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Schuldig

Schuldig

Titel: Schuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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die beiden Männer in einem Vakuum, als sie einander mit einem knappen Nicken begrüßten und wortlos akzeptierten, dass jeder von ihnen tun würde, was er tun musste.

    Â»Du warst in der Eishalle, nicht?«, fragte Laura, sobald Daniel hereinkam.
    Er nickte, während er seine Jacke aufhängte.
    Â»Erzählst du mir, was passiert ist?«
    Daniel starrte Laura an, als er sich auf die Treppe sinken ließ. »Das müsste ich dich doch eigentlich fragen«, sagte er leise.
    Schlagartig hatte das Gespräch eine andere Richtung genommen, Laura trat einen Schritt zurück, als hätte er sie geohrfeigt, und leuchtend rote Flecken erschienen auf ihren Wangen. »Seit wann weißt du es?«
    Daniel zuckte mit den Achseln. »Schon eine Weile.«
    Â»Wieso hast du nichts gesagt?«
    Dieselbe Frage hatte er sich in den letzten Tagen hundertmal gestellt. Er hatte so getan, als wären ihm all die Abende, an denen sie später nach Hause kam, nicht aufgefallen. Weil er dann gezwungen gewesen wäre, eine Entscheidung zu treffen: Konnte man wirklich jemanden lieben, der fähig war, sich in jemand anderen zu verlieben?
    Aber es hatte einen Punkt in seiner Beziehung zu Laura gegeben, an dem Daniel unrettbar verloren schien und sie trotzdem daran geglaubt hatte, er könne sich ändern. Schuldete er ihr nicht dasselbe? Und wenn er sich von seiner Wut und seiner Kränkung leiten ließ und sie aus dem Haus warf, wäre das dann nicht wieder eine blindwütige Reaktion, genau wie früher, als er viel zu oft die Beherrschung verloren hatte? Handelte er nicht wie der Mann, der er einmal gewesen war, wenn er Laura nicht verzeihen konnte – wenn er sich von ihrer Affäre auffressen ließ?
    Â»Es ist vorbei, falls das etwas bedeutet.«
    Er sah Laura aus zusammengekniffenen Augen an. »Wegen Trixie?«
    Â»Vorher.« Sie überquerte den Steinboden, die Arme verschränkt, und blieb in einem Strahl schwächer werdenden Sonnenlichts stehen. »Ich hab die Sache an dem Abend beendet, an dem sie … an dem Trixie …« Der Satz verlor sich.
    Â»Hast du mit ihm in der Nacht gevögelt, als unsere Tochter vergewaltigt wurde?«
    Â»Mein Gott, Daniel …«
    Â»Ja oder nein? Bist du deshalb nicht ans Telefon gegangen, als ich ständig versucht hab, dich wegen Trixie zu erreichen?« Ein Muskel zuckte an Daniels Hals. »Wie heißt er, Laura? Ich finde, das bist du mir schuldig. Ich finde, ich sollte wissen, wen du begehrt hast, als du aufgehört hast, mich zu begehren.«
    Laura wandte sich von ihm ab. »Ich will nicht mehr darüber reden.«
    Plötzlich war Daniel aufgesprungen und er presste Laura gegen die Wand. Sein Körper war ein Wall, seine Wut ein Stromstoß. Er packte Laura an den Oberarmen und schüttelte sie so fest, dass ihr Kopf vor und zurück flog und ihre Augen sich vor Angst weiteten. Er griff ihre Worte auf: »Ach, du willst es nicht?«, sagte er mit heiserer Stimme. » Du willst es nicht?«
    Und dann stieß Laura ihn weg, mit mehr Kraft, als er ihr zugetraut hätte. Sie umkreiste ihn, ohne ihn aus den Augen zu lassen, eine Löwenbändigerin, die der Bestie nicht den Rücken zudrehen will. Das reichte, um Daniel zur Besinnung zu bringen. Er starrte auf seine Hände, mit denen er Laura gepackt hatte, als gehörten sie jemand anderem.
    Mit einem Mal stand er wieder in dem Quellsumpf hinter der Schule in Akiak, beschmiert mit Blut und Dreck, und reckte die Fäuste in die Luft. Während des Kampfes hatte er sich zwei gebrochene Rippen zugezogen und einen Zahn verloren, und er hatte eine Platzwunde über dem linken Auge. Er schwankte, ergab sich aber nicht dem Schmerz. Wer will sonst noch? , hatte Daniel gefragt, bis die zornigen, finsteren Blicke der anderen wie Steine zu Boden fielen.
    Verstört versuchte Daniel, die Gewalt wieder dahin zurückzudrängen, wo sie hergekommen war, aber sie war zu groß, zu sperrig. »Ich wollte dir nicht wehtun«, murmelte er. »Es tut mir leid.«
    Laura senkte den Kopf, aber vorher sah er noch die Tränen in ihren Augen. »Mir auch, Daniel«, sagte sie.

    Trixie schlief, während Jason Underhill in der Eishalle inoffiziell befragt wurde, und auch noch, als er kurz darauf offiziell festgenommen wurde. Sie schlief, während die Sekretärin in der Polizeiwache Mittagspause machte und ihrem Mann am Telefon berichtete, wer da keine

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