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Schuld war nur die Badewanne

Schuld war nur die Badewanne

Titel: Schuld war nur die Badewanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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Billard International enthielt, empfahl Havelrundfahrt und Alexanderplatz, wusste, wo man preiswert und trotzdem gut essen kann … Das Jungvolk hörte ihm aufmerksam zu, und Victor genoss es. Schließlich war er es sogar, der sich unternehmungslustig erkundigte, was man denn mit dem angebrochenen Abend noch machen könnte. Da war es kurz vor Mitternacht.
    »Gar nichts«, sagte ich sofort. »Jedenfalls, was mich betrifft. Alte Leute gehören um diese Zeit ins Bett.«
    Der erhoffte Protest blieb natürlich nicht aus, aber ich war tatsächlich müde und hatte nicht die geringste Lust, in einem Stripteaseschuppen zu landen. Nach Ansicht von Großstadtbewohnern sind Besucher aus der Provinz für diese Art von Vergnügungen immer zu haben. Man braucht sich ja nur das Programm der offiziellen Omnibusrundfahrt
Berlin bei Nacht
anzusehen. Und was das Schlimmste ist: Diese Tittentouren sind meistens ausgebucht!
    Zum Glück ließ sich Victor überzeugen, dass ein kühles Bier in einer zünftigen Kneipe jedem Cocktail vorzuziehen sei. Er kannte auch die richtige, und dann wurde es doch zwei Uhr, ehe wir uns auf den Weg zu unseren verschiedenen Nachtquartieren machten.
    »Ich habe alles rausgelegt, was ich an Decken und Kissen gefunden habe«, sagte Dagi, »sogar eine alte Luftmatratze. Irgendwie werdet ihr schon klarkommen. Und zum Frühstück treffen wir uns, wie abgemacht, am Winterfeldplatz. Ist halb zehn zu früh?«
    »Zu spät!«, behauptete Nicki. »Wir haben doch morgen so viel vor!«
    »Also gut, sagen wir neun Uhr, einverstanden?«
    »Viel zu früh«, murmelte ich, aber das hatte sowieso niemand gehört. Woher hatte Dagmar bloß diese Energie? Sooo viel jünger als ich war sie ja nun auch wieder nicht!
     
    Frühstückscafés gibt es inzwischen in den meisten Städten, aber garantiert nicht so viele wie in Berlin. Und die meisten davon müssen in Schöneberg liegen. Dass man an jeder dritten Ecke eine Kneipe findet, war mir schon in der vergangenen Woche aufgefallen, dass man in den meisten außer Bier und Bockwurst auch ein komplettes Frühstück bekommen kann, merkten wir erst, als wir uns auf die Suche nach dem von Dagmar favorisierten »Café schräg gegenüber vom Markt« machten. Der Marktplatz war nämlich riesig, hatte vier Ecken, an jeder gab es ein Lokal und in der Mitte auch noch zwei. »Schräg gegenüber« konnte jedes sein, es kam nur darauf an, ob man die ganze Sache vom Käsestand aus betrachtete oder von Brokkoli und grünen Bohnen.
    »Weißt du denn wirklich nicht, wie das Lokal heißt?«, fragte Nicki zum nunmehr sechsten Mal, denn sie hatte Hunger, und die verlockenden Düfte nach frischen Backwaren wirkten nicht gerade besänftigend.
    »Nein, ich weiß es wirklich nicht«, antwortete ich zum ebenfalls sechsten Mal, was ihre Laune keineswegs verbesserte.
    »Dann bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als die ganzen Schuppen der Reihe nach abzuklappern«, entschied Horst Hermann. »Irgendwo wird Dagmar ja sitzen.«
    Er kannte sie zu wenig, sonst hätte er gewusst, dass Pünktlichkeit nicht zu ihren hervorstechendsten Eigenschaften gehört, und die Vermutung, sie würde bereits auf uns warten, völlig illusorisch war. »Am besten nimmt sich jeder von uns ein Lokal vor, und wenn sie nicht drin ist, muss er davor Posten beziehen.«
    »Wie sollen wir uns denn verständigen? Durch Rauchzeichen?« Die Ironie in Nicoles Stimme war nicht zu überhören. Sie musste jedoch zugeben, dass mein Vorschlag einleuchtend klang. Wir verteilten uns, und schon zehn Minuten später erlöste mich Steffi von den Büstenhaltern. Es war die einzige Marktbude gewesen, die ich zusammen mit dem mir zugeteilten Bistro im Auge behalten konnte.
    Das richtige Café war es angeblich nicht, in dem wir endlich zusammentrafen, aber das war überfüllt gewesen, und dieses hier sollte auch ganz gut sein, behauptete Dagi. Sie beharrte weiterhin darauf, gestern die grünweiße Markise erwähnt zu haben, auf die wir achten sollten, doch nun saßen wir unter einer roten, und die andere wäre blauweiß und folglich auch verkehrt gewesen. »Na und?«, meinte sie gleichmütig. »Wir haben uns doch auch so gefunden.«
     
    Es ist schon erstaunlich, was Männer zum Frühstück verdrücken können! Das fängt bei Müsli an, setzt sich über Eier, Schinken, Wurst und Käse fort, danach folgt eine Quarkspeise, die notfalls durch Joghurt ersetzt werden kann, ein bisschen Obst wäre auch genehm, und als Abschluss dann etwas Süßes, vielleicht ein

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