Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schuhwechsel: Als Hausfrau auf dem Jakobsweg

Schuhwechsel: Als Hausfrau auf dem Jakobsweg

Titel: Schuhwechsel: Als Hausfrau auf dem Jakobsweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Villas
Vom Netzwerk:
ohne Wasser, wo die Luft durch die Hitze flimmert und geschwängert ist vom
Gestank der Exkremente der Hühner, die in die umliegenden Felder verteilt
wurden, erscheint die Bar am Horizont wie eine Fata Morgana.
    Es ist schwer zu glauben, dass dieses Elend tatsächlich ein
Ende haben soll.
    Das erste was ich mache ist, ein eiskaltes Bier bestellen.
Es wird das beste Bier meines Lebens. Heather, wie kannst du dich über die
Deutschen echauffieren, die morgens um 11 Uhr schon ein Bier trinken, wenn du
selber nie erlebt hast, wie unglaublich wunderbar so ein kühles Bier in einer
staubigen Kehle zischen kann? Wahnsinn! Schmeckt das gut!!!
    Dann bestelle ich Wasser und Spiegeleier mit Speck und
Pommes.
    Die Bardame erklärt mir, dass es um diese Zeit nur Bocadillos
gibt. Na gut, dann esse ich halt mal wieder einen halben Meter trockenes
Baguettebrot mit drei Scheiben Käse und ohne Butter. Trotz des erfrischenden
Bieres, scheint es ein staubiger Tag zu bleiben.
    Draußen auf der Terrasse sitzen die Brasilianer und winken
mich zu sich. Ich setze mich zu ihnen und wir unterhalten und angeregt. Dann
wird mein Brot serviert. Ungelogen, aber eine Minute später bekommen die
Brasilianer Spiegeleier mit Speck und Pommes serviert. Oder ein Schnitzel mit
Pommes. Jedenfalls etwas Fettiges und Salziges, wonach es mich unglaublich
gelüstet.
    Fassungslos frage ich die Kellnerin warum sie mir sagte,
dass es genau dieses Essen für mich nicht gebe. Ob sie etwas gegen mich hätte?
    Sie läuft puterrot an und entschuldigt sich damit, dass der
Chef kurz nach meiner Bestellung die Küche wieder eröffnet habe. Na, wenigstens
ist es ihr peinlich.
    Während Juan überhaupt keine Pommes mag und ich sie liebe,
stellen wir fest, dass ich auf dem ganzen Weg noch nicht ein einziges Mal
Pommes hatte, während die Brasilianer jeden Tag Pommes serviert bekommen und
sie nicht mehr sehen können.
    Was wieder einmal beweist, dass derselbe Weg für jeden
anders ist.
    Die Jungs überlassen mir großzügig die Pommes und ich stopfe
in mich hinein, was hinein geht. Welch ein Genuss! Welch erstklassige Mahlzeit.
Kaltes Bier und salzige, fettige Pommes. Herrlich.
    Man kann wirklich bescheiden werden, so als Pilger.
    Die Brasilianer gestehen mir, dass sie wegen dem Abend mit
Heather und mir ihre Pilgerreise fortsetzten.
    „Wie?“, was sagen die da?
    „An diesem Abend in Samos waren wir drei so fix und fertig
und hatten überhaupt keine Lust mehr auf diese ewig gleiche und eintönige
Latscherei, dass wir beschlossen hatten, den Weg abzubrechen und nach Hause zu
fliegen.“
    „Echt? So einen fertigen Eindruck habt ihr auf mich gar
nicht gemacht.“ Auf die Idee den Weg auch abbrechen zu können, bin ich ja
überhaupt noch nicht gekommen.
    „Doch, wirklich. Wir waren so demoralisiert und hatten so
keine Lust mehr auf das Pilgern, die ewig selben Pommes, Kirchen, Refugios,
Blasen an den Füßen, dass wir uns gegenseitig nur noch runtergezogen haben. Bis
zu dem Abend mit euch Beiden. Der war so erfrischend und lustig, dass wir
einstimmig beschlossen haben, diesen Weg zu Ende zu gehen. Ihr habt unsere
Sichtweise dieses Weges komplett verändert.“ Wow, das ist ein großes
Kompliment. Ich freue mich sehr darüber, bedanke mich und esse weiter ihre
Pommes, bevor sie kalt werden. Es ist schön, wenn man helfen kann.
    Dann ruft mein Geliebter an. Der Gute. Gerade heute, als
ich ihn so richtig schmerzhaft vermisse, schickt er keine sms, sondern ruft
mich an. Ist das nicht einmal mehr ein Zeichen dafür, wie sehr wir füreinander
geschaffen sind?
    Es freut ihn, dass ich ihn so sehr vermisse und er vermisst
mich auch. Jetzt geht es mir wieder richtig gut. Ich kaufe zwei eiskalte
Wasserflaschen und trage jeweils eine in jeder Hand, als ich weiter gehe. Sie
kühlen eine ganze lange Weile meine angeschwollenen Finger.
    Irgendwann taucht eine private Pension mit Swimmingpool
auf.
    Soll ich mich dort für die Nacht einbuchen? Ich überlege und
kann mich überhaupt nicht entscheiden. Unschlüssig stehe ich an der Straße,
blicke auf die Pension und überlege, was ich nun tun soll. Ich stehe ziemlich
lange an der Straße und überlege. Mein Hirn ist heute irgendwie nicht richtig
funktionstüchtig.
    Dann gehe ich in die Pension hinein. Vielleicht werd’ ich ja
drinnen schlauer. Freie Zimmer haben sie, ja. Essen gibt es auch, erklärt mir
der freundliche Servicemensch.
    Hmm. In mir gibt es immer noch keine Entscheidung. Das hatte
ich bisher so noch nicht. Mir für eine

Weitere Kostenlose Bücher