Schule der Lüfte wolkenreiter1
und nicht anfängt, hier herumzuschnüffeln.«
»Sie wird ihn niemals finden«, erklärte Slathan voller Zuversicht. »Ich habe ihn unter den anderen in der Sattelkammer versteckt. Niemand wird den Unterschied erkennen.«
»Philippa hat sicher die neuen Ställe bemerkt. Sie mag keine Schönheit sein, aber dumm ist sie nicht. Ich will nicht, dass sie hier unbeaufsichtigt herumspaziert.«
»Es gibt doch nichts zu sehen, oder? Zumindest noch nicht«, erwiderte Slathan.
»Tu einfach, was ich dir sage. Wenn sie weg ist, komm sofort wieder zu mir. Es gibt Arbeit für dich.«
»Ja, Hoheit.«
Slathan drehte sich um und verschwand durch den Dienstbotenausgang unter der Treppe. »Slathan«, rief Wilhelm hinter ihm her. »Eins noch. Wer ist unser Mann an der Akademie?«
Slathan ließ ein kehliges, dreckiges Lachen ertönen. »Peehbel. Er arbeitet in der Küche. Aber wir haben auch eine Frau auf unserer Seite.«
»Ausgezeichnet, Slathan.« Wilhelm war überrascht und erfreut. Er strich mit den Händen über seine Weste. »Wie haben Sie das denn bewerkstelligt?«
»Eine der Pferdemeisterinnen war … nun, Sie würden es ungeduldig nennen, Hoheit. Sie war der Meinung, sie hätte eine Beförderung verdient, sobald sie von der Grenze zurückkäme. Es war nicht schwer, sie zu überzeugen. Ein Wort in ihr Ohr genügte.«
»Aber können wir ihrer denn … sicher sein?«, wollte Wilhelm wissen.
Slathan nickte und tippte sich mit einem nicht gerade sauberen Finger an die Nase. »Ihre Familie ist vor einigen Jahren in Schwierigkeiten geraten«, erklärte er. »Dass die Tochter im Dienste des Fürsten steht, war der einzige Grund, warum ihr Vater nicht ins Gefängnis wanderte.«
Wilhelm nickte zufrieden. »Das ist wirklich sehr nützlich, Slathan. Gute Arbeit. Wie heißt sie?«
»Stark. Irina Stark.«
»Sehr praktisch.« Wilhelm strich sich nachdenklich mit der Hand über das Kinn. »Wenn mein Vater stirbt, werden wir sie natürlich nicht mehr brauchen.«
Slathan zuckte mit den Schultern. »Es ist nur eine Rückversicherung, Hoheit. Nur eine Rückversicherung.«
Kapitel 18
A ls die Mädchen nach dem Frühstück in den Sonnen schein hinausliefen, hielt Hester Lark am Arm zurück. »Mamá ist hier«, sagte sie. »Im Hof steht unsere Kutsche.«
Lark lachte. »Du bekommst wohl immer, was du willst, oder?«
Hester grinste. »Wozu soll es gut sein, die Tochter von Baron und Baronin Beeht zu sein, wenn man nicht hin und wieder ein paar Strippen ziehen kann?«
Sie standen im Eingang, während die anderen Schülerinnen zu den Ställen gingen oder durch die Halle in den Klassenzimmern verschwanden. »Aber Hester … was ist mit Meisterin Stark? Sie sollte mir heute Morgen Umgangsformen beibringen.«
Hester winkte abfällig. »Ach, mach dir deshalb keine Sorgen. Mamá spricht mit der Leiterin. Es wird sich schon alles klären.«
»Und Tup?«
»Du hast doch die kleine Ziege bei ihm gelassen, oder? Molly?«
»Ja, natürlich.«
»Und mein Goldener Morgen hat ihren Oc-Hund. Sie werden uns bis heute Abend nicht vermissen!«
Lark betrachtete die vornehme Kutsche, die vor der breiten Außentreppe stand. Zwei Apfelschimmel mit riesigen Hufen und einem Federbusch auf dem Kopf warteten geduldig
in ihrem Geschirr. Auf dem Bock saß ein Kutscher in dunkelroter Livree und hielt locker die Zügel in Händen. Ein weiterer livrierter Lakai stand gelangweilt neben dem offenen Schlag der Kutsche, deren Polster von dicken Kissen übersät waren.
In dem Moment ging Petra Süß mit einer Kameradin an ihnen vorbei. Petra warf Lark und Hester einen Blick zu. Der Ausdruck in ihren Augen überraschte Lark. Natürlich wirkte Petra eifersüchtig, aber irgendwie schien sie auch … verwirrt zu sein, als könne sie die Situation nicht ganz einordnen. Im selben Augenblick trat die Leiterin mit einer großen, elegant gekleideten Dame an ihrer Seite aus der Halle. Die Frau lächelte Hester an und küsste sie auf die Wange. Petra drehte sich auf dem Absatz um und marschierte steifbeinig zu den Stallungen.
Lark wurde Baronin Beeht vorgestellt. Die markanten Gesichtszüge der Frau und ihr fröhliches Lächeln erinnerten sie sehr an Hester. Die Mädchen trugen natürlich ihre Tracht, die Baronin jedoch hatte sich stadtfein gemacht, und über ihrer gegürteten Weste hing eine Perlenkette bis zur Hüfte hinab. Sie betrachtete Lark einen Augenblick, dann nickte sie.
»Ja«, sagte sie leise zu ihrer Tochter, »ich verstehe das Problem vollkommen.« Larks Hand
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