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Schuld war nur die Badewanne

Schuld war nur die Badewanne

Titel: Schuld war nur die Badewanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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sah seine Töchter erwartungsvoll an.
    »Wie meinst du das?«, fragte Nicki verdattert, während Katja über so viel Unwissenheit nur den Kopf schüttelte. »Wir sind momentan arbeitslos, Paps«, begann sie, »wenn man mal von dem bisschen Jobberei absieht. Die werden wir bis zum Jahresende auch beibehalten, aber davon kann kein Mensch leben! Wir sind doch bloß Aushilfen!«
    »Außerdem müssen wir uns um eine neue Wohnung kümmern«, ergänzte Nicki, »und du weißt ja, was das bedeutet!«
    »Maklergebühr und drei Monate Mietkaution!«, fiel mir als Erstes ein. Nur zu gut konnte ich mich an die monatelange, vergebliche Suche nach einer Studentenbude erinnern, und jetzt sollte diese ganze Tortur von vorne anfangen? »Wisst ihr denn wenigstens schon, wo ihr hinkommt?«
    »Natürlich nicht«, knurrte Nicki. »Das Referendariat beginnt zwar im Februar, aber seine Schule erfährt man erst nach den Weihnachtsferien. In der dann verbleibenden Zeit soll man sich eine Unterkunft – möglichst am Schulort – suchen, den Umzug organisieren und sich so ganz nebenbei noch ein bisschen auf den Unterricht vorbereiten.«
    »Stimmt das?« Rolfs Stimme hatte einen drohenden Klang angenommen.
    »Natürlich stimmt das. Glaubst du, wir erzählen hier Märchen?«
    »Dann will ich sofort wissen, wer diesen Schwachsinn zu verantworten hat!« Der empörte Vater griff bereits zum Telefonbuch. »An wen muss ich mich wenden?«
    Die Mädchen sahen sich entsetzt an. »Paps, das kannst du nicht machen!«, flüsterte Katja. »Ich weiß auch gar nicht, wer dafür zuständig ist. Wahrscheinlich das Kultusministerium, und da …«
    Aber Rolf hörte schon gar nicht mehr hin. Er liebt Auseinandersetzungen mit Behörden, und ganz besonders dann, wenn sie telefonisch ablaufen.
    Das Kultusministerium befindet sich in Stuttgart, ein Telefonbuch der dortigen Region besitzen wir nicht, und bis Rolf die Auskunft angerufen und die gewünschte Nummer erhalten hätte, würde uns genügend Zeit zur Flucht bleiben. »Fahren wir zum Einkaufen bloß in den Supermarkt oder lieber gleich nach Heilbronn?« Ich suchte bereits nach den Autoschlüsseln.
    »Nach Heilbronn natürlich«, sagte Katja sofort, »das dauert länger.« Plötzlich kicherte sie. »Wenn ich nicht genau wüsste, dass die in Stuttgart für die Stellenvergabe gar nicht zuständig sind, würde ich jetzt die Telefonstrippe kappen, bevor Papi eins von den hohen Tieren verärgert. Wer weiß, ob wir die nicht doch noch mal brauchen.«
    Als wir Stunden später zurückkamen, saß der Herr des Hauses grollend in der Sofaecke. »Ihr scheint in eurer eigenen Zeitzone zu leben!« Er hielt mir den vorhin in der Küche hinterlassenen Zettel entgegen. »Sind bald wieder da!«, las er vor. »Den Wisch habe ich erst vor zwanzig Minuten gefunden!«
    »Dann hat doch gestimmt, was draufsteht«, sagte Katja lakonisch.
    »Werde bloß nicht frech, junge Dame! Seitdem ich weiß, dass ihr bis auf weiteres immer noch an meiner Brieftasche hängen werdet, bitte ich mir ein bisschen mehr Respekt aus. Solange ihr eure Füße …«
    »… unter meinen Tisch stellt«, ging es sofort doppelstimmig weiter, »habt ihr das zu tun, was ich für richtig halte.« Die Mädchen sahen sich an und lachten. »Lass dir endlich mal was Neues einfallen, Paps!« Katja gab ihrem Vater einen Kuss auf die Nasenspitze.
    »Außerdem wollen wir viel lieber an unseren eigenen Tischen sitzen, wir müssen bloß erst wissen, wohin wir sie stellen können. Du weißt nicht zufällig schon etwas, was wir nicht wissen?«
    Nein, er wusste nichts. Zwar habe er eine ganze Menge Gesprächspartner gehabt, die ihn immer wieder weiterverbunden hätten – Mozarts
Kleine Nachtmusik
könne er nunmehr rückwärts singen –, aber zuständig sei wohl niemand gewesen. Schließlich sei er versehentlich beim Pförtner gelandet, und der habe ihm dann gesagt, dass er sich am besten mal mit dem Schulamt Heilbronn in Verbindung setzen solle. Dieses Vorhaben sei bedauerlicherweise daran gescheitert, dass bei eben dieser Behörde keiner mehr den Hörer abgenommen habe.
    »Papi, heute ist Freitag!«, erinnerte ihn Nicki.
    »Ja, und? Mein Steuerberater arbeitet noch, der hat mich vorhin angerufen, drüben beim Zahnarzt brennt Licht, die Geschäfte schließen erst in zwei Stunden, und sogar auf der Post kann ich jetzt noch Briefmarken holen. Mit welchem Recht geht in einer Behörde, die ich mit meinen Steuern finanziere, nachmittags um drei Uhr keiner mehr ans

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