Schule der Magier 01. Das geheime Portal - Neff, H: Schule der Magier 1 geheime Portal - The Tapestry - Hound of Rowan, Vol. 1
laut und klar durch die Winterluft. Max öffnete erschrocken die Augen. Julie trat mehrere Schritte zurück. Ihr Gesicht war dunkelrot angelaufen. Kesselmaul hatte abrupt aufgehört zu singen und war von seinem Heuballen heruntergehüpft. Als hätte sie ihn verbrannt, schleuderte Mr Nolan seine Geige mitsamt dem Bogen in den Schnee und schüttelte sich den Krampf aus den Händen.
Ein töricht dreinblickender Connor entschuldigte sich wortreich, während Lucia ihn auf Italienisch beschimpfte. Der Viertklässler stand mit verwirrter, verängstigter Miene da, während Frigga ihn energisch anfuhr: »Mit uns hätte es ohnehin nicht funktioniert. Du bist ein Mensch und Frigga ist ein Seehund.«
»Kein Wort mehr, du...!«, fuhr Tweedy Omar an, der immer wieder zu kichern begann, während er versuchte, Tweedys zerstörte Brille zu reparieren. Tweedy drehte sich zu Nolan um und deutete mit einer Pfote in Richtung Kesselmaul. »Ich verlange, dass dieses Geschöpf aus dem Sanktuarium entfernt wird! Das ist eine Ungeheuerlichkeit! Die Macht dieser Amphibie ist abscheulich und verantwortungslos! Es ist... es ist würdelos!«
Nolan schüttelte den Kopf, hob seine Geige aus dem Schnee und wischte sie mit dem Ärmel sauber. Cynthia starrte auf ihre Stiefel und reichte Nolan seinen Bogen.
»Na, na, Tweedy«, mahnte Nolan, »ich gebe zu, ich wusste nicht, dass Kesselmauls Lieder so… unwiderstehlich … sind, aber das ist nicht seine Schuld. Außerdem schalten seine Lieder lediglich Hemmungen aus. Sie bringen einen nur dazu, das zu tun, was man bereits längst tun wollte.«
Max sah Julie an, die seinem Blick auswich und ihre Sachen zusammensuchte.
Tweedy hüpfte zu Nolan hinüber und seine Schnurrhaare zuckten vor ungläubigem Zorn.
»Sind Sie verrückt oder einfach nur ein Ignorant, Mann? Wollen Sie etwa andeuten, ich wollte einem ungewaschenen, ungebildeten Flittchen von der falschen Seite der Wiese den Hof machen? Das soll das geheime Verlangen sein, das ich hege?«
»Na ja«, warf Nolan ein und ließ das Lagerfeuer mit einer beiläufigen Handbewegung langsam erlöschen, »dann ist es jetzt wenigstens nicht mehr geheim, nicht wahr, Tweedy? Aber ich werde auf jeden Fall mit der Direktorin besprechen, ob wir wegen Kesselmaul irgendwelche Vorkehrungen treffen sollten.«
Einige Studenten kicherten, während Tweedy aufgebracht auf den Hinterbeinen stand und ganz gegen seine sonstige Art sprachlos war. Zu guter Letzt hüpfte Tweedy hinter Nolan her, der jetzt zusammen mit mehreren Schülern auf den Sanktuariumstunnel zuging. Omar lief hinter ihnen her, wobei er einen Lachanfall nach dem anderen bekam. Lucia hatte Kesselmaul in die Aufzuchtstation zurückgebracht und dabei Connor die Tür vor der Nase zugeschlagen. Max beobachtete schaudernd die Ereignisse, bevor er hinter Julie herlief, die mit einer Freundin den Pfad zum Laubengang entlangeilte.
»Julie, Julie, warte auf mich«, schnaufte Max und verlangsamte das Tempo, als er zu ihr aufgeschlossen hatte. »Ich dachte, du könntest mir vielleicht bei meinen Hausaufgaben für Strategie helfen...«
»Tut mir leid«, murmelte Julie, die ihm dabei nicht in die Augen sah. »Ich habe ein Praktikum in Gerätekunde. Ich muss los.«
Max sah zu, wie die beiden Mädchen im Laubengang verschwanden. Er seufzte und ging ebenfalls auf den Tunnel zu, als er Cynthia hinter sich kreischen hörte.
»Nimm dich in Acht, Connor!«
Connor unterhielt David mit einer witzigen, wenn auch grausamen Imitation Cynthias, wie sie Nolans Geigenspiel applaudierte. Er sprang auf und ab und klatschte wild, bevor er die Hände in jäher Verzückung ineinander verschränkte.
Cynthia wurde fuchsteufelswild und war den Tränen nahe. »Du solltest lieber still sein, Connor! Du hast dich genauso idiotisch benommen wie alle anderen!«
»Bitte«, erwiderte Connor abschätzig, »Jungs, sollen wir Cynthia so leicht davonkommen lassen?«
Ohne ein weiteres Wort nahm David Julies Digitalkamera aus seiner Tasche. Er scrollte durch mehrere Fotos, hielt bei einem davon inne und hielt Connor die Kamera vor die Nase. Connors Grinsen verschwand. Er schluckte und blinzelte.
»Okay«, sagte er. »Hm, wir kommen zu spät zum Abendessen und ich bin am Verhungern.«
Connor stapfte durch den knirschenden Schnee auf den Laubengang zu. David schob die Kamera wieder in seine Tasche, schlenderte hinterher und pfiff »Daisy Bell«. Quietschend vor Entzücken schob Cynthia sich an Max vorbei.
»David Menlo! Zeig mir dieses Foto!
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