Schule der Magier - Astaroths Angriff - Neff, H: Schule der Magier - Astaroths Angriff - The Tapestry Trilogy 2 - The Second Siege
überhaupt eine Ahnung, wohin du fährst?«
Caillech starrte Max an. Ihre dunklen Augen wurden zu wütenden Schlitzen.
»Hast du eine Ahnung?«, fragte sie zurück.
Max schluckte seine Antwort herunter; es kostete ihn alle Kraft, sein Temperament in Zaum zu halten.
»Nimm selbst die Zügel oder sei still, du unverschämtes Kind!«, zischte die alte Vettel.
Max blieb stehen und starrte Caillech mit wachsendem Ärger an. Nach einem kurzen Zögern begann David zu sprechen.
»Sie hat nicht absichtlich den falschen Weg genommen«, sagte er sanft. »Setz dich wieder hin, Max.«
Max nickte, behielt jedoch ihre Fahrerin im Auge, die
seinen wütenden Blick voller Trotz erwiderte. Schließlich ließ Max sich wieder in den Wagen sinken, verschränkte die Hände hinterm Kopf und starrte zum Himmel empor. Die Stute schnaubte und sie begannen mit dem langsamen, mühevollen Wendemanöver.
Die Stunden verstrichen, die Zeit des Zwielichts nahte, aber sie waren noch an keine Wegkreuzung gekommen. Selbst Davids fröhliches Pfeifen zerrte an Max’ Nerven. Schließlich rollte er sich auf die Seite, schnippte mit dem Finger gegen die groben Bretter des Wagens und versuchte, seinen Ärger zu unterdrücken. Als das Pferd ein müdes Wiehern ausstieß und der Wagen seine Fahrt zu einem Schneckentempo verlangsamte, seufzte er nur. Dann sah er zum Himmel empor und stellte fest, dass ihnen noch immer eine winzige Spanne Sonnenschein blieb.
»Wir halten noch nicht an«, blaffte er, schloss die Augen und rieb sich die Schläfen.
»Wir sind da«, krächzte die alte Frau, während der Wagen langsam zum Stehen kam.
»Und wo ist ›da?‹«, fuhr Max auf.
»Brugh na Boinne«, erwiderte Caillech.
Max öffnete ein Auge. David stand aufrecht im Wagen und betrachtete etwas vor ihnen. Max setzte sich hin, drehte sich um und blinzelte. Die Straße hatte ein abruptes Ende genommen und grub sich in die Seite eines großen, mit Felsen und Wurzeln übersäten Hügels. Max stieg aus dem Wagen und sah sich mit großen Augen um.
»Aber hier sind wir nicht vorbeigekommen«, sagte er und sah David scharf an. »Und waren wir nicht die ganze Zeit auf derselben Straße?«
David nickte und schauderte; er rieb sich die Arme. Am Horizont verblassten langsam die letzten Sonnenstrahlen,
und während sich die Landschaft um sie herum verfinsterte, leuchtete aus der dunklen Öffnung des Hügels ein blasses Licht. Zunächst war es schwach und verschleiert, doch dann wurde es stärker, und ein flackerndes Leuchten strömte wie ein Willkommenslicht aus dem Hügel.
Ein Prickeln kroch Max’ Hals hinauf, das gleiche Gefühl, das er bei der Entdeckung des Wandteppichs erlebt hatte.
Caillech stieg von ihrem Sitz und humpelte auf die Öffnung der Höhle zu.
»Worauf wartete ihr Narren?«, zischte sie. Beinahe bis zum Boden gebeugt schlurfte die alte Frau hinein. Max nahm David den Rucksack ab und schloss die Finger um Cúchulains Speer. Seite an Seite gingen die beiden Jungen hinein in die Erde.
Die Straße endete nicht an dem Hügel, sondern führte in den Hügel hinein. Max’ und Davids Schritte hallten von den Pflastersteinen wider, während sie langsam hinabstiegen und einer langen Kurve folgten. Gelber Feuerschein flackerte auf den Wänden, durchbrochen von dem missgestalteten Schatten Caillechs, die murmelnd vor ihnen herschlurfte.
Zu guter Letzt endete die Straße in einer großen Höhle tief im Innern des Hügels. An den Wänden hingen viele Wandteppiche, erhellt von einem gewaltigen Feuer in einem offenen Kohlenbecken in der Mitte der Höhle. An der gegenüberliegenden Wand erhob sich ein alabasternes Podest, auf dessen glatter weißer Oberfläche mehrere Gegenstände lagen.
»Sehet!«, krächzte Caillech. »Die vier Schätze der Tuatha dé Danann und jener, nach dem ihr sucht!«
Max und David folgten Caillech um das Feuer herum und näherten sich dem Podest. Die Alte zeigte mit einem knochigen Finger auf einen riesigen Bronzekessel, aus dem ein schwerer Holzschaft ragte.
»Der Kessel Dagdas«, murmelte sie. »Es heißt, er könne eine Armee speisen und die Toten zum Leben erwecken. Und in ihm Lughs Speer – tödlich für alle bis auf jene, die von seinem Blut sind, und so schrecklich, dass er unter mit Mohn versetztem Wasser schlafen muss. Und dort ist Nuadas Schwert, Claímh Solais«, stieß sie rau hervor und deutete auf ein Schwert aus glänzendem Silber. »Und daneben Lia Fáil – der Stein, der Königsmacher war, bis Cúchulain selbst ihn
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