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Schule der Lüfte wolkenreiter1

Schule der Lüfte wolkenreiter1

Titel: Schule der Lüfte wolkenreiter1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bishop
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zuckte zu ihren unordentlichen Haaren, und sie errötete vor Scham.
    Anabel schüttelte der Baronin artig die Hand, kletterte dann in die Kutsche und machte es sich zwischen den Kissen und neben Lark bequem. Die Kutsche fuhr mit einem Ruck an, und als die Pferde in einen schweren, gleichmäßigen Trab fielen, begannen Hester und ihre Mutter eine Unterhaltung. Durch die Gardine vor dem Fenster sah Lark den Livrierten auf dem Trittbrett stehen. Sie blickte durch
das andere Fenster hinaus. Die Hecken davor flogen erstaunlich schnell vorbei. Am liebsten hätte sie vorn auf dem Kutschbock gesessen und zugesehen, wie die Pferde kraftvoll trabten, mit den Köpfen nickten und wie der Kutscher die Zügel hielt, aber vermutlich war das wenig damenhaft. Dabei hatte sie so viele Fragen über die Fütterung, die Pflege und die Eigenschaften von Kutschpferden. Sie drehte sich um und wollte der Baronin ihre Fragen stellen, schwieg jedoch, als sie hörte, wie sich Hester und ihre Mamá ernst über eine Angelegenheit unterhielten, die mit dem Rat der Edlen zu tun hatte.
    »Ist das nicht eine wunderschöne Kutsche?«, flüsterte Anabel ihr ins Ohr. »Die von meinen Eltern ist nicht halb so elegant.«
    Lark lachte. »Wir haben nur einen Ochsenkarren!« Anabel bekam runde Augen. »Ehrlich?«, hauchte sie. »Du fährst mit einem Ochsenkarren? Das ist bestimmt sehr lustig!«
    »Wenn du es gut findest, dass deine Knochen so richtig durchgeschüttelt werden«, antwortete Lark. Sie deutete auf die Landschaft vor dem Fenster, die nur so vorüberflog. »Und natürlich fährt man so langsam, dass man alles sehen kann!«
    Lark konnte gar nicht glauben, wie schnell die zwei kräftigen Pferde die Entfernung zwischen der Akademie und Oscham bewältigten. Unterwegs zeigte Hester ihnen die Abzweigung, die zu ihrem Elternhaus führte. Ihr Familiensitz lag nicht einmal eine Stunde von der Akademie entfernt. Das Schild an der Ecke zeigte, dass hier der Weg zwischen den sauber geschnittenen Hecken hindurch zum Anwesen der Beeht führte. Lark staunte über dieses Zeichen von Hesters gesellschaftlicher Stellung. Ein eigenes
Straßenschild für den Sitz der Familie! Sie konnte es kaum erwarten, Nikh oder Broh davon zu erzählen, wenn sie das nächste Mal die Akademie besuchten.
    Kaum eine Stunde später half der Lakai der Baronin und den Mädchen aus der Kutsche. Lark starrte fasziniert auf die Kuppeln und Türme der Weißen Stadt. Die zahlreichen Schaufenster, welche die Straße säumten, wurden von weißen Markisen vor der Sonne geschützt, und die Pflastersteine waren in einem schwarzweißen Muster angeordnet.
    »Schwarze Steine!«, murmelte sie und strich mit der Schuhspitze über die dunklen Quadrate.
    »So etwas interessiert Sie?«, fragte Baronin Beeht erstaunt.
    »Mein Bruder Edmar …«, begann Lark, verstummte dann jedoch beschämt. Ihre Brüder waren so anders als ihre gegenwärtige Begleitung.
    »Was?«, erkundigte sich Hester. »Was ist mit Edmar?«
    »Hester, meine Süße«, mischte sich die Baronin umsichtig ein. »Du solltest deine Freundin nicht bedrängen.«
    »Keine Sorge, Mamá«, erwiderte Hester fröhlich. »Lark versteht mich, oder, Hammloh?«
    Lark lächelte. »Ja.« Sie deutete auf die Pflastersteine. »Diese schwarzen Steine stammen aus dem Hochland«, erklärte sie der Baronin. »Und mein Bruder Edmar arbeitet in einem Steinbruch.«
    »Wie beeindruckend!« Die Baronin klang herzlich. »Auf der Rückfahrt müssen Sie mir alles über Ihre Familie erzählen, Larkyn.« Sie rückte die kleine, mit Perlen besetzte Kappe auf ihren sorgfältig frisierten braunen Haaren zurecht. »Jetzt jedoch …« Mit einer graziösen Bewegung ihrer behandschuhten Rechten deutete sie auf eine Reihe
Geschäfte vor ihnen, »wollen wir herausfinden, was die Weiße Stadt uns heute zu bieten hat.«
    Larks Erfahrungen mit Einkaufsbummeln beschränkten sich auf die seltenen Ausflüge nach Park Dikkers, wo sie im Herbst alles Notwendige für den Winter besorgt hatten. Wenn sie aus ihren Kleidern herausgewachsen oder sie schlichtweg abgetragen waren, machte Nikh für gewöhnlich mit dem Schneider von Willakhiep ein Tauschgeschäft und besorgte so Ersatz. Allerdings sah jedes neue Kleidungsstück genauso aus wie das vorherige.
    Lark fand es zunächst wunderbar, die eleganten Geschäfte von Oscham zu besuchen, doch bald fühlte sie sich vollkommen überwältigt. Die Baronin nahm Haarspangen, Bürsten und perlenbesetzte Klemmen in die Hand, bombardierte das Personal

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