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Schuld war nur die Badewanne

Schuld war nur die Badewanne

Titel: Schuld war nur die Badewanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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»Saftladen!«
    »Du hast auch so schon genug zugeschlagen!« Ich deutete auf das Sortiment Kerzen, das sie gerade auf den Kassentisch gelegt hatte, alle in Zwölferpackungen.
    »Im Dutzend billiger«, meinte sie lakonisch. »Warum nimmst du nicht auch welche mit? Wir kriegen doch Freundschaftsrabatt.«
    Recht hatte sie! Doch dann stand ich vor dem endlos langen Regal und wusste nicht, wofür ich mich entscheiden sollte. Es gab die Kerzen in allen Größen, Formen und Farben, zum Teil goldverziert oder mit aufgeklebten Blümchen, geringelt, gestreift, bepünktelt (wer stellt sich so was in die gute Stube?), aber zum Glück auch ganz schlichte, und denen konnte ich nicht widerstehen. Den honigfarbenen Wachskerzen auch nicht. Und weil ich an dem Regal mit den Hunderten von Bändern vorbei musste, griff ich auch dort noch zu.
    »Willste nicht lieber einen Einkaufswagen nehmen?« Grinsend schob Katja solch ein Gefährt heran. »Mir geht es jedes Mal so, wenn ich hier bin. Dauernd findet man was, das man haben möchte. Im Augenblick ist ja tote Hose, aber du musst mal im November herkommen! Dann treten sich die Kunden gegenseitig auf die Füße, und die Schlange vor der Kasse ist länger als im Supermarkt am Ostersamstag. – Guck mal, Määm, sieht dieser Cissus nicht täuschend echt aus?« Wir standen vor einem zwei Meter hohen Gewächs, das so gar keine Ähnlichkeit hatte mit dem räudigen Busch, der in unserer Essdiele vor sich hin vegetierte und jeden Tag mindestens drei Blätter verlor.
    »Du willst doch nicht behaupten, dass der Baum auch künstlich ist?«
    »Natürlich«, sagte sie lachend. »Das einzige lebende Grünzeug in diesem Laden sind die Beerdigungskränze, und die liegen im Kühlhaus. – So, und jetzt reiß dich endlich los, der Kaffee dürfte inzwischen kalt geworden sein.«
    Er war noch lauwarm und schmeckte überhaupt nicht nach Automat. Ich wollte mir gerade eine zweite Portion holen, als endlich Hannes aufkreuzte. »Wenn ich gewusst hätte, dass wir hohen Besuch haben, wäre ich sofort gekommen«, entschuldigte er sich, »aber mir hat ja niemand was gesagt.« Er reichte mir seinen kleinen Finger, der war noch halbwegs sauber. »Es ist doch überall das Gleiche: Was wirklich wichtig ist, erfährt der Chef als Letzter.«
    »Vielleicht sollte sich der Chef gelegentlich mal unter das niedere Volk mischen«, schlug ich vor.
    »Dazu hat er keine Zeit«, kam es prompt zurück. »Er steht nämlich schon seit Stunden im Freiluftlager und stapelt Blumentöpfe. Das niedere Volk lehnt derart schweißtreibende Arbeit nämlich ab, nicht wahr, Lissy?«
    Eine blonde Frau, etwa Anfang vierzig, hatte sich zu uns gesellt. »Das niedere Volk kriegt auch weniger Geld, nicht wahr, Hannes?«
    »Dafür hat es aber pünktlich Feierabend«, konterte er mit einem Blick auf die große Wanduhr. »Darf ich dich übrigens mit Stefanies Mutter bekannt machen?«
    Wir reichten uns die Hände, während Hannes zu einer weiteren Erklärung ansetzte. »Lissy ist unsere Blumenfee. Wenn du mal ein Gesteck brauchst oder etwas besonders aufwändig verpackt haben willst, dann wende dich vertrauensvoll an sie. Es gibt nichts, was sie nicht einwickeln oder dekorieren kann.«
    Prompt fiel mir etwas ein.
    »Meine Putzfrau hat im nächsten Monat Silberhochzeit!« Schon seit Wochen hatte ich mir den Kopf zerbrochen, welches Geschenk für diesen Anlass wohl angemessen sein könnte. Ein Fresskorb? Zu phantasielos. Außerdem hat man als Hausfrau die Preise so ziemlich im Kopf und kann sofort abschätzen, wie viel Geld der Spender dafür hingeblättert hat. Den Korb muss man auch wieder zurückgeben. Andererseits hat man nach 25  Jahren Ehe wohl doch einen komplett eingerichteten Hausstand, braucht kein Bowlengefäß mehr und keine Tischdecken, und die von mir in Erwägung gezogene Espressomaschine hatte ich wieder verworfen, seitdem Frau Ranitz mal beiläufig erwähnt hatte, dass sie »dieses bittere Gesöff« nicht trinkt. »Ich mag überhaupt keine italienischen Gerichte, Graffiti und das ganze andere Zeugs. Nicht mal Pizza!«
    »Was meinst du, Katja, ob zu Emma so ein hoher Kerzenständer passen würde? Im Ausstellungsraum habe ich einen gesehen, der mir gut gefallen hat. Nur müsste er nicht gelb, sondern altrosa dekoriert sein. Zu Kirsche hochglanzpoliert passt das am besten.«
    Katja nickte zustimmend. »Sie hat momentan sowieso ihre rosa Periode, oder ist dir die neue Kittelschürze nicht aufgefallen?«
    »Kein Problem«, sagte Lissy,

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