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Schuld war nur die Badewanne

Schuld war nur die Badewanne

Titel: Schuld war nur die Badewanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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nicht als seine
zukünftige
Frau vorstellen könnte. Darüber hinaus würden wir uns die spätere Umschreiberei beim Notar ersparen. Wir hängen schon draußen.«
    »Ihr hängt? Wo denn? Und warum?«
    »Beim Standesamt! Und seitdem kriegen wir täglich Post von Versicherungen, Einrichtungshäusern und Banken, die uns Anschaffungsdarlehen offerieren. Können wir uns aber nicht leisten, wir haben schon ein paar hunderttausend Mark Schulden«, sagte sie fröhlich.
    Jetzt begriff ich gar nichts mehr. »Können wir das Gespräch nicht auf morgen vertagen? Anscheinend hat mich die Reise doch ein bisschen mitgenommen, jedenfalls bin ich nicht mehr aufnahmefähig. Ich habe eben was von hunderttausend Mark Schulden verstanden.«
    »Nicht hunderttausend«, gluckste sie, »ich sagte, mehrere hunderttausend! Hannes hat nämlich eine Wohnung gekauft! – So, und nun lasse ich dich in Ruhe. Am Wochenende kommen wir mal vorbei. Gute Nacht und schlaf schön!«
    Als Rolf mit Otto von der abendlichen Pipirunde zurückkam, hockte ich noch immer auf dem Tisch und versuchte, das eben Gehörte in einen Zusammenhang zu bringen.
    »Du siehst aus, als hättest du ein Gespenst gesehen«, stellte mein Ehemann fest, befreite den Hund von der Leine und holte sich eine Flasche Bier aus dem Kühlschrank. »Was ist denn passiert?«
    »Gar nichts«, sagte ich halblaut. »Ich habe nur eben erfahren, dass deine Tochter ganz schnell heiraten muss, weil sie Prokura haben will, während dein künftiger Schwiegersohn bis über beide Ohren verschuldet ist. Kann man ihr die Hochzeit nicht verbieten, auch wenn sie schon draußen hängen?«
    Jetzt war es Rolf, der nicht eben intelligent aussah. »Wovon redest du eigentlich?«
    »So ganz genau habe ich das nicht verstanden, irgendwas mit schnell heiraten müssen, bei den Vertretern Schulden machen und mit der Bankvollmacht eine Wohnung kaufen. Oder so ähnlich«, fügte ich kleinlaut hinzu, denn was ich da eben zusammengestottert hatte, klang doch reichlich idiotisch. »Weißt du, was das alles bedeutet?«
    »In erster Linie, dass ich nicht nach Jamaika fliegen muss«, sagte mein Ehemann mit zufriedener Miene, »und zweitens, dass Hannes nichts Besseres tun konnte, als eine Wohnung zu kaufen. Schulden sind steuermindernd.«
    »Hochzeiten auch?«
    Er überlegte einen Augenblick. »Vielleicht, wenn sie als abzugsfähige Spenden anerkannt werden. In alten Zeiten wurden Opfer am Altar dargebracht – ein Brauch, der auch heute noch gepflegt wird.«
    Da gab ich es auf und ging ins Bett.
     
    »Also die Wohnung ist ganz toll!«, sagte Steffi, den dritten Halb-und-halb-Knödel auf ihren Teller balancierend. »Zweiter Stock, folglich niemand mehr da, der uns auf dem Kopf herumtrampeln könnte, herrlicher Balkon und vor allen Dingen fast fertig, aber noch nicht sooo fertig, dass man nicht noch etwas ändern könnte.«
    »Was denn zum Beispiel?«, wollte Rolf wissen. Unsere neugebackenen Grundbesitzer (immerhin gehörten ihnen ja achtkommaundetwas Prozent Baugrund) hatten sich zum sonntäglichen Mittagessen eingefunden und nur zögernd die Baupläne weggeräumt, als ich schon die Klöße aus dem Wasser fischte. »Könnt ihr nicht endlich mal den Tisch decken?«
    »Und genau
da
kommt das Bad hin«, erläuterte Hannes noch und tippte mit dem Finger irgendwo links oben auf ein kleines Rechteck. »Drei Zimmer genügen uns, deshalb wird aus dem vierten ein richtig schönes Bad mit Whirlpool, Sauna und extra großer Dusche.«
    »Und das geht so einfach«, wunderte sich Rolf eingedenk der endlosen Debatten mit unserem Klempner, als der Geschirrspüler angeschlossen werden sollte; seinerzeit musste in der Küche die halbe Wand aufgestemmt werden.
    »Na ja, begeistert ist die SüdBau nicht gewesen«, räumte Hannes ein, »andererseits ist sie damit hausieren gegangen, dass Änderungswünsche berücksichtigt werden. Nun sollen sie sich mal den Kopf zerbrechen, wie sie das hinkriegen.«
    »Wann ist denn Einzugstermin?«
    »Am ersten Oktober.«
    »Also könnt ihr hoffen, das Weihnachtsfest eventuell schon im eigenen Heim zu feiern!« Ich jedenfalls habe im Freundes- und Bekanntenkreis noch keinen Bauherrn erlebt, dessen Handwerker termingerecht fertig geworden wären. Mal war das schlechte Wetter an der Verzögerung schuld gewesen, dann wieder war der Installateur wegen Krankheit ausgefallen oder die Dachziegel waren nicht pünktlich geliefert worden. Wenn die gestressten Hausbesitzer sechs Wochen später als vorgesehen endlich

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