Schuldig
gebrochene Mädchen kümmerten, das sie mal gewesen war.
Sie fragte sich, ob sie wussten, dass ihre Patientin nichts als eine Hülle war. Eigentlich hätte eine Medizinerin doch bemerken müssen, dass da jemand innerlich ganz leer war. Trixie sah sich selbst mit steifen, ruckartigen Bewegungen auf ein weiÃes Blatt Papier treten. Sie lauschte, als Dr. Roth sie aufforderte, ihre Kleidung abzulegen, und ihr erklärte, dass am Stoff möglicherweise Spuren hafteten, die der Polizei weiterhelfen könnten. »Bekomme ich die Sachen wieder?«, hörte Trixie sich selbst fragen.
»Leider nein«, antwortete die Ãrztin.
»Dein Dad fährt rasch nach Hause und holt dir was zum Anziehen«, fügte Janice hinzu.
Trixie starrte auf den Boden, während sie mit langsamen Bewegungen die Bluse ihrer Mutter aufknöpfte und abstreifte. Zu spät erinnerte sie sich an die Bandage an ihrem Arm.
»Was ist denn da passiert?«, fragte Dr. Roth und berührte sacht die Metallklammern, die den Verband hielten.
Trixie geriet in Panik. Was würde die Ãrztin sagen, wenn sie erfuhr, dass Trixie sich selbst in den Arm schnitt? Konnte man sie deswegen in die Psychiatrie stecken?
»Trixie«, sagte Dr. Roth, »hast du Blutergüsse darunter?«
Sie blickte nach unten auf ihre FüÃe. »Eher Schnitte.«
Dr. Roth begann, den Verband um den linken Unterarm abzuwickeln. Trixie wehrte sich nicht. Sie dachte darüber nach, wie es wohl in so einer Anstalt sein würde. Ob es vielleicht sogar besser war, mit Medikamenten vollgepumpt und von der wirklichen Welt weggeschlossen zu werden.
Dr. Roths behandschuhte Finger glitten über einen Schnitt. »Hatte er ein Messer?«
Trixie blinzelte. Sie brauchte einen Moment, um zu begreifen, was die Ãrztin damit andeutete, und dann noch einen weiteren Moment, bis ihr klar wurde, dass ihr soeben ein Ausweg angeboten worden war.
»Ich ⦠ich glaube nicht«, sagte sie. »Ich glaube, er hat mich gekratzt, als ich mich gewehrt habe.«
Dr. Roth notierte etwas auf dem Klemmbrett, während Trixie sich weiter auszog. Ihre Jeans kam als Nächstes, und dann stand sie zitternd in BH und Slip da. »Ist das die Unterwäsche, die du getragen hast, als es passiert ist?«, fragte die Ãrztin.
Trixie schüttelte den Kopf. Sie hatte den Slip angezogen und eine dicke Monatsbinde eingelegt, sobald sie gesehen hatte, dass sie blutete. »Ich hatte keinen Slip an«, murmelte Trixie und begriff im selben Augenblick, wie flittchenhaft sie wirken musste. Sie sah zu Boden, betrachtete die durchsichtige Bluse. War es deshalb passiert?
»Tief sitzende Hüftjeans«, sagte Janice mitfühlend, und Trixie nickte, dankbar, dass sie nichts weiter erklären musste.
Sie konnte sich nicht erinnern, jemals so müde gewesen zu sein. Janice reichte ihr ein Krankenhaushemd, das hinten offen war, sodass Trixie sich weiterhin nackt fühlte. »Du kannst dich jetzt setzen«, sagte Dr. Roth.
Als Nächstes kam die Blutabnahme. Damals in der achten Klasse in Bio, als sie ihre eigene Blutgruppe bestimmen sollten, wäre Trixie fast umgekippt, als sie das Blut sah, und ihre Lehrerin hatte sie in den Sanitätsraum geschickt.
Diesmal jedoch sah Trixie zu, als die Nadel in die Haut drang. Sie fühlte den Stich nicht, sie fühlte sich nicht benommen. Sie fühlte natürlich gar nichts, weil sie es ja gar nicht war.
Als die Ãrztin das Licht im Zimmer ausschaltete, sagte Janice: »Dr. Roth wird jetzt ein ganz spezielles Licht benutzen, eine Schwarzlichtlampe. Es tut nicht weh.«
Es hätten tausend Nadeln sein können, und trotzdem hätte sie nichts gespürt, das wusste Trixie genau. Dieses Schwarzlicht war wie im Sonnenstudio, nur gruseliger. Das Licht leuchtete ultraviolett, und als Trixie an ihrem eigenen nackten Körper herabschaute, war der mit lila Streifen und Flecken übersät, die zuvor unsichtbar gewesen waren. Dr. Roth feuchtete ein langes Wattestäbchen an und berührte eine Stelle an Trixies Schulter. Sie legte es zum Trocknen beiseite, und Trixie sah, dass sie etwas auf den Papierstreifen schrieb, in dem das Wattestäbchen verpackt gewesen war: MutmaÃlich Speichel von rechter Schulter .
Die Ãrztin nahm Speichelproben von der Innenseite ihrer Wange und von ihrer Zunge. Sie kämmte vorsichtig Trixies Haar über einem Papierhandtuch aus und schlug
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