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Schuldig

Schuldig

Titel: Schuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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abpresste. Daher hatte er, kaum dass Bartholemew gegangen war, überlegt, was die Polizei im Gegensatz zu ihm nicht über Trixie wissen konnte. Wohin sie sich geflüchtet haben konnte, wem sie vertraute.
    Im Moment gab es denkbar wenige Menschen, die in diese Kategorie fielen.
    Die Kundin verließ den Laden, und Daniel trat ein. »Hallo, Mr. S«, sagte Zephyr, als sie ihn hereinkommen sah.
    Sie trug lila Nagellack. Es war dieselbe Farbe, die Trixie am Morgen getragen hatte, wahrscheinlich hatten sie sich gemeinsam die Nägel lackiert, als Zephyr das letzte Mal bei ihnen war. Der Anblick machte Daniel das Atmen schwerer.
    Zephyr schaute über seine Schulter. »Haben Sie Trixie mitgebracht?«
    Daniel starrte das Mädchen an, das seine Tochter möglicherweise besser kannte, als er selbst sie je gekannt hatte, so schmerzlich diese Einsicht auch war. »Zephyr«, sagte er, »hast du einen Moment Zeit?«

    Für einen Typ in seinem Alter war Daniel Stone echt scharf. Das hatte Zephyr schon öfter zu Trixie gesagt, die sich jedes Mal total darüber aufgeregt hatte, weil er ja schließlich ihr Vater war. Aber auch sonst hatte Mr. Stone Zephyr immer fasziniert. In all den Jahren, die sie mit Trixie befreundet war, hatte sie nie erlebt, dass er mal aus der Haut fuhr. Nicht, als sie Nagellackentferner auf der Kommode in Mrs. S’ Schlafzimmer verschüttet hatten, nicht, als Trixie die Mathearbeit versiebt hatte, nicht mal, als er ihr Zigarettenversteck in der Garage entdeckt hatte. Es war unnatürlich, so gelassen zu sein, als wäre er so eine Art Bilderbuchpapa, der sich durch nichts aus der Ruhe bringen ließ. Da war Zephyrs Mutter schon ein ganz anderes Kaliber. Einmal hatte sie vor Zephyrs Augen ihr ganzes Geschirr zerdeppert, weil sie dahintergekommen war, dass der Versager, mit dem sie damals ging, sie betrog. Zephyr und ihre Mom wetteiferten manchmal darum, wer wen am lautesten anschrie. Und es war ihre Mutter, von der sie die besten Flüche und Schimpfwörter gelernt hatte.
    Aber heute war irgendwas anders. Mr. Stone war unkonzentriert. Während er Zephyr mit Fragen bombardierte, huschten seine Augen hin und her. Die ausgeglichene, freundliche Vaterfigur, um die sie Trixie Zeit ihres Lebens beneidet hatte, war verschwunden, fast so, als wäre der Mann, der da vor ihr stand, ein ganz anderer.
    Â»Zuletzt mit Trixie gesprochen hab ich gestern Abend gegen zehn«, sagte Zephyr und lehnte sich auf die Glastheke. »Ich hatte sie angerufen, um mit ihr über die Beerdigung zu reden.«
    Â»Hat sie gesagt, dass sie hinterher noch irgendwohin wollte?«
    Â»In letzter Zeit hat Trixie keine große Lust auszugehen.«
    Â»Zephyr, es ist wirklich wichtig, dass du mir die Wahrheit sagst.«
    Â»Mr. Stone«, sagte sie, »wieso sollte ich Sie anlügen?«
    Eine unausgesprochene Antwort hing zwischen ihnen in der Luft: weil du schon einmal gelogen hast. Sie dachten beide daran, was sie der Polizei nach der Vergewaltigung erzählt hatte. Sie wussten beide, dass Eifersucht zu einer Springflut anschwellen konnte.
    Mr. Stone holte tief Luft. »Falls sie dich anruft … dann sag ihr bitte, dass ich nach ihr suche … und dass alles wieder gut wird.«
    Â»Steckt sie in Schwierigkeiten?«, fragte Zephyr, doch da war Trixies Vater schon zur Tür hinaus.
    Zephyr schaute ihm nach. Sollte er sie doch ruhig für eine miese Freundin halten. In Wahrheit war sie genau das Gegenteil. Sie hatte Trixie schon einmal im Stich gelassen, und gerade deshalb hatte sie getan, was sie getan hatte.
    Zephyr warf einen Blick auf die Kasse. Drei Stunden waren vergangen, seit sie sämtliche Zwanzigdollarscheine geklaut und sie Trixie gegeben hatte. Drei Stunden, dachte Zephyr, das war ein verdammt guter Vorsprung.

    BIN TRIXIE SUCHEN, stand auf dem Zettel. BIS SPÄTER.
    Laura ging instinktiv nach oben in Trixies Zimmer, als könnte das alles nur ein großer Irrtum sein. Aber natürlich war sie nicht da, und der gesamte Raum war auf den Kopf gestellt worden. Sie fragte sich, ob das Trixie gewesen war oder die Polizei.
    Am Telefon hatte Daniel gesagt, sie würden jetzt plötzlich in einem Mordfall ermitteln. Jasons Tod sei doch kein Selbstmord und Trixie davongelaufen.
    Es gab so viel in Ordnung zu bringen, dass Laura nicht wusste, wo sie anfangen sollte. Ihre Hände zitterten, als sie die Überbleibsel des Lebens ihrer Tochter durchging

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