Schule der Magier - Astaroths Angriff - Neff, H: Schule der Magier - Astaroths Angriff - The Tapestry Trilogy 2 - The Second Siege
nach Luft. Die Shedu waren gewaltig – fünf Meter groß, mit den Leibern kolossaler Bullen und menschlichen Köpfen, auf denen hohe bronzene Kronen prangten. Sie hätten Statuen sein können, wenn nicht eins der Geschöpfe plötzlich den Kopf gedreht und den Blick seiner leeren, reglosen Augen auf Max gerichtet hätte.
»Hab keine Angst«, sagte Vilyak. Er fasste Max am Ellbogen und zog ihn weiter. »Ist dies deine erste Erfahrung mit Shedu?«
»Nein, Sir«, flüsterte Max. »Einer meiner Klassenkameraden hat ein Shedu als Schützling, aber das ist viel kleiner als diese hier.«
»Shedu sind ideale Wächter«, erklärte Vilyak und hob die Hand, um die Brust des steinigen Geschöpfs zu streicheln, das zur Seite trat, um sie vorbeigehen zu lassen. »Sie brauchen wenig Nahrung oder Schlaf und sind extrem gut gewappnet gegen List und Magie. Sie werden dich vorbeilassen, da du mit mir zusammen bist, aber ich würde dir raten, niemals zu versuchen, die Archive allein zu betreten. Ein Shedu wird das nicht verstehen.«
»Kapiert«, antwortete Max und schob sich zentimeterweise an den imposanten Geschöpfen vorbei.
Vilyak zog die schwere Messingtür auf und trat beiseite, um Max hineinschauen zu lassen.
»Willkommen in den Archiven, Max. Sie sind das Herz von Rowan und der Reichtum unseres Volkes.«
Max stand einige Sekunden lang sprachlos in der Tür und sah sich mit offenem Mund in dem gewaltigen Raum um. Er war weit größer als eine Kathedrale und stand voller Tische, Regale und Bücher. Es waren Tausende und Abertausende von Büchern, arrangiert auf mächtigen Galerien, die sich in einer sanften Spirale immer höher hinaufschraubten, bis Max’ Blick auf ein beleuchtetes Fresko fiel, das mehr als hundert Meter über ihnen die Schule von Athen zeigte. Massive Gewölbe und rundbogige Türen umgaben ringsum das riesige Oval, an dessen Wänden Gemälde und Wandteppiche aller Art hingen. Gelehrte saßen vornübergebeugt allein oder in Gruppen an Tischen und brüteten über uralten Büchern und Stapeln von Pergamenten, die so dünn waren wie Seidenpapier.
Max hörte ein mehrfaches Hüsteln in dem riesigen Raum widerhallen und grinste, als er David klein und in sich zusammengesunken an einem Tisch neben einer Statue von Aristoteles sitzen sah. Neben einem hohen Stoß Bücher und Papiere stand seine dampfende Kaffeetasse.
»Das ist mein Zimmergenosse«, flüsterte Max Vilyak zu.
»Ah, der berühmte Mr Menlo«, sagte Vilyak und unterzog David einer neugierigen Musterung. »Ja, ich habe alles über ihn gehört. Geh und sag ihm Hallo, wenn du möchtest, aber komm bitte schnell zurück. Ich habe nicht viel Zeit.«
Max trat in den Raum, ohne auf die neugierigen Blicke und das Getuschel der Gelehrten zu achten, die hinter fahlen Lampen und dicken Brillengläsern hervorspähten. David drehte ihm sein schmales, abgespanntes Gesicht zu, als Max ihm auf die Schulter klopfte, und blinzelte ungeduldig. Gleichzeitig versuchte er unbeholfen, eine kleine
mit einer schimmernden Flüssigkeit gefüllte Phiole in der Hand zu verstecken.
»Max!«, rief er und rieb sich die Augen. »Wie bist du hier heruntergekommen?«
»Commander Vilyak hat mich mitgenommen«, antwortete Max und deutete auf den Agenten, der in der Nähe der Tür stand. Max betrachtete das Einwickelpapier verschiedener Speisen, die Kaffeebecher und das kleine Kissen auf dem Stuhl neben dem Davids. »Ziehst du hier unten ein?«
»Besser wäre es wohl«, seufzte David. »Aber es hat sich ausgezahlt. Ich habe etwas entdeckt – etwas sehr Wichtiges.«
Max hörte ein Geräusch hinter sich, und als er sich umdrehte, sah er Vilyak ungeduldig auf seine Armbanduhr deuten.
»David, ich muss los.«
»Komm zurück, wenn du fertig bist«, flüsterte David drängend.
»Ich werd’s versuchen«, versprach Max über die Schulter gewandt. Er ignorierte Davids flehentlichen Blick und eilte zu Vilyak zurück.
»Wie geht es deinem Freund?«, fragte Vilyak und führte Max außen entlang zur anderen Seite des Archivs.
»Ähm, gut … ich schätze, er ist müde«, antwortete Max. »Er war in letzter Zeit sehr oft und sehr lange hier unten.«
»Um was zu tun, wenn ich fragen darf?«, hakte Vilyak nach und zog eine Augenbraue hoch.
»Er hat Nachforschungen angestellt – über Brams Versprechen den Hexen gegenüber. Haben Sie davon gehört?«
»Ja, das habe ich, und sei versichert, ihr beide werdet nirgendwo hingehen«, erklärte Vilyak mit einer Stimme, die eiserne
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