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Schuldig

Schuldig

Titel: Schuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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gehen um zehn Uhr abends ins Bett, allein. Sie werden Alkohol oder andere Drogen meiden und eine Drogenberatung in Anspruch nehmen. Was allerdings die Forderung der Staatsanwaltschaft nach Hausarrest betrifft … da bin ich anderer Ansicht. Wir müssen die Chancen unserer Eishockeymannschaft, die Meisterschaft erneut zu gewinnen, nicht unnötig ruinieren; die Zuschauer auf den Tribünen dürften ihn schon gründlich genug im Auge behalten.« Er klappte die Akte zu. »Die Sitzung ist geschlossen.«
    Hinter sich hörte Jason seine Mutter weinen. Dutch packte seine Unterlagen zusammen und trat auf die andere Seite des Ganges, um mit dem Hai zu sprechen. Jason musste an Trixie denken, wie sie ihn in der Nacht bei Zephyr zuerst geküsst hatte, wie sie einige Stunden davor in seinem Auto geweint und gesagt hatte, ohne ihn wäre ihr Leben zu Ende.
    Hatte sie in dem Augenblick bereits vor, seinem Leben ein Ende zu machen?

    Zwei Tage danach spürte Trixie, wie ihr Leben entlang der Sollbruchstelle der Vergewaltigung ganz unterschiedliche Risse bekam. Die alte Trixie Stone hatte davon geträumt, fliegen zu können. Die neue Trixie konnte nicht einmal ohne Licht einschlafen. Die alte Trixie hatte gern enge T-Shirts getragen. Die neue Trixie suchte in der Kommode ihres Vaters nach einem Sweatshirt, in dem sie sich verstecken konnte. Die neue Trixie fühlte sich schmutzig, ganz egal, wie oft sie sich wusch. Die neue Trixie fühlte sich allein, auch wenn sie von Menschen umgeben war. Die alte Trixie hätte einen Blick auf die neue Trixie geworfen und sie als echten Loser abgetan.
    Es klopfte an der Tür. Auch das war neu – ihr Vater hatte früher einfach den Kopf in ihr Zimmer gestreckt, aber ihm war nicht entgangen, dass sie schon beim Anblick ihres eigenen Schattens zusammenzuckte. »He«, sagte er. »Lust auf ein bisschen Gesellschaft?«
    Eigentlich war ihr nicht danach, aber sie nickte, weil sie dachte, es ginge vielleicht um ihn selbst, doch dann machte er die Tür weiter auf, und da stand Janice, die Betreuerin für Vergewaltigungsopfer aus dem Krankenhaus. Sie trug einen Pullover mit einem Halloween-Motiv, obwohl schon fast Weihnachten war, und so viel Lidschatten, dass es für ein ganzes Heer von Supermodels gereicht hätte. »Ach so«, sagte Trixie, »Sie sind das.«
    Sie war unhöflich, und irgendwie ließ das einen kleinen Funken unter ihrem Herzen aufglimmen. Es fühlte sich überraschend gut an, zickig zu sein, wenn man schon nie wieder man selbst sein konnte.
    Â»Tja, dann lass ich euch zwei mal allein«, sagte Trixies Vater, ohne ihren flehenden Blick wahrzunehmen, sie bitte nicht mit dieser Frau allein zu lassen.
    Â»Na?«, sagte Janice, nachdem er die Tür geschlossen hatte. »Wie geht’s dir?«
    Trixie zuckte mit den Achseln. Wieso war ihr im Krankenhaus nicht aufgefallen, was für eine nervige Stimme diese Frau hatte?
    Â»Du bist bestimmt noch ganz durcheinander. Das ist völlig normal.«
    Â»Normal«, wiederholte Trixie sarkastisch. »Genau der passende Ausdruck, echt.«
    Â»Normal ist relativ«, sagte Janice. »Du wirst sehen, es geht nur Schrittchen für Schrittchen, aber du kommst trotzdem voran.«
    Während der letzten achtundvierzig Stunden hatte Trixie das Gefühl gehabt, unter Wasser zu schwimmen. Sie verstand kein Wort von dem, was andere sagten. Und wenn es zu still wurde, war sie sicher, Jasons Stimme zu hören, sanft wie eine Rauchschwade.
    Â»Es wird von Tag zu Tag leichter«, sagte Janice, und auf einmal hasste Trixie sie aus tiefstem Herzen. Was zum Teufel bildete die Frau sich ein? Sie hatte keine Ahnung, wie sehr Trixie sich wünschte, einfach einschlafen zu können, weil die fünf Sekunden am Morgen kurz nach dem Aufwachen das Einzige waren, worauf sie sich noch freuen konnte, weil sie sich dann noch nicht an alles erinnerte.
    Â»Manchmal hilft es, einfach alles rauszulassen«, schlug Janice vor. »Mach Musik. Schrei unter der Dusche. Schreib Tagebuch. Viele Frauen besuchen Selbsthilfegruppen …«
    Â»Damit wir im Kreis zusammensitzen und darüber quatschen können, wie scheiße wir uns fühlen?« Trixie fuhr aus der Haut. Sollte diese Janice bloß wieder in dem Loch verschwinden, aus dem gute Samariter hervorkrochen. Sie wollte einfach nicht daran glauben, dass sie auch nur die geringste Chance hatte, je wieder in ihr Zimmer, ihr Leben,

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