Schuldig

Der Detective stellte sich den Ablauf so vor: Jason sah Trixie in der Stadt und sprach sie an, doch Daniel Stone überraschte ihn. Daraufhin schlug der Vater den Jungen zusammen, Jason lief davon, und Trixie folgte ihm auf die Brücke.
    Bartholemew hatte anfänglich geglaubt, dass Daniel ihm die Begegnung mit Jason verschwiegen hatte, weil er schuldig war. Aber was, wenn es gar nicht um Daniel ging, sondern um Trixie – wenn Daniel gelogen hatte, um seine Tochter zu schützen?
    Plötzlich schnüffelte Ernestine aufgeregt im Schnee herum. Bartholemew sah leicht gelangweilt zu, wie sie einen kleinen schmutzigen Schneeberg aufwarf.
    Und dann sah er etwas blinken.
    Bartholemew rutschte die steile Böschung hinunter, streifte sich einen Plastikhandschuh über und zog eine Herrenarmbanduhr aus dem Schneehaufen hinter Ernestine.
    Es war eine Eddie-Bauer-Uhr mit königsblauem Zifferblatt und Leinenarmband. Die Schnalle fehlte. Bartholemew blinzelte zur Brücke hoch, schätzte die Entfernung und stellte sich die mögliche Flugbahn von dort bis zum Fundort vor. War die Schnalle kaputtgegangen, als Jasons Arm auf das Geländer schlug? Die Gerichtsmedizinerin hatte Holzsplitter in den Fingern des Jungen gefunden – hatte er die Uhr verloren, als er verzweifelt versuchte, sich festzuhalten?
    Er nahm sein Handy und wählte die Nummer der Rechtsmedizin. »Ich bin’s, Bartholemew«, sagte er, als Anjali an den Apparat kam. »Hat Jason Underhill eine Uhr getragen?«
    Â»Als er eingeliefert wurde, hatte er keine an.«
    Â»Ich habe gerade eine am Tatort gefunden. Kann man irgendwie feststellen, ob es seine war?«
    Â»Bleib dran.« Bartholemew hörte, dass sie in irgendwelchen Unterlagen blätterte. »Ich hab hier die Obduktionsfotos. Am linken Handgelenk ist ein etwas hellerer Hautstreifen. Fahr doch mit der Uhr einfach zu den Eltern und frag, ob sie ihm gehört hat.«
    Â»Das mach ich«, sagte Bartholemew. »Danke.« Als er aufgelegt hatte und die Uhr in einen Beweismittelbeutel schieben wollte, fiel ihm noch etwas auf: An dem kleinen Rädchen, mit dem man die Zeit einstellte, hatte sich ein Haar verfangen – etwa zweieinhalb Zentimeter lang und kräftig. Es sah aus, als hinge die Haarwurzel noch dran, als wäre es ausgerissen worden.
    Mike dachte an Jasons klassisches Aussehen, das dunkle Haar und die blauen Augen. Er hielt die Uhr vor seinen weißen Hemdsärmel. Durch den starken Kontrast wirkte das Haar so rot wie ein Sonnenuntergang. So rot wie jedes andere Haar auf dem Kopf von Trixie Stone.

    Â»Zwei Mal in einer Woche?«, sagte Daniel, als er die Tür öffnete und erneut Detective Bartholemew vor sich stehen sah.
    Daniel trug noch immer sein Button-down-Hemd von der Beerdigung, aber die Krawatte hatte er abgenommen und an einen Küchenstuhl gehängt. Er sah, dass der Detective ihm über die rechte Schulter ins Haus spähte.
    Â»Hätten Sie einen Moment Zeit, Mr. Stone?«, fragte Bartholemew. »Und … ist Trixie da? Es wäre sehr gut, wenn sie sich zu uns setzen könnte.«
    Â»Sie schläft«, sagte Daniel. »Wir waren auf Jasons Beerdigung, und das hat sie ziemlich mitgenommen. Als wir nach Hause kamen, hat sie sich sofort hingelegt.«
    Â»Und Ihre Frau?«
    Â»Die ist an der Uni. Im Augenblick müssen Sie sich wohl mit mir begnügen.«
    Er führte Bartholemew ins Wohnzimmer und setzte sich ihm gegenüber. »Ich hätte nicht gedacht, dass Sie an der Trauerfeier für Jason Underhill teilnehmen«, sagte der Detective.
    Â»Es war Trixies Wunsch. Ich glaube, sie wollte in irgendeiner Form einen Abschluss finden.«
    Â»Sie sagen, es hat sie aufgewühlt?«
    Â»Ich denke, es war emotional zu viel für sie.« Daniel zögerte. »Aber Sie sind doch sicher nicht hergekommen, um sich danach zu erkundigen, oder?«
    Der Detective schüttelte den Kopf. »Mr. Stone, Sie haben gesagt, Sie sind Jason Stone am Abend des Winterfestes nicht begegnet. Aber Trixie hat mir erzählt, dass Sie und Jason eine Schlägerei hatten.«
    Daniel spürte, wie ihm die Farbe aus dem Gesicht wich. Wann hatte Bartholemew mit Trixie gesprochen?
    Â»Muss ich davon ausgehen, dass Ihre Tochter gelogen hat?«
    Â»Nein, ich«, sagte Daniel. »Ich hatte Angst, Sie würden mich wegen Körperverletzung drankriegen.«
    Â»Trixie hat mir auch erzählt, dass Jason dann