Schütze meine Seele: Soul Screamers 4 (German Edition)
Hoffnungsschimmer am Ende des Horizonts aufleuchten. „Und wie kannst du dir dann so sicher sein, dass du mit deiner Vermutung recht hast? Mehr als das ist es doch nicht. Also, ich hätte kein Problem damit,diese Morde weiter Sabine in die Schuhe zu schieben.“ Was nur zum Teil scherzhaft gemeint war.
„Ich weiß, dir würde es gut passen, wenn sie schuldig wäre, und ich bin nicht gerade wild darauf, mich für etwas verantworten zu müssen, worüber ich gar keine Kontrolle hatte. Aber ich bin jetzt die letzten beiden Nächte hintereinander hier im Wohnzimmer eingeschlafen und in der Küche aufgewacht. Mitten im Raum stehend, komplett angezogen und ohne die geringste Idee, wie das passiert ist. Glaub mir, Kaylee, Avari benutzt mich, um Menschen zu töten, und ich muss ihn aufhalten.“
„Das wirst du. Und ich helfe dir dabei.“ Auch wenn ich keine Ahnung hatte, wie wir das anfangen sollten. Verhindern, dass irgendjemand in der Schule einschlief? Bis in alle Ewigkeit?
Ich stand auf und brachte meine leere Dose in die Küche. Hinter mir hörte ich Alecs Stimme. „Danke, aber ich glaube, du kannst da nicht viel tun. Und ich fürchte, nicht mal wir beide zusammen haben eine allzu große Chance gegen ihn.“
„Tja, das hat Avari sich letztes Mal auch eingebildet.“ Ich warf die Dose in den Recycling-Eimer und holte mir eine neue aus dem Kühlschrank. „Aber wir haben nicht nur dich, Nash und meinen Dad aus der Unterwelt befreit, sondern auch noch verhindert, dass Avari sich die komplette Schülerschaft der East Lake High krallt.“
Alec schnaufte, ein Ausdruck seiner noch lange nicht ausgeräumten Zweifel. „Nur leider wird der Silberstreif am Horizont von einer dicken schwarzen Wolke überschattet. Du und Nash seid auf dem Weg nach ‚Glücklich bis an ihr Lebensende‘-City falsch abgebogen, und Avari hat jetzt praktisch den Universalschlüssel, mit dem er sich jederzeit Zutritt zu meinem Körper und all seinen Fähigkeiten verschaffen kann.“
„Avari hat keinen Keil zwischen mich und Nash getrieben“,sagte ich. „Das hat Nash ganz allein geschafft. Und er ist auch derjenige, der Sabine alles noch schlimmer machen lässt.“ Ich zog die Lasche an meiner Dose hoch, während ich zurück ins Wohnzimmer ging, wo ich mich wieder in Dads Sessel niederließ. „Und was dich betrifft … wenigstens wissen wir jetzt, was los ist, und haben so immerhin eine Chance, ihn zu stoppen.“ Doch die Wahrheit war, jeder unserer Versuche, das zu tun, wäre nichts weiter als ein Schuss ins Blaue. Die einzige Einschränkung für Avari hatte bisher darin bestanden, dass er nicht so ohne Weiteres in die menschliche Welt eindringen konnte. Doch jetzt, wo er ein Hintertürchen gefunden hatte, war er nahezu unbesiegbar. Er spielte nach neuen Regeln, und wir würden uns verdammt schnell darauf einstellen müssen, denn sonst konnten wir einpacken.
„Kaylee …?“ Alec klang plötzlich merkwürdig sanft und einschmeichelnd, und ich sah ihn fragend an.
„Ja?“
„Was hast du jetzt vor? Ich meine … wirst du es jemandem erzählen?“
Wobei er in erster Linie an meinen Dad dachte. Mein Vater war über seinen Schatten gesprungen und hatte alles getan, um Alec zu helfen, aus Dankbarkeit und Pflichtgefühl. Aber sollte er Wind davon bekommen, dass Alec von einem Hellion als tödliche Waffe benutzt wurde – und seine Herkunft, die das überhaupt erst ermöglichte, verschwiegen hatte –, dann wäre bei ihm Feierabend. Er würde niemals zulassen, dass irgendjemand meine Sicherheit gefährdete, selbst wenn er sich gegen einen Freund stellen musste, um mich zu beschützen.
„Ich habe niemanden sonst, Kay.“ Alec blickte mir direkt in die Augen. „Als ich endlich hier war, stand für mich fest, jetzt wird alles anders, ich kann endlich ein normales Leben führen. Hier bin ich frei. Ich habe wieder Selbstachtung. Und Freunde. Aber ein Wort von dir, und alles liegt in Schutt und Asche. Unddeshalb flehe ich dich an, Kaylee. Bitte, tu es nicht.“
Er war den Tränen nahe, und ich konnte ihm ansehen, wie schwer es ihm fiel, mich anzubetteln, nachdem er wahrscheinlich schon Tausende Male um Gnade hatte flehen müssen, wodurch diese Selbsterniedrigung allerdings kein bisschen weniger wehtat.
„Ich habe ein Vierteljahrhundert versucht, ihm zu entkommen, und ich werde auf keinen Fall zulassen, dass er mich hier genauso benutzt, wie er es dort getan hat. Aber ich brauche deine Hilfe. Du musst dichthalten, bis ich rausgekriegt habe,
Weitere Kostenlose Bücher