Schütze meine Seele: Soul Screamers 4 (German Edition)
folgte.
„Autsch. Ich dachte, Zach wäre über sie hinweg“, flüsterte Emma.
„Eifersucht geht seltsame Wege“, stellte Sabine trocken fest, und ich verschluckte mich fast an meiner Cola, als die Mara aufstand und den anderen zurief: „Was hat er draufgeschmiert?“ Sämtliche Köpfe drehten sich in ihre Richtung, aber es machte ihr wie immer nichts aus, im Mittelpunkt zu stehen. Ich an ihrer Stelle wäre im Erdboden versunken, wenn mich alle so angestarrt hätten.
Leah zögerte und schaute unsicher zu ihrer Freundin Peyton, hin- und hergerissen zwischen ihrem Mitleid für sie und dem Drang, den Massen zu geben, wonach sie verlangten. Letztlich siegte ihr Pflichtgefühl. Sie konnte das Publikum unmöglich enttäuschen. „Auf ihren Schrank hat er geschrieben ‚dreckige dauergeile Nutte‘ und auf Tanners ‚schlappschwänziges Verräterschwein‘.“
Für einen langen Moment herrschte absolute Stille. Dannbrach der versammelte Hof in Gelächter aus, und Peyton und Tanner rutschten dichter zusammen und ließen mit hängenden Köpfen den Hagelsturm teilweise richtig gemeiner Kommentare über sich ergehen.
„Hier wird’s nie langweilig, was?“ Sabine setzte sich wieder hin, ein breites, zufriedenes Lächeln auf den Lippen.
Nach der Schule fuhr ich mit Emma und Alec zur Arbeit, heilfroh, dass sie angeboten hatte, uns zu chauffieren. Denn ob ich die Strecke bis zum Kino hinter dem Steuer geschafft hätte, ohne einzuschlafen, war mehr als fraglich.
Alec sah allerdings genauso erschlagen aus, und als ich mich erkundigte, gab er zu, sich den ganzen Tag noch keine Sekunde Schlaf gegönnt zu haben, aus Angst, sonst wo aufzuwachen, mit Matsch an den Schuhen und einem neuen Filmriss in seiner Erinnerung.
Der Donnerstagabend-Ansturm hielt mich fürs Erste wach, weil ich gar keine Zeit hatte, ans Schlafen zu denken. Doch in meiner Pause begann ich zu schwächeln und beschloss, ein bisschen mit Alec zu quatschen. Aber der war, wie sich herausstellte, ebenfalls schon in die Pause gegangen. Ich machte mich auf die Suche und fing mit dem Parkplatz an, wo er für gewöhnlich bis zum Beginn der zweiten Hälfte seiner Schicht in meinem Auto ein Nickerchen machte.
Heute hatte ich allerdings kein Glück, Emmas Wagen war leer. Als ich Alec auch nirgendwo anders in der Umgebung des Parkplatzes finden konnte, ging ich zurück ins Cinemark und steckte als Erstes den Kopf durch die Tür des Pausenraums – wieder nichts. Ich versuchte es weiter bei den Herrentoiletten, wo ich von draußen Alecs Namen rief. Aber er war wie vom Erdboden verschluckt. Dass er einfach abhauen würde, ohne mir etwas zu sagen, konnte ich mir nicht vorstellen. Nicht nach dem, was wir gestern Nacht herausgefunden hatten.
Ich lehnte mich an die geschlossene Eingangstür zu Kino zwei. Mein Herz schlug wie verrückt, und ich begann zu schwitzen, trotz der übereifrig arbeitenden Klimaanlage. Wenn Avari ihn tatsächlich erwischt hat, wird er nach irgendeinem schlafenden Opfer suchen. Aber hier? Unwahrscheinlich. Schlafen konnten die Leute auch zu Hause, wo sie keinen Eintritt dafür bezahlen mussten.
Vielleicht hatte er sich aus dem Staub gemacht. Möglicherweise wusste Avari, dass wir ihm auf die Schliche gekommen waren. Also hatte er bei der ersten Gelegenheit Alecs Körper gekapert und ihn einfach erst mal außer Reichweite geschafft. Den Hellion interessierte es vermutlich einen feuchten Dreck, ob sein Wirt dadurch seinen Job verlieren könnte …
Ich war gerade zwei Schritte gegangen, auf dem Weg zu meinem Chef, um mich wegen irgendeines ausgedachten Notfalls abzumelden, als die Tür von Kino zwei so plötzlich hinter mir aufgestoßen wurde, dass sie mir an die Schulter knallte. Die beiden jungen Männer, ungefähr im Collegealter, bemerkten mich im schummrigen Licht des Ganges nicht mal.
„Ich schwöre, wenn ich nicht sofort mehr Koffein und Zucker kriege, schlafe ich ein“, sagte der Kleinere, Rundlichere zu seinem Kumpel und fuhr sich mit der Hand entnervt durch das helle Haar. „Das wird sich ja wohl hoffentlich lohnen.“
„Wird es, vertrau mir“, antwortete der Größere, als sie in Richtung Lobby gingen. „Dana machen diese Schmachtschinken immer total rührselig, und sie kommt in Kuschelstimmung, wenn du weißt, was ich meine. Aber einpennen darfst du nicht, das würden die zwei uns übel nehmen, und dann ist der Abend gelaufen.“
Während sie weiter auf das Land der bitteren und süßen Wachmacher zusteuerten, drangen ihre Worte
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