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Schuld währt ewig

Schuld währt ewig

Titel: Schuld währt ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Löhnig
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Das Engagement in einer Hilfsorganisation kompensiert den Wunsch nach Rache und stärkt seine Eigenwahrnehmung. Doch dann geschieht etwas, das ihn aus der Bahn wirft und zum auslösenden Ereignis für die erste Tat wird. Deshalb ist der Mord an Flade ungeplant und beinahe dilettantisch geschehen. Er muss seit langer Zeit eine Art Liste mit diesen Fällen unglückseliger Todesfälle haben.« Die Kante des Tischs drückte. Dühnfort stand auf. Voigt fiel ihm ein. Er fragte Gina, wie weit sie mit der Suche nach ihm war.
    »Ich habe seine Cousine aufgetrieben. Bei ihr ist er nicht, und er hat sich auch seit Wochen nicht bei ihr gemeldet.«
    Alois reckte sich im Stuhl. »Was ist mit Knöllchen-Eugen? Weshalb rückt der in den Fokus?«
    Dühnfort erklärte, dass Voigt seit Tagen nicht aufzutreiben war und keiner seiner Nachbarn wusste, wo er sich aufhielt. Und nun hatte sich auch noch die Vermutung zerschlagen, er könnte zu einem Verwandtenbesuch an den Tegernsee gefahren sein. »Mir gefällt das nicht. Ich befürchte, dass er den Fahrer erkannt hat. Wir geben die Fahndung nach ihm raus und sollten uns in seiner Wohnung umsehen. Ich werde einen Beschluss beantragen.«

50
    Wo war die Verbindung? Wie sollten sie weitermachen? Etwas lag in der Luft.
    Dühnfort wählte Buchholz’ Nummer und fragte, ob die Auswertung der DNA -Spuren im Fall Hasler inzwischen abgeschlossen war. »Ich wollte dich grad anrufen. Es gibt tatrelevante DNA . Einige Speichelspuren an der Bluse der Hasler. Der Täter hat gehustet, so wie es aussieht. Ich hab sie schon durch die Datenbank geschickt. Kein Treffer.«
    Erleichterung stellte sich ein. »Endlich geht etwas voran. Danke.« Dühnfort legte auf. Eine Spur. Doch solange es keinen Verdächtigen gab, blieb nur der freiwillige Speicheltest.
    Das Handy in der Tasche begann zu vibrieren. Marion Höffken war dran, Heigls Sekretärin. »Bist du im Haus?«
    »Ja.«
    »Der Chef will dich sprechen. Kannst du kurz heraufkommen?«
    »Bin gleich da.« Dühnfort ging durchs Treppenhaus eine Etage höher und betrat das Vorzimmer seines Vorgesetzten, Kriminaloberrat Leonhard Heigl. Marion Höffken blickte vom PC auf. »Grüß dich, Tino.«
    Marion war eine vollschlanke Niederbayerin mit einem Faible für Trachtenmode. Nicht für diesen schrecklichen Jodlerlook, der alljährlich zur Wiesnzeit die Kaufhäuser der Stadt verstopfte, sondern für traditionelle Tracht. Heute trug sie ein Winterdirndl aus brombeerfarbenem Stoff mit hellen Tupfen, langen Ärmeln und Stehkragen. »Hallo, Marion.«
    »In zehn Minuten muss er los, ins Innenministerium zu einer Präsentation. Das Kopfwaschen wird also nicht lange dauern.«
    Das Kopfwaschen. Natürlich. Die Medien machten Druck. Dühnfort betrat das Büro seines Chefs.
    Heigl war ein Mann mit kantigem Gesicht, klarem Blick und vollem Haar. Er saß hinter dem Schreibtisch, das Sakko seines italienischen Anzugs über die Stuhllehne gehängt, die Ärmel des Hemds aufgekrempelt, und hackte auf die Tastatur seines Laptops ein. »Verdammtes Powerpoint. In Zukunft nehme ich mein MacBook mit. Warum sich mit Powerpoint quälen, wenn es Keynote gibt? Setz dich, Tino.« Heigl ließ von der Tastatur ab und krempelte die Ärmel runter. Dühnfort nahm Platz. Heigl griff nach einem Stapel Zeitungen. »Die Medien machen Stimmung. Sie schießen sich auf uns ein und lassen uns als einen Haufen unfähiger Deppen dastehen. Wie schaut es aus? Habt ihr einen Tatverdächtigen?«
    Dühnfort legte Heigl den unbefriedigenden Stand der Ermittlungen dar und fühlte sich nicht wohl dabei. In sieben Jahren Arbeit bei der Mordkommission hatte er noch keinen derart festgefahrenen Fall gehabt. »Seit einer halben Stunde haben wir im Fall Hasler eine tatrelevante DNA , allerdings ohne Referenz in der Datenbank.«
    »Dann macht einen Speicheltest unter allen Männern, die in den Ermittlungen bisher in Erscheinung getreten sind.«
    »Das habe ich vor. Doch das geht nur auf freiwilliger Basis.«
    »Wer sich weigert, macht sich verdächtig, und den klopft ihr dann ab, bis der Putz bröckelt.«
    »Es gibt einen zweiten Ansatzpunkt: einen Zeugen im Fall Flade, der den Täter erkannt haben könnte. Er ist seit Tagen verschwunden. Die Fahndung nach ihm läuft. Ich werde mir jetzt bei Leyenfels einen Durchsuchungsbeschluss für die Wohnung holen.«
    Heigl nickte. »Macht Druck. Da muss jetzt was vorangehen. Wenn du mehr Leute brauchst, sag Bescheid. Die Information über die Täter- DNA und den Speicheltest werde

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