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Schuldig

Schuldig

Titel: Schuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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Tasche an. Erst als Trixie die Wärme des Feuers auf der Haut spürte, erlaubte sie sich selbst die Frage, wie kalt es wohl da draußen sein mochte.
    Â»Komm mit«, sagte Wille. »Wir holen uns Gras.«
    Das Letzte, was Trixie im Augenblick fertigbrachte, war sich zu bewegen. Sie versuchte, den Kopf zu schütteln, aber selbst das gelang ihr nicht. Als sie nicht aufstand, drehte Willie sich um, schien sich nicht weiter um sie kümmern zu wollen. »Warte«, sagte sie, und obwohl er sich nicht zu ihr umwandte, blieb er stehen. Sie wollte ihm erklären, dass sich ihre Füße wie Eisblöcke anfühlten und sie sich auf die Unterlippe beißen musste, weil ihr die Finger so wehtaten. Sie wollte ihm sagen, dass ihre Schultern schmerzten, weil sie versuchte, nicht zu zittern. Sie wollte ihm sagen, dass sie Angst hatte und dass sie sich ihre Flucht so nicht vorgestellt hatte. »Ich k-kann mich nicht b-bewegen«, brachte sie schließlich raus.
    Willie kniete sich neben sie. »Was kannst du nicht mehr fühlen?«
    Gar nichts, dachte Trixie.
    Willie fing an, die Riemen von ihren Stiefeln zu lösen. Ganz sachlich legte er beide Hände um ihren Fuß. »Ich hab keinen Schlafsack mit. Den hab ich meinem Vetter geborgt. Er ist einer von den Mushern, und die Rennleiter checken, ob du einen hast, ehe du ins Rennen gehst.« Dann, als Trixie gerade wieder die Zehen bewegen konnte und ihr ein brennender Schmerz von den Nägeln zur Fußmitte schoss, stand Willie auf und ging.
    Wenige Minuten später kam er mit einem Armvoll dürrem Gras zurück. Es war mit Schnee überpudert. Willie hatte es am Ufer ausgegraben. Er stopfte das Gras in Trixies Schuhe und Fäustlinge. Er sagte ihr, sie sollte sich auch etwas unter den Parka schieben.
    Â»Wie lang wird’s schneien?«, fragte Trixie.
    Willie zuckte mit den Achseln.
    Â»Wieso redest du nicht?«
    Willie wippte auf den Fußballen zurück, und seine Schuhe knirschten im Schnee. »Wieso denkst du, man muss reden, um etwas zu sagen?« Er zog seine Handschuhe aus und wärmte sich die Hände am Feuer. »Du musst aufpassen.«
    Â»Wieso?«
    Â»Weil du erste Anzeichen von Frostbeulen hast.«
    Trixie fuhr zusammen. Wurde das befallene Körperteil nicht schwarz und fiel irgendwann ab? »Wo?«, fragte sie panisch.
    Â»Zwischen den Augen. An der Wange.«
    Im Gesicht ?
    Willie signalisierte ihr ein wenig verlegen, dass er näher kommen und sie anfassen wollte. In diesem Moment wurde Trixie erst klar, dass sie hier draußen in der Wildnis, mindestens fünfundzwanzig Meilen von irgendeinem Menschen entfernt, der ihre Schreie hören konnte, mit einem Jungen festsaß, der viel stärker war als sie. Sie wich vor ihm zurück und schüttelte den Kopf, während ihre Kehle wie zugeschnürt war.
    Seine Finger hielten ihr Handgelenk fest, und Trixies Herz hämmerte immer lauter. Sie schloss die Augen, rechnete mit dem Schlimmsten, dachte, wenn du einen Albtraum überlebt hast, ist der zweite vielleicht gar nicht mehr so schlimm.
    Willies Hand, heiß wie ein Stein in der Sonne, drückte auf ihre Wange. Sie spürte, wie sich seine andere Hand auf ihre Stirn legte und dann nach unten glitt, um ihr Kinn zu umschließen.
    Sie nahm die Schwielen auf seiner Haut wahr, und sie fragte sich, woher er sie wohl hatte. Trixie öffnete die Augen, und zum ersten Mal, seit sie ihm begegnet war, sah Willie Moses sie richtig an.

    Skipper Johanssen war Expertin für sogenannte mitochondriale DNA. Bartholemew beobachtete sie, wie sie Zucker in ihren Kaffee löffelte und dabei die Notizen studierte, die er ihr mitgebracht hatte. »Ungewöhnlicher Name«, sagte er.
    Â»Meine Mom war Barbie-Fan«, lautete ihre knappe Erklärung.
    Sie war schön: glattes, platinblondes Haar, das ihr über den Rücken fiel, grüne Augen hinter einer breiten schwarzen Brille. Beim Lesen bewegte sie manchmal lautlos die Lippen. »Was wissen Sie über mitochondriale DNA?«, fragte sie.
    Â»Dass man sie hoffentlich dazu verwenden kann, zwei Haarproben zu vergleichen.«
    Â»Mhm, ja, das geht. Die eigentliche Frage ist, was Sie mit dem Vergleich anfangen wollen.« Skipper lehnte sich in ihrem Sessel zurück. »Der Begriff DNA-Analyse ist seit Jahren in aller Munde. Meistens geht es dabei um nukleäre DNA, die Sorte, die zu gleichen Teilen von Ihrer Mutter und Ihrem Vater kommt. Es gibt

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