Schule der Magier - Astaroths Angriff - Neff, H: Schule der Magier - Astaroths Angriff - The Tapestry Trilogy 2 - The Second Siege
auf dem Boden der Höhle verstreut lagen. Einige Sekunden lang konnte Max nur blinzelnd auf die glitzernden Scherben starren. Ohne ein Wort durchmaß er den Raum und riss einen Wandteppich von der Wand. Weder Caillech noch David wagten zu sprechen, während Max auf den Knien umherkroch und jeden Metallfetzen und jeden Knochensplitter einsammelte, bis sie einen kleinen Haufen auf dem Wandteppich bildeten. Als er alle Teile niedergelegt hatte, faltete Max das Tuch zusammen.
»Ist alles in Ordnung mit dir?«, fragte David.
»Mir geht es gut«, log Max, bevor er den zusammengeknüllten Wandbehang in Davids Rucksack verstaute. Seine Stimme war sanft und ruhig. »Ich war einfach nicht stark genug – es war ein dummer Fehler.«
Caillech sagte nichts.
»Nein«, widersprach David langsam. »Ich glaube keineswegs, dass es ein dummer Fehler war. Du hast das Richtige getan. Schließlich bist nicht du zerbrochen – der Speer ist es. Er war nicht stark genug.«
Max betrachtete die anderen Gegenstände auf dem Podest, und eine entmutigende Erkenntnis traf ihn. Es gab zwei Speere in der Höhle; er hatte sich für den falschen entschieden.
Stirnrunzelnd und entschlossen trat Max vor den Kessel und griff nach dem Speer des Lugh darin.
»Nein!«, rief David und fuchtelte mit dem Arm. »Fass ihn nicht an! Benutze das Schwert – Caillech hat gesagt, der Speer werde dich töten!«
Max hielt einen Moment lang inne und dachte an seine kurze Audienz im Thronsaal von Rodrubân zurück. In den Worten, die Lugh gesprochen hatte, hatte eine gelassene Wahrheit gelegen. Jetzt schob er seine Besorgnis beiseite; er war in der Tat der Sohn des Hochkönigs. Als diese Erkenntnis
in ihm aufstieg, nahm er am Rande wahr, dass David ihn anflehte, von dem halb untergetauchten Speer zurückzutreten.
»Er kann mir nichts anhaben, David«, murmelte Max und schloss die Augen, während er die schwere Waffe aus dem Wasser zog. Der Kessel begann zu zischen und zu brodeln. Der Speer stieß ein schauerliches Heulen aus, als er über die Oberfläche des Wassers gehoben wurde. Ein träges Blutrinnsal lief von der Speerspitze die ganze Waffe hinab und befleckte Max’ Finger. David kreischte auf und wich vor dem schrecklichen Ding zurück, während Max sich wieder dem Buch zuwandte. Abermals ließ er die Speerspitze auf das Glas hinunterkrachen. Diesmal gab es keinen Schmerz.
Ein befriedigender Stoß fuhr seinen Arm hinauf, als Lughs Speer die Vitrine mit einem Aufblitzen weißen Lichts zertrümmerte. Glas prasselte in Tausende winziger Stücke auf den Boden der Höhle. Das Buch Thoth schwebte nach wie vor in der Luft, während der Speer sich in Max’ Händen krümmte und schrie. Max taumelte zu dem Kessel zurück und stieß die Waffe wieder ins Wasser. Der Kessel dampfte und schäumte einige Sekunden lang, dann war er still.
»Du hast es geschafft«, seufzte Caillech und stützte ihren gebrechlichen Körper auf das Podest, bevor sie sich zu Boden sinken ließ. Sie lehnte den Kopf gegen das Alabaster und atmete tief durch. »Gut gemacht, mein Junge. Ich habe lange darauf gewartet.«
Max wischte sich das Blut von den Händen und lächelte sie an. Zum ersten Mal sah er die alte Frau ebenfalls lächeln. Sie wandte sich zu David um, der das Buch aus der Luft pflückte und an der Brust wiegte.
»Was jetzt?«, fragte Max.
»Jetzt musst du nach Hause gehen«, antwortete Caillech
rau. »Und bring dieses Buch aus den Sidh heraus, es gehört nicht hierher. Es wurde nicht hier gemacht und kann nicht hier bleiben.«
»Wie?«, fragte Max, der nicht vergessen hatte, dass die Kestrel nur noch ein Wrack war. »Wie kommen wir nach Hause?«
»Damit«, flüsterte David und fuhr mit der Hand über den goldenen Einband. »Das Buch wird es uns zeigen.«
Dann ließ David sich im Schneidersitz neben Caillech nieder, schlug das Buch Thoth auf und strich mit den Fingern über seine dünnen Papyrusbögen. Das einzige Geräusch, das zu hören war, während David über den vielen Seiten und den eigenartigen, außergewöhnlichen Symbolen brütete, war das Knistern der Fackeln.
Max ging in der Höhle auf und ab und beobachtete, wie sein Schatten über die Wände und Wandbehänge kroch. Gelegentlich blickte er auf das Medaillon, das einen hellen, pulsierenden Schein verströmt hatte. David ließ sich jedoch nicht drängen; er ignorierte Max’ Gemurr und widmete seine ganze Aufmerksamkeit dem Buch. Er tröpfelte den Inhalt der verbliebenen Phiolen von Mayas wundersamem Blut auf
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