Schule der Lüfte wolkenreiter1
schrie sie, als er davongaloppierte. »Lassen Sie sie gehen! Es ist zu gefährlich!«
»Ich bringe dieses Miststück um!«, kreischte Wilhelm über die Schulter zurück.
Philippa gab Sonis Zügel frei, und die Stute folgte Wilhelms Wallach. Hester und Goldie donnerten hinterher, wobei die Kämpferstute mit den Hufen tief in den matschigen Boden einsank, als sie versuchte, mit Soni Schritt zu halten.
Im blassen Mondschein erkannte Philippa, dass der Abstand zwischen Wilhelm und Larkyn immer kleiner wurde, während Soni immer weiter hinter dem Mädchen zurückfiel. Soni hatte bereits einen langen Tag hinter sich, und Wilhelms Wallach war für seine Schnelligkeit bekannt. Er sprang gerade die Böschung am anderen Ende der Weide hinauf, als Larkyn, die sich dicht über den Hals von Seraph gebeugt hatte, den Hügelkamm erreichte.
Dahinter lag jedoch nur ein dichter Wald mit Eschen, Eichen und blühenden Haselnusssträuchern, durch den man unmöglich galoppieren konnte. Lark saß in der Falle.
Philippa trieb Soni an und spürte, wie die Stute mit den Flügeln gegen das Leder der Steigbügel drückte. Natürlich verstand Soni nicht, wieso sie sich nicht in den Himmel erheben sollte, wenn doch Schnelligkeit gefragt war. »Lauf
einfach, Soni«, rief Philippa ihr zu. Sie hoffte, dass der Boden der Weide ebenmäßig war. Bei dieser Geschwindigkeit konnte sie in dem Eingang eines Kaninchenbaus oder über einen herumliegenden Stein straucheln, was verheerende Folgen haben konnte.
Soni lief schneller, sprang geschickt den Hang zum Wald hinauf und ließ die schwerfälligere Goldie weit hinter sich.
Seraph hatte mittlerweile das dunkle Dickicht des Waldes erreicht. Er bog nach rechts ab und galoppierte am oberen Rand der Weide entlang.
Wilhelm lenkte sein Pferd ebenfalls nach rechts und ritt quer über die offene Fläche, um ihnen den Weg abzuschneiden. Er schlug mit der Gerte auf den Wallach ein und schrie etwas, doch seine hohe Stimme trug nicht bis zu Philippa. In wenigen Augenblicken würden sich Larkyns und sein Weg kreuzen, und obwohl Soni schnell lief, würden sie die beiden niemals rechtzeitig einholen können. Wenn der Wallach mit dieser Geschwindigkeit in den Junghengst krachte, konnte alles passieren. Das Pferd konnte sich ein Bein, einen Flügel oder sogar den Hals brechen, und nicht nur das Pferd. Larkyn wirkte zerbrechlich wie ein Schmetterling, so wie sie auf dem Rücken ihres Fohlens hockte.
»Kalla stehe uns bei!«, schrie Philippa gegen den Wind.
Einen Augenblick später schleuderte Larkyn etwas Metallenes auf den Boden, das im Mondlicht glitzerte. Dann holte sie ein zweites Mal aus und warf wieder etwas fort, das von der Dunkelheit verschluckt wurde. Philippa verstand zunächst nicht, was Larkyn da tat, bis sie sah, wie Schwarzer Seraph seine Flügel öffnete, sie spannte und anfing, mit ihnen zu schlagen.
Die Flügelhalter! Larkyn hatte sie von den Flügeln genommen.
Noch ein halbes Dutzend Galoppschritte, dann würde Wilhelm mit seinem Wallach quer auf Schwarzer Seraph prallen. Wilhelm musste verrückt sein! Er konnte das geflügelte Fohlen töten und das Mädchen wie auch sein eigenes Tier verletzen. Immer noch schwang er die Gerte und trieb sein Pferd an, damit es schneller und noch schneller lief.
Auch Philippa trieb Soni an, obwohl sie wusste, dass sie nicht mehr rechtzeitig ankommen würde. Aber ihr blieb nichts anderes übrig, als es zu versuchen.
Noch ein Galoppsprung, dann noch einer und auf einmal … erhob sich Schwarzer Seraph in die Luft, mit Larkyn auf dem Rücken, die wie eine Klette an ihm klebte.
Mit offenem Mund sah Philippa den beiden zu, während ihr das Herz bis zum Hals schlug. Seraphs Flügel arbeiteten kräftig, schlugen einmal, zweimal, dreimal, während er im Mondlicht in den Himmel stieg.
Wilhelm fluchte und brüllte. Der Wallach raste an der Stelle vorbei, an der Schwarzer Seraph abgehoben hatte, aber Wilhelm drosch weiterhin unentwegt mit der Gerte auf ihn ein.
Philippa beugte sich vor und murmelte Soni etwas zu. Die Stute drosselte das Tempo und fiel in einen leichten Galopp, dann in den Trab. Goldener Morgen holte sie am anderen Ende der Weide ein, wo sie alle anhielten, einschließlich Wilhelm. Pferde und Reiter keuchten vor Anstrengung, während sie gen Himmel starrten.
Ohne Sattel- und Zaumzeug und mit so gut wie keiner Erfahrung flog Schwarzer Seraph mit Larkyn über den Wald; die Beine seiner Reiterin klemmten unter seinen Flügeln, die Hände hatte sie in
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