Schule der Magier 01. Das geheime Portal - Neff, H: Schule der Magier 1 geheime Portal - The Tapestry - Hound of Rowan, Vol. 1
man es auch betrachtet, ihr habt ein gutes Timing!«
»Oh, hör auf damit, Nolan«, erwiderte Cynthia errötend. »Die Musik war wunderbar !«
Max und Connor warfen einander einen Blick zu. Selbst David lächelte.
»Danke, Cynthia«, sagte Nolan. »Habt ihr dieses Licht gesehen?«
Max schloss die Augen, während er und Connor wie aus einem Mund ein ›Nein‹ hervorstießen und Cynthia und David gleichzeitig ›Ja‹ riefen. Nolan zog eine Augenbraue hoch.
»So etwas habe ich noch nie gesehen«, fuhr er fort. »Es hat das ganze Sanktuarium ausgeleuchtet...«
»Oh, Nolan«, unterbrach Cynthia ihn, »könnten wir nicht noch ein Lied hören? Ein kurzes? Der Alte Tom hat noch nicht zum Abendessen geläutet.« Nolan zögerte.
»Büüüüütte?«, bettelte Cynthia und zupfte an seinem Ärmel. Connor verdrehte die Augen und hüstelte laut.
»In Ordnung«, sagte Nolan geschmeichelt. »Also dann noch ein ganz kurzes. ›Daisy Bell‹, damit wir an den Frühling denken, der schon um die Ecke wartet.«
Max blieb höflich stehen, als Nolan zu spielen begann. Doch eigentlich brannte er darauf, zum Essen ins Haus zurückkehren zu können. Sein Magen, seine Blase und die Tatsache, dass ihm bei Julies Anblick ganz schwummerig wurde, ließen ihn sehnsüchtig zum Laubengang hinüberspähen.
Plötzlich begann eine tiefe, unglaublich hypnotische Stimme zu singen.
Daisy, oh Daisy,
nun gib doch schon dein Ja mir!
Ich bin restlos crazy
vor lauter Liebe zu dir.
Die Hochzeit wird nicht feierlich,
denn Geld für die Kutsche habe ich nicht –
aber bestimmt tut dir gut
der Sattel mit Nut
von’nem Tandem, und macht uns Pläsier!
Max stand wie angewurzelt da und lauschte fasziniert dem Gesang. Kesselmaul war von Lucia weggehüpft und saß jetzt allein auf einem Heuballen. Sein blutroter Hals war aufgebläht wie ein Ballon. Sein Kopf bewegte sich im Rhythmus der Musik. Kesselmaul sang.
Nolan hatte einen seltsamen Ausdruck auf dem Gesicht und zog das Tempo an. Er spielte die Melodie noch einmal und Kesselmauls Stimme schallte über die ganze Lichtung. Cynthia begann, auf und ab zu hüpfen, und klatschte begeistert in die Hände.
»Oh Nolan«, schwärmte sie. »Es ist wunderschön! Sie sind so ungeheuer talentiert, Nolan! Wirklich, ich meine es ernst. Und Sie haben so etwas Urwüchsiges an sich!«
Max’ ganzer Körper begann zu kribbeln, während ihm langsam wärmer wurde. Er beobachtete, wie David mit einem schiefen Lächeln Julies Fotoapparat von einem Stuhl nahm.
Plötzlich war die Luft von heiserem Gebell erfüllt. Frigga und Helga, die skandinavischen Seehunde, kamen von der Lagune herangerobbt. Ihr dicker Schwabbelspeck dampfte. Nachdem sie schlitternd zum Stehen gekommen waren, stießen die Seehunde einander beiseite, um einen Platz neben einem gut aussehenden Viertklässler zu ergattern, der gerade eng umschlungen mit einer rothaarigen Klassenkameradin dasaß.
Wie ein geölter Blitz sprang Tweedy von seinem Heuballen und zischte in einem wahnsinnigen Zickzack durch den Schnee, um einem gescheckten Kaninchen nachzustellen, das an einem Strohhalm geknabbert hatte. Tweedys Gleitsichtbrille fiel zu Boden, die Connor prompt zertrampelte, als er vorbeistolperte, um sich Lucia auf den Schoß zu setzen. Sie war jetzt wach, lächelte ihn kokett an und klimperte mit ihren dichten, schwarzen Wimpern.
Wieder erklang das Lied. Nolan verzog das Gesicht, während seine Finger wie von selbst über die Saiten tanzten. Cynthia fiel klatschend und singend ein, mit einer Begeisterung, die ihr musikalisches Talent bei weitem übertraf.
Von Frigga kam jetzt ein wütendes Bellen. Sie musterte mit ärgerlichem Blick die verliebten Viertklässler.
»Was hat sie, das Frigga nicht hat?«
»Kein Winterfell mit dickem Schwabbelspeck, das ist es, was sie nicht hat!«, bellte Helga.
»Sei still, du!«, brüllte Frigga und versetzte ihrer Schwester verärgert einen Kopfstoß.
Max’ Herz begann, schneller zu schlagen. Julie war inzwischen aufgestanden und sah ihn mit verwirrter Miene an. Als Kesselmauls Stimme zu einem schrillen, aufgeregten Crescendo anschwoll, ging Max auf Julie zu und nahm ihre Hand. Sie drückte ihrerseits seine Hand. Ihre Nase war rosafarben angelaufen und ihr Atem roch nach Pfefferminz. Max räusperte sich.
»Julie …«
Plötzlich küsste sie ihn, schlang die Arme um ihn und warf ihn dabei beinahe um. Ihre Nase drückte kalt gegen seine Wange. Max fühlte sich schwerelos …
Die Glocken des Alten Tom klangen
Weitere Kostenlose Bücher