parade geschlossen hatte, lief Leah über den halb gefrorenen Rasen zu dem Platz, der eben noch von Zach besetzt worden war.
„Habt ihr es gesehen?“, fragte sie aufgeregt und ließ sich neben Laura Bell auf die Bank plumpsen. „In Neonpink, das muss man sich mal vorstellen. Sieht aus, als hätte ein Flamingo einmal quer über die beiden Spinde gek…“
„Welche Spinde?“, unterbrach Brant sie.
„Deiner.“ Leah sah Tanner Abbot an. „Und der von Peyton.“ Ihr Blick huschte zu Tanners Freundin – die gleichzeitig Zachs Exfreundin war. Sie hatte kurz vor den Winterferien mit ihm Schluss gemacht, worauf ein wirklich übler Rosenkrieg zwischen den beiden
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