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Schuld war nur die Badewanne

Schuld war nur die Badewanne

Titel: Schuld war nur die Badewanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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›ihr‹ kann schon mal gar keine Rede sein, euer Vater hat sich nämlich abgesetzt, und mich lasst ihr schön zu Hause.«
    »Kommt überhaupt nicht in Frage«, protestierte Hannes sofort. »Mit wem soll ich mich denn sonst unterhalten? Die sind doch alle noch nicht trocken hinter den Ohren.« Wie sich später herausstellte, war dieser Greis tatsächlich schon ganze 35  Jahre alt.
    Warum eigentlich nicht? Andererseits hätte ich heute endlich mal freie Auswahl beim Fernsehprogramm gehabt! Seien wir doch ehrlich: Das wahre Familienoberhaupt ist immer derjenige, der die TV -Fernbedienung in der Hand hält! Ob der James-Bond-Film irgendwann wiederholt wird?
    »Den kennste doch schon, Määm«, sagte Sven kopfschüttelnd, »das ist der, wo Roger Moore in der Gondel über’n Markusplatz brettert.«
    Ach so. Titel kann ich mir nämlich grundsätzlich nicht merken. Deshalb passiert es gelegentlich, dass ich beim Durchblättern der Programmzeitschrift einen interessanten Film entdecke und dann nach den ersten zehn Minuten feststellen muss, dass ich mich schon beim ersten Mal über die gelackte Dame geärgert hatte, die nachts um drei aus dem Bett geklingelt wird und trotzdem aussieht, als käme sie gerade von einer Beautyfarm.
    Also gut, kein James Bond, stattdessen Straßenfest. Paarweise zogen wir los. Schorsch hatte Steffi untergehakt, obwohl sie weder blond ist noch blaue Augen hat, so blieb dem armen Hannes gar nichts anderes übrig, als mich zu eskortieren. Weit ist der Weg nicht bis zum Schlosspark, doch als wir ankamen, kannte ich bereits die Familienverhältnisse meines Begleiters und seinen beruflichen Werdegang. Nur womit er derzeit seine Brötchen verdiente, blieb unklar. Offenbar hatte er ein Geschäft, aber ich konnte mir unter Floristik- und Dekorationsbedarf herzlich wenig vorstellen. Wahrscheinlich Blumenerde, Geranientöppe, Papierschlangen und diese hübschen goldumrandeten Pappschilder mit »Herzlich willkommen« oder »Viel Glück dem Jubelpaar«. Man kennt das ja.
    Der vorgesehene Rundgang zwecks Erkundung des kulinarischen Angebots und der Bierquellen endete bereits beim Holzkohlengrill. Zischend tropfte das Fett in die Glut, die Brötchen waren auch nicht mehr so ganz frisch – egal, das Jungvolk hatte Hunger, und sogar Katja, die nur Diätmargarine isst, übersah großzügig den weißen Rand an ihrem Steak. Zum Nachtisch gab es Zuckerwatte.
    Wir besichtigten Silberschmuck, Häkeldeckchen und Kuckucksuhren, ich kaufte ein fluoreszierendes Halsband für Otto, das nur dann seine Leuchtkraft behielt, wenn es den ganzen Tag im Kühlschrank lag, und plötzlich entdeckte Steffi den Schlumpf. Er hing an einer Wurfbude, bestimmt schon seit zehn Jahren, denn die Invasion der Schlümpfe mit Vater Abraham an der Spitze lag doch schon einige Zeit zurück. Außerdem war er hässlich. Richtige Schlümpfe hatten blau ausgesehen. Der hier war grün mit Lila.
    »Wer von euch trifft am besten?« Herausfordernd sah Steffi die Männerriege an. »Ich will den Schlumpf haben!«
    Hannes legte fünf Mark hin, bekam fünf Stoffbälle, peilte die zehn zerbeulten Büchsen an und traf tatsächlich sieben. »Noch mal fünf!« Vor dem dritten Anlauf warf er gleich zwanzig Mark auf den Tisch. Egal, aus welchem Winkel er die Blechpyramide anvisierte, zwei Büchsen blieben immer stehen.
    »Jetzt lass mich mal ran!«, kommandierte Schorsch. »Als Kind habe ich diese Dinger schon mit dem zweiten Wurf flachgelegt.« Er schaffte es nicht mal nach dem fünften.
    »Ich glaube, der hat die letzte Büchse festgeklebt!« Die anderen hatte er schon heruntergeholt, jetzt zielte Tom auf die Dose, holte weit aus und – traf haarscharf daneben.
    Nun waren sie vom Ehrgeiz gepackt. Während Steffi immer wieder protestierte und den Verzicht auf diese lila Scheußlichkeit herausbrüllte, flogen die Bälle unentwegt gegen die Büchsen und mehr noch gegen die Wand. Schließlich gab Hannes auf. »Ich habe kein Geld mehr, oder nehmen Sie auch Kreditkarten?«
    Der Budenbesitzer bedauerte. Trotzdem strahlte er über das ganze Gesicht. Und dann holte er tatsächlich den Schlumpf vom Haken und drückte ihn Steffi in die Hand. »Nehmen Sie ihn mit, Frollein! Gewonnen hat Ihr Freund ihn nicht, aber ehrlich erkauft.«
    Das Frollein errötete zart. »Du bist verrückt, Hannes! Das Ganze sollte doch bloß ein Jux sein.« Sie betrachtete ihre Errungenschaft von allen Seiten. »Das Vieh ist doch potthässlich!«
    »Interessieren würde mich mal, wie viel Sie

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