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Schuldig

Schuldig

Titel: Schuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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diesen drei Wochen nicht verändert haben und … wie hast du es genannt – markanter – geworden sein?«
    Â»Ja, wäre möglich«, antwortete Max. »Vor allem wenn die Verdächtige das Haar irgendwie chemisch behandelt hat oder extrem starkem Sonnenlicht oder Wind ausgesetzt war. Theoretisch können zwei Haare von demselben Kopf ganz einfach anders aussehen. Es besteht aber auch die Möglichkeit, dass wir es hier mit zwei unterschiedlichen Köpfen zu tun haben.« Er sah Bartholemew an. »Wenn ich vor Gericht als Sachverständiger aussagen müsste, könnte ich nicht mit Gewissheit behaupten, dass diese beiden Haare von ein und derselben Person stammen.«
    Bartholemew war elend zumute. Er war sich so sicher gewesen, dass er auf der richtigen Spur war, dass Trixie Stones Verschwinden als Indiz für ihre Täterschaft gewertet werden konnte.
    Â»Hör mal«, sagte Max, als er sein Gesicht sah. »Ich würde das nicht vielen Leuten gegenüber zugeben, aber die Mikroskopie ist nicht immer eine exakte Wissenschaft. Selbst wenn ich mir ziemlich sicher bin, dass zwei Proben übereinstimmen, sage ich den Detectives, dass sie sich eine DNA-Analyse besorgen sollen, um die Ergebnisse der mikroskopischen Untersuchung zu untermauern.«
    Mike seufzte. »Nur die eine Probe hat eine Haarwurzel. Damit fällt die DNA weg.«
    Â»Damit fällt die nukleäre DNA weg«, stellte Max klar. Er beugte sich vor und nahm einen Zettel vom Schreibtisch. Er schrieb etwas darauf und gab ihn Bartholemew. »Skip kenn ich schon lange, arbeitet in einem Privatlabor in Virginia. Sag ruhig, dass ich dich geschickt habe.«
    Bartholemew nahm den Zettel. SKIPPER JOHANSSEN, stand da. GENETTA LABORATORIES.

    Als der Schneesturm aufkam, hatte Trixie schon lange kein Gefühl mehr in den Zehen. Sie war nahezu katatonisch, eingelullt von der Kälte und den Abgasen des Snowmobils. Als das erste Eis ihre Wange traf, wurde sie blinzelnd wieder wach. Sie waren noch immer irgendwo auf dem Fluss – die Landschaft sah nicht anders aus als vor einer Stunde, nur dass die Lichter am Himmel verschwunden und von grauen Wolken verdeckt waren, die sich bis tief zum Horizont neigten.
    Schnee peitschte ihnen entgegen. Die Sicht wurde immer schlechter. Trixie stellte sich vor, dass sie in einem Comicbild ihres Vaters gelandet war. Die Formen in der Dunkelheit verwandelten sich in Schurken aus seiner Feder – gekrümmte Bäume waren klauenartige Hexenarme, Eiszapfen die gebleckten Reißzähne eines Dämons.
    Willie verlangsamte das Tempo, bis sie nur noch dahinkrochen, und hielt dann ganz an. Über den tosenden Wind hinweg rief er Trixie zu: »Wir müssen warten, bis der Sturm aufhört. Morgen früh klart es wieder auf.«
    Trixie wollte ihm antworten, aber sie hatte die Zähne so lange so fest aufeinandergepresst, dass sie sie jetzt nicht mehr auseinanderbekam.
    Willie ging zum hinteren Teil der Maschine und kramte herum. Schließlich gab er ihr eine blaue Segeltuchplane. »Klemm die unter die Kette«, sagte er. »Dann haben wir einen Windschutz.«
    Damit überließ er sie sich selbst und verschwand in dem wirbelnden Schnee. Trixie war zum Heulen zumute. Ihr war so elend kalt. Sie hatte keine Ahnung, was Willie mit Kette meinte, und sie wollte nach Hause. Sie hielt die Plane gegen ihren Parka gedrückt, rührte sich nicht und wünschte, dass Willie zurückkam.
    Sie sah ihn einige Male im Kegel des Snowmobilscheinwerfers auftauchen und wieder verschwinden. Er schien Äste von einem abgestorbenen Baum am Flussufer zu brechen. Als er merkte, dass sie noch immer auf dem Snowmobil saß, kam er zurück. Sie rechnete damit, dass er sie ausschimpfen würde, weil sie ihm keine Hilfe war, doch stattdessen wurde sein Mund schmal, und er half ihr herunter. »Setz dich dahin«, sagte er und schob sie weiter, bis sie mit dem Rücken zur Maschine saß, ehe er die Plane daran befestigte und über Trixie zog, ein Minizelt, um den Wind abzuwehren.
    Es war nicht perfekt. In der Plane waren drei große Schlitze, und Schnee und Eis fanden die Lücken mit untrüglicher Sicherheit. Willie kauerte sich vor Trixie, schälte die Rinde von den Birkenzweigen, die er gesammelt hatte, und stopfte sie zwischen Erlen- und Pappelholz. Dann schüttete er etwas Benzin vom Snowmobil auf den kleinen Haufen und zündete es mit einem Feuerzeug aus seiner

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