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Schuld war nur die Badewanne

Schuld war nur die Badewanne

Titel: Schuld war nur die Badewanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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Telefon?«
    »Weil die wissen, dass du nicht gerade zu den pünktlichsten Steuerzahlern gehörst«, sagte Katja und duckte sich sofort. Keinen Augenblick zu früh, denn den zusammengeknüllten Prospekt für einen Gartenstaubsauger bekam i c h an den Kopf.
     
    »Ätsch, ich habe seit heute eine Wohnung!!!« Nicki knallte die Haustür hinter sich zu, stürzte zur Pinnwand und entfernte sämtliche Telefonnummern, die dort noch, mit geheimnisvollen Abkürzungen umrandet, aufgespießt waren. Es wurde auch höchste Zeit, dass diese Zettel verschwanden. Jedes Mal, wenn ich telefonierte, starrte ich auf die Buchstabenkürzel und zerbrach mir den Kopf, was sie wohl bedeuten könnten. So was kann zu Zwangsvorstellungen führen! EZW ließ sich ja noch als »Einzimmerwohnung« entschlüsseln, doch was hieß GrM 500 ? Vielleicht »großes Mietshaus« mit fünfhundert Parteien? Oder AW ? Altenwohnung? Mit PnA konnte ich eigentlich nur einen »Postnachsendeantrag« verbinden – durchaus verständlich, wenn man umziehen will, nur genügt dafür keine Telefonnummer, das muss man nämlich schriftlich machen. Was also bedeutete PnA? Und was GrM 500 ?
    »Bist du denn überhaupt nicht neugierig?«, fragte Nicki enttäuscht. »Sonst willst du immer alles ganz genau wissen, und jetzt sagst du gar nichts.«
    »Doch. Was heißt AW ?«
    »Keine Ahnung! Altweibersommer, Atomwaffen, Autowaschanlage – was weiß denn ich? Also: Meine neue Adresse …«
    »Du hast das doch alles selber aufgeschrieben!« Ich hielt ihr die aus dem Papierkorb wieder herausgefischten Zettel entgegen. »Hier steht’s doch: Erst eine Telefonnummer und dann AW .«
    Sie warf nur einen kurzen Blick darauf. »Das war die sogenannte Atelierwohnung, Dachmansarde ohne Stellwände. Da hätte ich sogar mein Bett mitten ins Zimmer rücken müssen!«
    »Ach so.« Ich blätterte den Papierstapel durch, bis ich zu GrM 500 kam. »Und das hier?«
    Jetzt musste sogar sie einen Augenblick nachdenken. »War ’ne hübsche Wohnung und mit fünfhundert Mark direkt billig, aber das war ja auch nur die Grundmiete. Ohne Müllabfuhr, Treppenlicht, Hausreinigung, Gartenpflege, Schneeschippen … Die tatsächliche Miete betrug nämlich 930  Mark, und das ist für eine Referendarin entschieden zu viel.«
    Auch das war nun geklärt. Blieb noch das rätselhafte PnA. »Dieses Objekt habe ich mir erst gar nicht angeguckt«, sagte meine Tochter. »PnA heißt nämlich ›Preis nach Absprache‹, und das bedeutet von vornherein, ich kann’s mir nicht leisten. Bist du nun zufrieden?«
    »Ja, und heilfroh, dass
ich
nicht mehr auf Wohnungssuche gehen muss. Bleibst du zum Essen?«
    »Kommt drauf an, was es gibt.«
    »Bohneneintopf!«
    »Weiß oder grün?«
    »Weiß.«
    »Dann bleibe ich nicht! Ich habe sowieso wenig Zeit, denn jetzt muss ich schleunigst meine Übersiedlung nach Heilbronn organisieren. Hast du nächste Woche schon was vor?«
    »Nein, aber so schnell klappt das mit dem Umzug bestimmt nicht.«
    Sie zog die Autoschlüssel aus der Tasche und öffnete die Tür. »Wer redet denn vom Umzug? Erst mal muss die Wohnung renoviert werden!«
     
    Im Gegensatz zu ihrer Schwester, die man einer Heilbronner Schule zugeteilt hatte, hatte Katja das bessere Los gezogen. Oder auch nicht. Sie würde zwar ihr Referendariat im nur fünf Kilometer entfernten Nachbarort ableisten können, andererseits findet man weder dort noch hier bezahlbare Wohnungen. Die drei Buchstaben BAD vor dem Namen verteuern sowieso alles, ganz egal, ob es sich um die Eintrittskarte fürs Hallenbad handelt oder um einen simplen Blumenübertopf – Bewohner von Kurorten müssen damit leben. Lediglich Kurtaxe brauchen sie nicht zu zahlen, aber das müssen unsere Stadtväter bisher glatt übersehen haben.
    »Warum ziehst du denn nicht wieder in dein altes Zimmer?«, schlug ich vor. »Bequemer kannst du es doch gar nicht haben.«
    »Billiger auch nicht«, murmelte ihr Vater, doch Katja lehnte dieses Ansinnen entschieden ab.
    »Wie stellt ihr euch das denn vor? Seit fast vier Jahren bin ich an meine Selbständigkeit gewöhnt! Niemand hat mir mehr Vorschriften gemacht, keiner hat gemeckert, wenn meine Jacke über der Stuhllehne hing oder die Zeitung auf dem Boden lag. Soll ich das alles wieder aufgeben?«
    »Vielleicht könnten wir uns dahingehend einigen, dass du die Jacke erst gar nicht anziehst, sondern im Auto deponierst, und da du meines Wissens von der Zeitung nur die Titelseite liest, wirst du sehr schnell dahinterkommen, dass

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