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Schuld war nur die Badewanne

Schuld war nur die Badewanne

Titel: Schuld war nur die Badewanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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Während des Abiturs hatte ich gezittert, beim ersten Examen pausenlos Däumchen gedrückt … hörte das denn nie auf?
    Endlich der erlösende Anruf. »Gesamtnote Einskommasechs«, jubelte Katja in den Hörer.
    »Gratuliere! Und Nicki?«
    »Überflüssige Frage. Das Gleiche natürlich. Zwillingssyndrom. Wartet nicht mit dem Essen auf uns, wir gehen jetzt in die Stadt und kaufen uns was zur Belohnung.«
    »Was denn?«
    »Keine Ahnung. Eben irgendwas.«
    Rolf meckerte. »Jetzt habe ich extra den vorletzten Champagner kalt gestellt, und nun kommen sie nicht mal.«
    »Bis heute Abend wird der bestimmt nicht schlecht.«
    Zusammen mit Sven, der endlich die Lücken in seinem Bücherschrank wieder auffüllen wollte, haben wir später auch noch die letzte Flasche Pommery geköpft und nebenbei erfahren, wie die Sache abgelaufen war.
    »Da stellt der doch einen Korb mit Unkräutern auf den Tisch und verlangt von mir, dass ich alle Schmetterlingsblütler heraussuchen soll«, beschwerte sich Nicole, »dabei habe ich nicht mal gewusst, wie das ganze Grünzeug geheißen hat. Gerade mal drei Stängel habe ich erkannt, und ausgerechnet das sind die richtigen gewesen! Na ja, Glück muss der Mensch haben.«
    »Darauf wollte ich mich lieber nicht verlassen«, Katja schmunzelte, »ich fahre immer besser nach der Devise: Mangelhaftes Wissen kompensiere man durch Rhetorik. Hat ja auch wieder ganz gut hingehauen. Das ist doch so ähnlich wie bei dir, Määm. Im Grunde genommen besteht die Kunst des Bücherschreibens doch darin, wenig Handlung in epischer Breite auf möglichst viele Seiten zu verteilen.«
    »Jetzt bist du unfair!« Ich war flammende Empörung. »Schreib du doch mal …«
    »Na ja, stimmt vielleicht nicht ganz«, räumte sie ein, »aber du musst doch zugeben, dass es Bücher mit fünfhundert Seiten Umfang gibt. Wenn man die reingeblasene Luft rausließe, könnte man die Handlung oftmals auf ein Viertel komprimieren.«
    »Richtig«, sagte Rolf, »so was nennt man dann Zeitung.«
    Bevor Sven mit seinem Bücherstapel abzog, meinte er gönnerhaft: »Wenn ihr jetzt fertige Lehrer seid, dann kommt ja in Zukunft richtig Kohle bei euch rein.«
    »Theoretisch schon«, bestätigte Katja, »praktisch gesehen fehlt uns nur noch die Voraussetzung dazu.«
    »Und die wäre?«
    »Eine feste Anstellung mit garantierter Verbeamtung!«

[home]
    Kühlschrank gegen Waschmaschine?
    J etzt habe ich den Ereignissen aber doch ein bisschen vorgegriffen, denn bis zu Katjas eben erwähntem Stoßseufzer würde es noch rund zwei Jahre dauern; sie hatte ja noch nicht mal das erste Examen hinter sich gebracht. Allerdings war sie schon weiter gekommen als ihre Schwester, denn nach unserer Heimkehr von der Lesereise präsentierte sie Nicki stolz eine Handvoll bekritzelte Blätter, von denen sie behauptete, es handele sich um die ersten Seiten der Zulassungsarbeit.
    »Für welches Thema hast du dich denn entschieden?«
    »›Einfluss der Medien auf die Entwicklung der Kinder‹ oder so ähnlich«, sagte Katja. »Ich weiß, das ist bestimmt schon dreißigmal behandelt worden, und ich bilde mir auch gar nicht ein, etwas Bedeutendes zu erfahren, aber ich kann wenigstens eine Fragebogen-Aktion unter den Kids starten. Selbsterstellte Statistiken machen sich immer gut!«
    »Sind aber auch schon alte Hüte.«
    »Nun nimm mir doch nicht alle Illusionen!«, seufzte Katja. »Originalität ist eben die Kunst, sich zu merken,
was
man gehört oder gelesen hat, und zu vergessen,
wo
das gewesen ist.«
    Während der folgenden Monate sahen wir die Zwillinge nur selten. Sie arbeiteten nämlich! Geistig! Offenbar hatten sie das lange nicht getan, denn Nicki jammerte einmal am Telefon, es sei so schwer, sich wieder an das Lernen zu gewöhnen. »Nachdem wir die ganzen Scheine, die man nun mal braucht, zusammen hatten, waren das einzig Regelmäßige in unserem Leben die beiden Nachmittage, an denen wir gejobbt haben.«
    Von den fast vier Jahren Studentenleben mussten sie wohl doch ein paar Wochen in der Uni verbracht haben, denn im November hatten sie das erste Examen in der Tasche.
    »Und wie geht’s nun weiter?«, wollte Rolf wissen, als die Mädchen zwecks Entgegennahme der Glückwünsche zu Hause aufkreuzten. Damit verbunden war je ein Scheck, den der stolze Vater den frischgebackenen Lehrerinnen aushändigte. »Ich nehme doch an, dass ich mit dieser freiwilligen Zahlung meiner Pflicht als euer Ernährer zum letzten Mal nachgekommen bin.« Er klappte das Scheckheft zu und

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