Schütze meine Seele: Soul Screamers 4 (German Edition)
erst richtig in mein Bewusstsein. Mit ein wenig Glück fand ich Alec in Kino zwei, falls Avari ihn wirklich bei einem Schläfchen am Steuererwischt hatte. Buchstäblich.
Ich zog die Tür auf und huschte den steilen Gang hinunter zum vorderen Teil des Saals, musste aber nach wenigen Metern stehen bleiben, weil sich meine Augen noch nicht an die Dunkelheit gewöhnt hatten und ich fast gestolpert wäre. Zum Glück gehörte Kino zwei zu den kleineren Vorführräumen, sodass es nicht lange dauerte, bis ich unter den Köpfen der Zuschauer im oberen Drittel der Sitzreihen einen mir bekannten Lockenschopf ausmachte.
Langsam stieg ich die Stufen hoch, aber er sah mich, bevor ich bei ihm war. Leider konnte ich im schwachen, flackernden Licht seinen Gesichtsausdruck nicht erkennen, also hatte ich keine Ahnung, ob ich Avari oder Alec gegenüberstehen würde.
„Hey“, begrüßte mich Alecs Stimme, als ich mich in den blauen Polstersessel neben seinem sinken ließ und einen tiefen, lautlosen Atemzug nahm. Mein Herz raste. Es war Avari. Er musste es sein. Warum sonst sollte Alec seine Pause damit verschwenden, sich einen sechs Wochen alten Film anzusehen, der von zwei Frauen im mittleren Alter handelte, die ihre verlorene Jugend nachholten?
Endgültig sicher war ich mir, als ich das leise Schnarchen hörte, das von dem Mann vor mir ausging. Er schlummerte selig, während seine Frau gebannt auf die Leinwand schaute.
Aber, nur für den Fall …
„Welche Farbe hatte mein erstes Fahrrad?“, flüsterte ich. Alec drehte langsam den Kopf und sah mich an. „Entschuldigung?“
Mein Puls raste, und das Blut rauschte in den Ohren. „Ich weiß, dass du es bist. Lass Alec frei. Sofort.“
Alecs Lider blinzelten, und ich grub die Finger tief in die Armlehnen des Kinosessels. Die Stimme, die mir antwortete, klang durch und durch wie die von einem Hellion, ein wenig gedämpft, aber deswegen nicht weniger grauenvoll.
„Ms Cavanaugh, wie nett, Sie wiederzusehen. Ohne das ganze Blendwerk.“
Ich hatte recht gehabt, neben mir saß Avari höchstpersönlich. Tief drinnen war es mir spätestens in dem Moment klar gewesen, als ich in das vertraute Paar brauner Augen geschaut hatte.
„Verschwinde aus seinem Körper“, gab ich wütend durch zusammengebissene Zähne zurück.
„Oh, ich denke nicht.“ Avari beugte Alecs Kopf so dicht zu mir hinüber, dass seine Lippen mein Ohr streiften. Ich bekam eine Gänsehaut. Aber ich wagte nicht zurückzuweichen, aus Angst, dann würde er nur noch näher kommen. „Es war in letzter Zeit recht schwierig, des guten Alecs habhaft zu werden, und ich beabsichtige nicht, ihn schon wieder gehen zu lassen, jetzt, wo ich ihn endlich habe.“
„Du kannst dich nicht für immer da drin festsetzen“, gab ich leise zu bedenken und widerstand dem Drang, meine Arme zu reiben, die prickelten, als hätte ich sie in Brennnesseln gesteckt.
Er legte sanft die Hand auf meinen linken Arm, als wüsste er genau, was ich gerade dachte. „Nein, sicherlich nicht für immer. Aber meine Energiespeicher sind momentan gut gefüllt – dank unseres gemeinsamen Freundes Alec –, was mir erlaubt, lange genug in diesem Körper zu bleiben, um einen Ersatz für die Mahlzeit zu finden, bei der du mich soeben unterbrochen hast.“ Er gestikulierte mit Alecs dunkelhäutiger Hand zu dem Mann vor uns. Eine majestätische, auf unheimliche Weise elegante Bewegung, die so überhaupt nicht zu dem jungen, drahtigen Alec passte.
„Raus!“, schrie ich ihn an, wobei ich für einen Augenblick vergaß, wo wir uns befanden, und die Frau schräg vor mir drehte sich um und warf mir einen bösen Blick zu.
„Oder du tust was?“ Avari lehnte sich erneut zu mir hinüber und seufzte tief. „Aber mal was anderes: Ist das hier wirklichalles, wozu diese Welt meinen Proxy degradiert hat?“, fragte er. „Zum Lakaien, der den Massen fettige Häppchen serviert? In diesem unsäglich hässlichen Hemd und zerbeulten Hosen? Ich würde sagen, er war in der unteren besser dran. Bei mir.“
„Das sehe ich nicht so. Und er auch nicht.“
Der Hellion grinste, und das geschmeidige, sonore Geräusch, von dem sein leises Lachen begleitet wurde, kroch mir den Rücken hoch und versprach mir gleichzeitig Schmerz und Genuss. Ein Gefühl, bei dem ich wusste, würde ich ihm nachgeben, starb ich wenigstens mit einem Lächeln auf den Lippen. „Ist es das, was er dir erzählt hat? Er sei ein armes Opfer und nicht etwa ein vollwertiger Geschäftspartner? Dann hat er
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