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Schuldig

Schuldig

Titel: Schuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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aber noch eine andere Sorte DNA, die seit einiger Zeit in Forensikerkreisen Furore macht – die mitochondriale DNA. Und selbst wenn Sie nicht viel darüber wissen, kennt doch die ganze Welt den größten Fall, bei der sie bislang zum Einsatz kam: den elften September.«
    Â»Um die sterblichen Überreste der Opfer zu identifizieren?«
    Â»Genau«, sagte Skipper. »Die üblichen Methoden waren nicht anwendbar, weil man keine unversehrten Zähne fand, keine Knochen, die nicht zerquetscht waren, auch kein Material für Röntgenaufnahmen. Aber mithilfe der mitochondrialen DNA, kurz mtDNA, lassen sich Proben in jeder möglichen Form abgleichen, ob verbrannt, pulverisiert oder sonst was. Die Wissenschaftler brauchen lediglich zum Vergleich eine Speichelprobe von einem Familienmitglied der verstorbenen Person.«
    Sie griff nach der Haarprobe, die Max am Vortag unter dem Mikroskop untersucht hatte. »Dass wir diese Haare auch ohne Wurzel auf DNA testen können, liegt daran, dass eine Zelle nicht bloß aus dem Zellkern besteht. Es gibt weitere Elemente, beispielsweise die Mitochondrien, die praktisch die Kraftwerke für die Energieversorgung der Zelle sind. Jede Zelle hat Hunderte von Mitochondrien, aber nur einen Kern. Und jedes einzelne Mitochondrium enthält viele Kopien der mtDNA, die für uns interessant ist.«
    Â»Wenn es weitaus mehr mtDNA gibt als nukleäre DNA, wieso wird sie dann nicht immer für die DNA-Analyse benutzt?«, wollte Bartholemew wissen.
    Â»Weil die Sache einen Haken hat. Bei einem aus nukleärer DNA erstellten Profil beträgt die Wahrscheinlichkeit, eine weitere Person mit diesem Profil zu finden, eins zu sechs Milliarden. Bei der mitochondrialen DNA ist die Wahrscheinlichkeit weit höher. Das liegt daran, dass man die mtDNA im Gegensatz zur nukleären DNA nur von der Mutter erbt. Und das wiederum bedeutet, dass Sie und Ihre Geschwister alle dieselbe mtDNA haben wie Ihre Mutter … und deren Mutter und ihre Geschwister ebenfalls und so weiter. Es ist wirklich sehr faszinierend – eine weibliche Eizelle enthält im Vergleich zur Spermazelle massenweise Mitochondrien. Bei der Befruchtung sind die wenigen Sperma-Mitochondrien nicht nur gewaltig in der Unterzahl, sie werden regelrecht zerstört.« Skipper strahlte ihn an. »Natürliche Auslese wie aus dem Bilderbuch.«
    Â»Ist ja ein Jammer, dass ihr uns für diesen Befruchtungskram überhaupt noch braucht«, sagte Bartholemew trocken.
    Â»Stimmt, aber Sie sollten mal sehen, was direkt nebenan im Klonlabor läuft«, erwiderte Skipper. »Wie dem auch sei, was ich sagen will, ist, mit der mtDNA lässt sich kein Täter überführen, wenn etwa zwei biologische Geschwister unter Verdacht stehen, aber sie ist ein gutes Mittel, um jemanden, der nicht blutsverwandt ist, als tatverdächtig auszuschließen. Wenn man fünfzehn Stellen auf dem DNA-Strang untersucht, ergibt das statistisch betrachtet über eine Quadrilliarde DNA-Profile, und das ist ziemlich praktisch, wenn man Geschworenen einen bestimmten Täter präsentieren will. Bei der mtDNA hingegen sind bislang erst viertausendachthundert Sequenzen erfasst, und weitere sechstausend werden in der wissenschaftlichen Literatur erwähnt. Anhand von mitochondrialer DNA lässt sich in etwa eine relative Häufigkeit von null Komma eins vier bestimmen – im Grunde heißt das, dass das Profil eines Verdächtigen auf vier Prozent der Weltbevölkerung zutrifft. Das reicht nicht aus, um bei Geschworenen jeden Zweifel auszuräumen, aber wie gesagt, Sie können einen Verdächtigen ausschließen, wenn er dieses spezielle Profil eben nicht aufweist.«
    Â»Also, wenn das mtDNA-Profil von dem Haar, das an der Uhr des Opfers gefunden wurde, nicht zu dem von Trixie Stones Haar passt, kann ich ihr den Mord nicht nachweisen?«, fragte Bartholemew.
    Â»Richtig. Zumindest nicht auf Grundlage dieser Untersuchung.«
    Â»Und wenn es passt?«
    Skipper blickte auf. »Dann dürfte das für einen Haftbefehl ausreichen.«

    Die Sonne hatte die alaskische Tundra übersprungen. So kam es Laura zumindest vor, wieso sonst war es morgens um neun noch so stockfinster? Sie waren soeben in Bethel gelandet, und sie wartete angespannt, dass die Stewardess die Ausstiegsluke des Flugzeugs öffnete. Es war schon schlimm genug, überhaupt zu fliegen, aber diese Kiste hier war eigentlich nur

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