Schuld war nur die Badewanne
Allein.
»Es langt!«, sagte sie zur Begrüßung. »Jetzt ist endgültig Schluss!« Ihr uns hinreichend bekanntes Übernachtungsköfferchen hatte sie gegen eine Art Überseekoffer eingetauscht, der offenbar bis zum Rand vollgepackt und entsprechend schwer war. »Ich kann doch hier bleiben, bis ich eine Wohnung gefunden habe, ja?«
Ihren Entschluss, Horst Hermann endgültig den Laufpass zu geben und sich eine eigene Wohnung zu suchen, nahm keiner von uns mehr ernst. Zu oft hatten wir ihn gehört, zu oft hatte Steffi um Asyl nachgesucht, und doch hatte sie immer wieder einen Rückzieher gemacht. Stutzig machte mich lediglich der Umfang ihres Gepäcks. Sven schleppte gerade den zweiten Koffer herein. »Diesmal scheint es was Längeres zu werden.«
»Jawoll!«, bestätigte Steffi. »Dieser Mistkerl, dieser energielose Schlaffi, dieser … na ja, eben der wollte partout nicht mitkommen. Da seien so viele Leute, hat er gesagt, müde sei er auch – wovon eigentlich? Weil er fünf Tomatenstauden angebunden hat? –, und überhaupt will er nachher die Sportschau sehen. Da hat’s bei mir ausgehakt! Ich hab ihm den verdammten Fernseher vor die Füße geschmissen!«
»Auweia«, meinte Sven grinsend, »das gibt Ärger!«
»Es war ja nur der kleine, mit dem haben wir sowieso bloß noch das erste Programm gekriegt. Den großen hätte ich gar nicht hochheben können.«
»Wen hättest du nicht heben können?«, winkte Hannes aus der Hängematte, die er gleich nach seiner Ankunft mit Beschlag belegt und seitdem nicht mehr verlassen hatte.
»Dich!«, konterte Steffi. »Wie kommst du überhaupt her?«
»Mit Schorsch.«
»Der ist auch da? Was wollt ihr denn hier? Mal ein bisschen die Provinzschönheiten anbaggern, weil ihr bei den Studentinnen in Heidelberg nicht landen könnt?«
Der weitere Dialog ist mir entgangen, weil ich Kaffee kochen musste. Ehemann Rolf und Dackel Otto waren von ihrem Waldspaziergang zurückgekommen. Ersterer verlangte Kaffee, der zweite ein ruhiges Plätzchen zum Ausruhen. Den einen Wunsch konnte ich erfüllen, den anderen nicht.
»Ich dachte, das Straßenfest findet im Schlosspark statt?« Etwas beunruhigt deutete Rolf in den bevölkerten Garten. »Muss ich da jetzt raus? Wer sind die überhaupt alle?«
»Nein«, beantwortete ich die erste Frage, und »Freunde von den Mädchen« die zweite. »Ich kann nur hoffen, dass Sven heute Abend welche mitnimmt, sonst gibt es Platzprobleme. Steffi ist nämlich auch mal wieder ausgezogen.«
»Willst du damit andeuten, dass die ganze Meute bei uns übernachten wird?«, fragte er entsetzt.
»Das habe ich bisher leider noch nicht abklären können.«
»Dann solltest du es schleunigst tun«, beschied mich mein Gatte, verzog sich samt Kaffeekanne auf den Balkon und wartete aus sicherer Entfernung ab, wie sich die Angelegenheit entwickeln würde.
Sie entwickelte sich gar nicht. Stefanie erzählte dem nur mäßig interessierten Auditorium, weshalb sie Horst Hermann nun endgültig abserviert hatte, Nicki turtelte mit Thomas, Tom war auf der Liege eingeschlafen, Schorsch stierte in sein Mineralwasser und versuchte, die Zitronenscheibe mit den herausgefischten Kernen abzuschießen.
»Haben die beiden eigentlich keine Freundinnen?«, wollte ich von Katja wissen, als sie zum dritten Mal den Kühlschrank mit neuen Getränkeflaschen auffüllte. »Die Jungs scheinen doch ganz in Ordnung zu sein.«
»Na ja, Schorsch sucht immer noch nach seiner Idealfrau. Groß und blond muss sie sein, blaue Augen haben, intelligent sein – er ist ja auch nicht gerade doof –, nicht zu emanzipiert, aber auch kein Hausmütterchen, selbstverständlich muss sie tauchen können, und was sie sonst noch alles sein soll und können muss, fragst du ihn am besten selbst. Die Antwort wäre bestimmt abendfüllend.«
»Und der andere?«
»Hannes? Bei dem ist vor einigen Monaten eine langjährige Beziehung in die Brüche gegangen, und daran knabbert er immer noch. Deshalb habe ich ihn ja auch eingeladen, damit er mal auf andere Gedanken kommt. Und wegen der Badewanne natürlich! Aber darum will er sich morgen kümmern.«
Womit die noch offene Frage einer eventuellen Übernachtung geklärt war. »Wo wollt ihr bloß alle schlafen? So viel Platz haben wir doch nun wirklich nicht, zumal Steffi wieder da ist.«
»Mach dir deshalb keine Sorgen«, winkte Katja ab. »Schorsch ist doch mit seinem Campingbus gekommen, da drin ist Platz für zwei, notfalls auch für drei. Der nimmt immer sein
Weitere Kostenlose Bücher