Schule der Leidenschaft. Ein erotischer Roman
mit dem er sein Glas hob, um ihr zuzutrinken, war entschieden spöttisch.
Er schien ohne Begleitung zu sein. Angelina runzelte überrascht die Stirn. Fabrizio hatte nicht erwähnt, dass ein einzelner Teilnehmer dabei wäre.
„Guten Abend, Signora Ceretti.“
Seine Stimme, ein satter Bariton, klang genauso spöttisch wie sein Lächeln.
„Guten Abend, Signor ...?“
„Nennen Sie mich Arturo. Ich bin sozusagen incognito hier, als Begleitung von der jungen Dame dort hinten, neben dem Kühlschrank.“
Angelina hob fragend die Brauen, und er fuhr fort: „Eine Bekannte. Sie bestand auf männlichen Schutz, und ich habe mich geopfert.“
„Niemand ist bei uns auf männlichen Schutz angewiesen“, stellte Angelina entschieden klar. „Wir sind hier in einem Kochkurs!“
„Ich weiß.“ Sein Lächeln wurde sanft, während er einen Schritt näher trat und sie sein Eau de Toilette riechen konnte. Warmer Atem strich über ihr Gesicht, als er leise sagte: „Aber vielleicht besteht die Möglichkeit, dass es etwas mehr wird?“
„Das kann man nie im Voraus sagen“, wich sie aus und stellte ihr Glas auf die Spüle. Er reizte sie. Sie hatte lange keinen anderen Mann als Fabrizio mehr gehabt, und auf diesen Mann reagierte ihr Körper schneller, als es ihrem Verstand lieb war. „Wollen wir beginnen?“
Äußerlich gelassen, die leichte innere Nervosität gut verborgen unter der Souveränität jahrelanger Präsentationserfahrung, trat sie an den Küchentisch, auf dem sie ihre ersten Demonstrationsobjekte aufgebaut hatte, und sofort prasselten die ersten Fragen auf sie hernieder.
„Wieso müssen die Austern roh sein?“
„Ist eigentlich etwas dran an Sellerie?“
„Wirkt frischer Spargel besser als tiefgefrorener?“
Die letzte Frage kam von einer mageren Frau in Schwarz mit lila geschminkten Lippen. Abwehrend hob sie die Hände.
„Lassen Sie mich eine Sache von Anfang an klarstellen: Erotisches Essen bedeutet nicht, dass man so viele rohe Austern in sich hineinstopft wie möglich und dann Wunder erwartet. Wenn es mit gewissen Dingen nicht so funktioniert, wie es soll, hilft kein Essen.“
Arturos anzügliches Grinsen signalisierte, dass er damit keine Problem hatte; die Rothaarige nickte so energisch, dass ihre überdimensionalen Kreolen gefährlich hin- und herschwangen.
„Was ich Ihnen heute Abend zeigen will, ist ein Menü, das Ihre Phantasie, Ihre Vorstellungskraft und Ihre Sinne anregt! – Wichtig ist vor allem, dass Sie nach dem Essen nicht zu satt sind. Was tun Sie nach einem Festessen gewöhnlich?“
„Schlafen!“
„Einen Grappa trinken!“
„Mich hinlegen.“
Angelina nickte und strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr, die dem strengen Nackenknoten, den sie für passend gehalten hatte, entschlüpft war. Trotz der Frisur und dem adretten Küchenhabit wirkte sie süß und sinnlich, und Fabrizio leckte sich unwillkürlich die Lippen beim Gedanken an ihre kleinen, festen Brüste unter dem steif gestärkten Barchent. „Genau das: Man ist vollgestopft und faul. Nicht gerade günstig für die geplante körperliche Betätigung!“
„Gut, das ist nachvollziehbar. – Was halten Sie denn generell von aphrodisierenden Zutaten, Signora?“ Arturo stand ganz hinten und zwinkerte ihr ungeachtet seines ernsthaften Tonfalls aufreizend zu.
„Nichts – für den Zweck, dem sie dienen sollen, sind sie ungeeignet.“
Sie drehte sich um und griff eine Hand voll Kräuter, die sie bereitgelegt hatte.
„Hier. – Da hätten wir ein paar Beispiele für so genannte Aphrodisiaka. Die gute, alte Petersilie“, sie hielt sie hoch. „Sie gilt als wirksam, aber wenn die Wirkung auf etwas anderes als Einbildung zurückginge, hätte man es gar nicht erst mit Erfindungen wie Viagra versucht. Vergessen Sie Petersilie als Aphrodisiakum! Genießen Sie sie einfach. Das gilt übrigens genauso für Austern, Sellerie und Spargel!“
Angelina legte das Sträußchen zurück und hielt eine längliche Nuss hoch.
„Weiß jemand, was das ist?“
„Muskatnuss?“
„Muskatnuss ist eines der wenigen Gewürze, die tatsächlich eine Lust steigernde Wirkung haben – allerdings erst in unbekömmlich hoher Dosierung.“
„Ich kann mich erinnern, dass meine Großmutter Muskat nicht in ihrer Küche duldete. Sie nannte es ein Gewürz des Teufels“, mischte sich der Dottore mit interessiert funkelnden Augen ein. „Kann es sein, dass man das damals schon wusste?“
„Vermutlich. Die Gewürzhändler wussten im Allgemeinen
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