Schule der Lüfte wolkenreiter1
Winternachmittag getan hatte, der so weit zurückzuliegen schien. Soni war einfach auf dem Weg gelandet und mit Meisterin Winter, die gelassen und kerzengerade im Sattel gesessen hatte, in den Hof galoppiert.
Tup drosselte die Geschwindigkeit und schwebte über dem Hof. Lark atmete tief ein und hielt die Luft an. Tup kreiste einmal über dem Unteren Hof, noch einmal, und dann hörte er auf, mit den Flügeln zu schlagen, und breitete sie weit aus. Die Flügelspitzen knatterten leise im Wind. Sie spürte, wie er einen Landeplatz wählte, die Hufe ausstreckte, und sah, wie er den Hals lang machte.
Da entdeckte sie das andere Pferd.
Selbst in dem blassen Mondlicht war es eindeutig zu erkennen:
die Flügel, deren Spannbreite anderthalbmal so weit war wie die von Tup, die kräftige Schnauze und der muskulöse Hals. Das perfekte Exemplar eines Kämpfers.
Natürlich konnte die Stute nicht so schnell fliegen wie Tup, aber Kämpfer waren für ihre Ausdauer berühmt. Sie war gewiss auch keine schöne Fliegerin, aber eine kraftvolle. Sie kam aus östlicher Richtung und war vielleicht zehn Minuten hinter ihr und Tup. Sie und ihre Reiterin hatten ihnen die Erfahrung voraus, auch wenn sie, soweit Lark wusste, nie auf dem Unteren Hof gewesen waren.
Irina Stark würde mit ihrer Starken Lady bald hier sein, und dann würde sie ihr Tup erneut wegnehmen und ihn Fürst Wilhelm ausliefern.
»Tup!«, schrie Lark. Sie beugte sich weit nach vorn über seinen Hals und spürte, wie er schwankte, als er sich ihrer Gewichtsverlagerung anpasste. »Nein! Nein! Nicht landen! Sieh doch!« Sie wagte es, eine Hand auszustrecken und gen Osten zu zeigen.
Tups Flügel zitterten, und obwohl der Weg nur noch zwanzig Meter unter ihnen lag, schlug er erneut mit den Schwingen und gewann an Höhe. Lark verzweifelte fast, als sie spürte, wie müde er war. Tup stieg wieder empor, aber nur langsam. Ihre Muskeln arbeiteten im Einklang mit seinen, ihr Herz hämmerte im Rhythmus seiner Anstrengung. Als er sich höher in den Himmel erhob, brannte die Hitze seines Körpers unter ihren Waden, und sie fürchtete, dass er zu müde war, um noch weiter zu fliegen. Was sollten sie tun? Wo sollten sie hin? »Ach, Tup!«, schrie sie. »Es tut mir so leid!«
Als wolle er ihr Mut machen, ihr zeigen, dass alles in Ordnung war, schlug er schneller mit den Flügeln. Er stieg jedoch nicht weiter auf, sondern überflog die Hecken in
nördlicher Richtung auf den Fluss zu, wo sie einst über die Weide neben den Baumwollfeldern gelaufen waren.
Lark blickte über ihre Schulter zurück und sah die Umrisse von Starker Lady und ihrer Reiterin und dahinter die Sterne, die schwach neben dem untergehenden Mond funkelten. Sie erkannte jetzt, dass sie Tups Müdigkeit zu ihrem Vorteil nutzen konnten, dass es das Beste war, tief zu fliegen und zwischen den schattigen Hügeln und Wäldern des Hochlandes zu verschwinden, wohin Starke Lady ihnen nicht folgen konnte.
»Gut!«, rief sie Tup zu, als sie über den Fluss hinweg und höher in die Berge hineinflogen. »Das ist gut! Nur noch ein bisschen weiter, mein Braver!« Sie betete zu Kalla, dass sie ihnen helfen möge. Einen Augenblick lang kam es ihr vor, als wenn der Anhänger, den sie auf der Brust trug, vor Hitze loderte und in der Dunkelheit glühte, wenn sie es wagen würde, einen Blick darauf zu werfen.
Unmittelbar vor ihnen erstreckte sich eine kleine Bergwiese vor einer schwarzen Felswand. »Da!«, rief Lark, und Tup schien verstanden zu haben. Er schwenkte ab, flog die Weide an und breitete erneut die Flügel zum Sinkflug aus.
Sie spürte die Bewegung seiner Schultern, als er die Vorderbeine ausstreckte und den Hals lang machte. Als die Weide vor ihnen auftauchte, dunkel und furchteinflößend, zog er die Hinterläufe an. Lark merkte, wie sich sein Gewicht nach vorn verlagerte, und irgendwie wusste sie auf einmal, dass sie ihres nach hinten verlagern musste. Sie spürte die Hitze seines Körpers, als sie sich mit letzter Kraft an ihn klammerte und sich ganz leicht nach hinten lehnte.
Doch der harte Boden kam unerbittlich und viel zu schnell näher. Sie schnappte nach Luft und unterdrückte ihre Furcht mit aller Macht.
Auf einmal kippte Tup die Stellung der Flügel, als wolle er versuchen, die Landung zu verzögern. Lark spürte, wie sie durch die überraschende Bewegung mit der linken Wade den Halt verlor und mit dem Körper nach rechts rutschte.
Tup versuchte gegenzusteuern, schob die linke Schulter vor und streckte das
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