Schuld währt ewig
ich an die Presse geben. Das kommt immer gut an. Und halte mich auf dem Laufenden.«
»Natürlich.« Dühnfort verabschiedete sich und veranlasste, dass alle in Frage kommenden Männer zum freiwilligen Speicheltest geladen wurden. Dann suchte er Leyenfels auf. Es war bereits kurz nach fünf, und der Staatsanwalt fuhr gerade seinen PC herunter.
»Hast du noch fünf Minuten für mich? Ich brauche einen Durchsuchungsbeschluss.«
Leyenfels sah auf die Uhr. »Wofür?«
»Für die Wohnung eines Zeugen, der verschwunden ist. Eugen Voigt. Er muss den Täter im Fall Flade erkannt haben und ist entweder aus Angst vor ihm untergetaucht oder hat versucht, ihn zu erpressen, und hat das möglicherweise mit dem Leben bezahlt. Unsere Suche nach ihm hat zu nichts geführt.«
Leyenfels nahm sein Handy vom Schreibtisch und schob es in die Sakkotasche. »Gibt es Beweise oder Aussagen, dass Voigt den Fahrer erkannt hat?«
»Eine Zeugin hat Voigt kurz vor dem Unfall am Fenster gesehen.«
»Kurz vorher?«
»Zwei oder drei Minuten vorher. Sie war auf dem Weg zum Supermarkt.«
»Du vermutest also nur, dass Voigt den Fahrer erkannt hat. Vielleicht ist Voigt verreist oder er liegt im Krankenhaus. Möglich, dass er irgendwo versumpft ist, oder er hat die Frau seines Lebens gefunden und vögelt sie, während du ihn six feet under wähnst. Tausend Möglichkeiten. Womit soll ich den Antrag vor einem Richter begründen? Du hast nichts in der Hand. Habt ihr die Kliniken schon durchtelefoniert und die Fahndung nach seinem Fahrzeug rausgegeben?«
»Die Fahndung läuft.« Dühnfort atmete durch. Leyenfels hatte recht. Er hatte nichts in der Hand. Er hatte nur ein schlechtes Gefühl. »Ich schlage dir einen Deal vor. Wir telefonieren die Krankenhäuser durch und intensivieren die Fahndung nach Voigts Opel. Wenn das alles bis morgen früh um zehn zu keinem Ergebnis führt, haben wir Grund zu der Annahme, dass Voigt etwas zugestoßen ist, und ich bekomme den Beschluss.«
Leyenfels griff nach seinem Mantel, der am Bügel neben der Tür hing. »Gut. Einverstanden.«
Auf dem Rückweg zum Büro begegnete Dühnfort Gina im Flur. Sie hatte mit Haslers Verwandten und Nachbarn und der besten Freundin gesprochen. Niemand hatte je von der Selbsthilfegruppe gehört, und auch die Namen Flade, Oberdieck, Schünemann und Meinhardt sagten niemandem etwas.
»Es ist Zeit, für heute Schluss zu machen. Gehen wir zu mir oder zu dir?« Sie sah müde aus und frustriert.
»Ich muss noch ein paar Telefonate führen. Vielleicht liegt Voigt in einem Krankenhaus. Du kannst ja schon vorgehen. Zu mir. In Ordnung? Da warten bereits eine Quiche Lorraine und ein Pinot Grigio im Kühlschrank.«
»Klingt gut, und dabei gucken wir eine DVD . Heute brauche ich einen richtigen Schmachtfetzen. Wie wäre es mit Stolz und Vorurteil ?«
Dühnfort lachte. Das war Ginas Art, von der Arbeit zu entspannen. Liebesfilme, Komödien und neuerdings Bollywoodfilme. Da verzog er sich allerdings lieber ins Schlafzimmer zum Lesen. »Solange nicht Shah Rukh Khan mitspielt, ist mir alles recht.«
»Nur kein Neid.« Mit einem Mal verschwanden Müdigkeit und Frustration aus ihrem Blick. Das freche Funkeln erschien. »Mit dem musst du dich nicht messen. Ich stehe nicht so auf gestählte Bodys.« Mit der Hand strich sie über seine Brust.
Genau in diesem Moment bog Alois um die Ecke.
51
Aber hallo! Hatte er das jetzt gerade richtig gesehen? Gina und Tino. Da lief also doch etwas zwischen den beiden. Und damit war auch klar, weshalb Gina zur Fortbildung durfte und nicht er.
Alois ging an den beiden vorbei und tat, als hätte er nichts gesehen.
Das war nicht fair. Gina war zwar länger im Team, das war aber nicht automatisch ein Grund, sie zu fördern. Und auch er hatte Erfolge vorzuweisen. Beim Raubmord im Herbst hatte er das Alibi des Verdächtigen geknackt. Und außerdem hatte er Familie und Gina nicht. Okay, Familie war übertrieben. Aber der Unterhalt für Simon riss ein Loch in sein Budget, und eine Besoldungsstufe höher wäre nicht schlecht.
Er schloss die Bürotür hinter sich, setzte sich an seinen Arbeitsplatz und starrte auf den gegenüberliegenden. Ginas Platz.
Mist! Korrekt war das nicht. In die Kiste steigen konnte Tino, mit wem er wollte. Das war Alois egal, solange Tinos Bettgeschichten nicht Einfluss aufs Team hatten. Doch davon waren sie in diesem Fall meilenweit entfernt. Er war ihr Vorgesetzter. So ging das nicht! Damit würde er nicht durchkommen. Tino würde seinen
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