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Schule der Magier - Astaroths Angriff - Neff, H: Schule der Magier - Astaroths Angriff - The Tapestry Trilogy 2 - The Second Siege

Titel: Schule der Magier - Astaroths Angriff - Neff, H: Schule der Magier - Astaroths Angriff - The Tapestry Trilogy 2 - The Second Siege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Neff
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sich und stand auf, um aus dem Fenster zu schauen; ein Dutzend Krähen kamen plötzlich vom Tor herbeibeflogen. Die Vögel kreisten über das Grundstück und ließen sich dann auf Maggies Dach nieder. Einige Sekunden später tauchte aus dem dunklen Wald ein Gespann von vier schwarzen Pferden auf, das eine prunkvolle rote Kutsche zog. Die Kutsche rollte durch die graue Landschaft, wurde langsamer und kam in der Nähe des Springbrunnens zum Stehen. Die Pferde warfen die Köpfe zurück, verdrehten die Augen und atmeten gewaltige Dampfwolken aus, die Türen öffneten sich jedoch nicht.
    »Sie sieht wie ein Schmuckkästchen aus«, flüsterte David, der die Nase gegen das Glas drückte.
    Max sah jemanden, eingewickelt in einen blauen Umhang, die Vordertreppe des Herrenhauses hinuntereilen. Es war Miss Boon und sie wirkte unglücklich. Sie blieb vor der Kutsche stehen, dann machte sie eine tiefe, feierliche Verbeugung. Sofort wurde eine rote Tür geöffnet, vier in Kapuzenumhänge gewandete Gestalten glitten hinaus und folgten der jungen Magielehrerin ins Haus. David wandte sich vom Fenster ab und ging mit schnellen Schritten durch den Flur.
    »Jetzt, da sie hier sind, werden wir uns beeilen müssen«, sagte er. »Komm mit.«
    »Wohin?«, fragte Max.
    »In den Uhrenturm«, antwortete David und hastete weiter. »Es gibt noch etwas, das ich tun muss, und später werde ich vielleicht keine Gelegenheit mehr dazu haben.«

    »Aber sie werden uns bald holen kommen!«, zischte Max.
    »Das ist der Grund, warum wir uns beeilen müssen!«, flüsterte David und verschwand um die Ecke.
    Minuten später verstand Max, warum Miss Boon so düster dreingeblickt hatte. Es war ein unfreundlicher, nasser Morgen; er schauderte, als er den Morgentau von seinen Pantoffeln stampfte und sich gegen die Windstöße wappnete, die um den Alten Tom fegten. Max und David standen auf einem umzäunten Balkon direkt vor dem Zifferblatt der Uhr und ihren Zeigern aus verwittertem Kupfer, etwa fünfzig Meter über den graugrünen Rasenflächen, und umklammerten das Geländer.
    »Was tun wir hier oben?«, fragte Max mit klappernden Zähnen.
    David ignorierte ihn und lehnte sich rückwärts an das Geländer, um zu dem spitz zulaufenden Dach des Turms hinaufzuspähen.
    »Kannst du mir dort hinaufhelfen?«, fragte er.
    Max legte den Kopf in den Nacken und besah sich die steile Dachspitze mit den vor Feuchtigkeit glänzenden glatten Schindeln. Dann betrachtete er seinen unbeholfenen Zimmergenossen. Selbst eine Bergziege würde Mühe haben, sich auf diesem Dach zu bewegen.
    »Bist du verrückt?«, fragte er. »Du wirst sofort abrutschen!«
    »Du hast wahrscheinlich recht«, überlegte David. »Höher wäre besser, aber ich schätze, dies wird genügen müssen.«
    »Genügen, wofür?«, fragte Max und hüllte sich fester in seine Decke, als ein besonders heftiger Windstoß vom Meer heranpeitschte.
    David antwortete nicht, sondern beugte sich stattdessen weit über den Balkon und deutete mit einer Hand auf den
Ozean, dessen graue Wellen ans Ufer krachten und ihre Gischtkämme hoch in die Luft spritzten. Zu Max’ Überraschung begann sein Zimmergenosse, ein leises, melodisches Lied zu singen.
    Es war anders als jedes Lied, das Max je zuvor gehört hatte. Die Worte waren seltsam, ebenso die Melodie, die regelmäßig unerwartet abfiel oder in eine andere Tonart wechselte. Max ignorierte den Wind, der um sie herum heulte und tobte. Er fühlte sich warm und zufrieden und verlor sich in dem hypnotischen Gesang, der ihn dazu verlockte, einzuschlafen und sich von den Stürmen und Strömungen der Welt tragen zu lassen, bis sein Körper sich endlich auflösen und zu einem Stück Stein oder Meer werden würde.
    Nebel stieg langsam über dem Ozean auf. Einzelne Nebelschwaden glitten über die Klippen und strömten, schnellen Flüssen gleich, über Gehwege und durch Gärten. Schon bald lag eine Nebelschicht, so weiß und weich wie Lammwolle, über dem Gelände und den Baumwipfeln. Als Davids Stimme sich schließlich verlor und verstummte, konnte Max hören, dass sich eine große Schar von Menschen vor dem Alten Tom versammelte. Als habe man ihn aus einer Trance gerissen, öffnete David die Augen und hob plötzlich wie ein Dirigent die Arme. Ein tiefes Donnern ertönte; der Nebel kreiste im Uhrzeigersinn und formte in seiner Mitte einen großen Trichter, der sich wie das Auge eines Hurrikans ausdehnte.
    Max hörte mehrere erschrockene Ausrufe, gefolgt von dem fernen Öffnen und

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