Schuldig
gemacht; das Blut an Jasons Händen hätte durch Schmutz und Schwemmsand vom Fluss so stark kontaminiert worden sein können, dass ein DNA-Test unmöglich gewesen wäre. »Und die schlechte?«
»Ihr habt den Falschen in Verdacht.«
Mike starrte sie an. »Woher willst du das wissen? Ich hab dir doch noch nicht mal eine Gegenprobe von Daniel Stone gegeben.«
»Vielleicht hatte die Kleine, die vergewaltigt wurde, noch gröÃere Rachegelüste als ihr Dad.« Venice hielt ihm das Blatt mit den Ergebnissen vor die Nase. »Ich hab einen Amelogenin-Test gemacht â den führen wir bei nukleärer DNA durch, um das Geschlecht zu bestimmen. Und der Typ, von dem das Blut stammt, der ist weiblich .«
Zephyr gab Trixie die Einzelheiten durch. Die Trauerfeier war um zwei Uhr in der Bethel Methodist Church, anschlieÃend fand die Beerdigung auf dem Westwind Cemetery statt. Sie sagte, am Nachmittag sei schulfrei, weil viele zur Trauerfeier wollten. Sechs Spieler aus der Eishockeymannschaft würden den Sarg eskortieren. Und drei Mädchen aus seiner Klasse hatten sich zum Gedenken an Jason die Haare schwarz gefärbt.
Trixies Plan war einfach: Sie würde Jasons Beerdigung verschlafen. Sie trank irgendeinen alkoholhaltigen Saft gegen Grippebeschwerden, lieà die Jalousie in ihrem Zimmer runter, um eine künstliche Nacht zu schaffen, und kroch unter die Bettdecke.
Denk ja nicht, ich lass dich so leicht vom Haken!
Noch ehe Trixie die Augen geöffnet hatte, wusste sie, dass er da war. Jason lehnte an der Kommode, ein Ellbogen mit dem Holz verschmolzen. Seine Augen waren nur noch bleiche Höhlen, tief wie der Himmel.
»Die ganze Stadt geht hin«, flüsterte Trixie. »Du wirst gar nicht merken, dass ich nicht da bin.«
Jason setzte sich auf die Decke. Und was ist mit dir, Trix? Wirst du merken, wenn ich nicht hier bin?
Sie drehte sich auf die Seite, wünschte sich mit aller Kraft, dass er fortging. Doch stattdessen spürte sie, wie er sich an ihren Rücken schmiegte, und seine Worte legten sich wie Frost auf ihr Ohr: Wenn du nicht kommst , flüsterte er, wie willst du dann wissen, dass ich wirklich fort bin?
Kurz darauf fühlte sie, wie er verschwand und alle Luft im Zimmer mitnahm. SchlieÃlich stieg Trixie keuchend aus dem Bett und riss alle drei Fenster ihres Zimmers auf. DrauÃen waren Minusgrade, und der Wind peitschte die Vorhänge. Sie blieb an einem Fenster stehen und beobachtete die Nachbarn, die in dunkler Trauerkleidung aus den Häusern kamen, sah ihre Autos, die wie von Magneten an Trixies Haus vorbeigezogen wurden.
Trixie schälte sich aus ihren Sachen und trat zitternd an den Kleiderschrank. Was war das richtige Outfit für die Beerdigung des einzigen Jungen, den du je geliebt hattest? Sack und Asche, eine Dornenkrone, Reue? Was sie bräuchte, wäre ein Umhang, der unsichtbar macht, wie ihr Vater sie manchmal für seine Comichelden zeichnete, etwas Durchsichtiges, das die Leute daran hindern würde, mit den Fingern auf sie zu zeigen und zu tuscheln, dass alles allein ihre Schuld war.
Das einzige dunkle Kleid, das Trixie besaÃ, hatte kurze Ãrmel, also nahm sie lieber eine schwarze Hose und dazu eine dunkelblaue Strickjacke.
Sie wusste nicht, ob sie das tun sollte â an Jasons Grab stehen, während die Leute seinen Namen herumreichten wie eine Pralinenschachtel â, aber sie wusste, wenn sie nicht zu der Beerdigung ging und in ihrem Zimmer blieb, wie geplant, würde das alles sie noch ewig verfolgen. Also würde sie den Bus nehmen, der drei QuerstraÃen weiter hielt, in die Stadt fahren und zu Fuà zur Kirche gehen.
Die Tür zum Arbeitszimmer ihres Vaters war zu. Trixie holte tief Luft, schlich leise die Treppe hinunter. Der Boden im Vorraum war ein wirres Durcheinander von Stiefeln und abgelegten Jacken und achtlos hingeworfenen Handschuhen. Trixie suchte sich zusammen, was sie brauchte, band sich einen Schal um die untere Gesichtshälfte und öffnete vorsichtig die Tür.
Ihr Vater saà im Pick-up, mit laufendem Motor, als hätte er die ganze Zeit auf sie gewartet. Sobald er sie aus dem Haus treten sah, lieà er das Fenster herunter. »Steig ein.«
Trixie kam zögernd zum Wagen. »Wohin fährst du?«
Ihr Vater beugte sich zur Beifahrertür und machte sie auf. »Dahin, wo du auch hinwillst.« Als er sich im Sitz umdrehte, um rückwärts aus der Einfahrt zu
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