Schule der Lüfte wolkenreiter1
er, als Irina Stark verschwunden war, »wenn mein Tag gekommen ist, wird sich einiges ändern.«
»Wirklich, Hoheit?« Slathan sah ihn mit einem boshaften Grinsen an. »Sie meinen den Rat der Edlen?«
»Der Rat, ja.« Wilhelm ließ sich auf einen Stuhl fallen,
bog den Kopf zurück und schloss die Augen. »Diese Versammlung verrückter alter Männer steht nur dem Fortschritt im Wege. Mit ihnen werde ich schon fertig. Und ich schwöre dir, dass diese verdammten Pferdemeisterinnen lernen werden, vor ihrem Fürsten einen Knicks zu machen.«
»Gute Idee, Hoheit«, stimmte Slathan zu. »Das ist nur recht und billig.«
»Das Warten fängt langsam wirklich an, mich zu zermürben«, murmelte Wilhelm.
»Ja, Hoheit.« Slathan näherte sich ihm. »Sie wissen doch«, murmelte er verschwörerisch, »dass wir die Dinge beschleunigen könnten? Wir haben einen Vertrauten hier im Palast. Wir hätten Möglichkeiten …«
Wilhelm öffnete die Augen und warf Slathan einen vernichtenden Blick zu, ohne auch nur den Kopf zu bewegen. »Wie kannst du es wagen, so etwas auch nur vorzuschlagen?«
Slathan trat einen Schritt zurück. »Aber Hoheit, ich meinte ja nur …«
»Ich weiß sehr genau, was du meintest«, erwiderte Wilhelm. Er schloss wieder die Augen und strich die Weste glatt. »Versteh mich nicht falsch. Alles, was ich tue, tue ich für die Zukunft von Oc. Vatermord jedoch würde für mich bedeuten, eine Grenze zu überschreiten.«
Kapitel 27
D er Winter schien zu verfliegen, ohne dass Lark ihn überhaupt wahrnahm. Abend für Abend fiel sie körperlich und geistig vollkommen erschöpft ins Bett und stand am Morgen mit dem Vorsatz auf, auch an diesem Tag wieder bis an ihre Grenzen zu gehen.
Sie hatte die Blutlinien der letzten zehn Generationen auswendig gelernt. Sie kannte die Erbfolge der Fürsten von Oc und der Prinzen von Isamar. Sie konnte die Küste von Marin und vom Ostreich zeichnen und sämtliche Fürstentümer nennen, die jenseits des Meeres nur darauf warteten, in Isamar einzumarschieren, um die Handelswege des Meeres vollkommen unter ihre Kontrolle zu bringen. Sie kannte alle Einzelteile eines Flugsattels bis hin zur kleinsten Blende. Sie sorgte dafür, dass Tups Fell schön glatt war, striegelte ihm das Winterfell und polierte seine Hufe, bis sie schwarz wie Ebenholz schimmerten. Sie ertrug endlose Vorträge von Meisterin Stark, wie man richtig mit einem Zuchthengst umging und welche Maßnahmen zu ergreifen waren, um ihn von rossigen Stutfohlen fernzuhalten. Jeden Tag legte sie ihm einen Flugsattel auf und führte ihn in der Trockenkoppel umher, mied jedoch Herberts Blick, wenn der die Sandsäcke zählte, die über dem Vorderzwiesel lagen.
»Er hat schon reichlich Muskeln aufgebaut«, erklärte Herbert. »Sie sollten Schwarzer Seraph bald reiten und Schweinchen zurück auf die Weide lassen.«
Gehorsam hängte Lark die Gewichte über den Sattel, sagte jedoch nichts. Schließlich trug Tup vier Sandsäcke, und sie wusste, dass der Sattel mit den Gewichten doppelt so schwer war wie sie. Ihre Sorgen, ob Tup unter ihrem Gewicht wohl leiden könnte, hatten sich allmählich in Wohlgefallen aufgelöst.
Natürlich war für Tup nicht das Gewicht das Problem, sondern Sattel- und Zaumzeug. Er biss wütend in die Riemen, versuchte den Sattel an einem Zaunpfahl abzustreifen und wimmerte herzerweichend. »Es tut mir leid, mein Lieber«, murmelte sie und kraulte entschuldigend seine Ohren. »Aber es sieht aus, als müssten wir uns beide daran gewöhnen.«
Trotz ihrer größten Bemühungen schaffte sie es nicht, Meisterin Stark davon zu überzeugen, dass sie reiten konnte. Wieder und wieder versuchte sie, sich bei Schweinchens schwerem Trab im Sattel zu halten, die Schenkel an ihn zu pressen, die Hacken nach unten zu drücken und seinen Rhythmus zu erspüren, wenn er in seinen schaukelnden Galopp verfiel.
Am Ende einer dieser Stunden – Lark hatte es immerhin geschafft, nicht herunterzufallen – stieg sie von dem alten gescheckten Pony und stemmte die Hände in die Hüften. Ihre Laune war auf dem Nullpunkt angelangt. Der Schnee auf den Feldern und Wegen hinter der Koppel war geschmolzen, und in der Luft hing der erste Duft des Frühlings, doch das alles nahm sie kaum richtig wahr.
»Meisterin Stark!«, erklärte sie. »Ich möchte mein eigenes Fohlen reiten.«
»Nein.« Die Pferdemeisterin schüttelte den Kopf. »Wie wollen Sie Schwarzer Seraph beibringen, was er wissen muss, wenn Sie es selbst nicht können?«
»Das
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