Schule der Magier - Astaroths Angriff - Neff, H: Schule der Magier - Astaroths Angriff - The Tapestry Trilogy 2 - The Second Siege
dann eine waagerecht verlaufende weiße Plastikröhre entlang, die mit Reihen von silbern glänzenden Scheiben gesäumt war wie der Fangarm eines Kraken mit Saugnäpfen. Aus einem verborgenen Lautsprecher kamen die Klänge eines Violinkonzerts.
»Ähm, sind Sie Mr Rasmussens Sekretärin?«, fragte Mr McDaniels.
»Ich bin Physikerin«, entgegnete die Frau kühl.
Mr McDaniels errötete und hüstelte in seine Faust.
»Haben Sie mitbekommen, was auf der Erde geschieht?«, erkundigte sich Miss Boon.
»Nicht persönlich«, antwortete die Frau. »Ich habe die Werkstatt noch nie verlassen.«
Max klappte der Unterkiefer herunter. Selbst Cooper blickte interessiert auf.
»Sie meinen, Sie haben die Werkstatt nie verlassen?«, hakte Miss Boon nach.
»Mir ist klar, dass das seltsam klingen muss«, erklärte die Frau, »aber es hat nie einen Grund dazu gegeben.«
»Dann haben Sie also noch nie eine Hexe gesehen?«, wollte Mum wissen. Sie vollführte eine hoheitsvolle Drehung, um ihr knolliges Profil darzubieten.
»Natürlich habe ich schon Hexen gesehen«, sagte die Frau und schaute auf ihre Armbanduhr. »In unserem Biologiemuseum befindet sich ein ausgestopftes Exemplar und wir haben ein Dutzend Genproben von Hexen vorrätig.«
Mums Augen weiteten sich vor Schreck; ihre Unterlippe begann zu zittern.
»Sie haben eine Hexe ausgestopft in einem staubigen Museum stehen?«
»Das Museum ist absolut sauber.«
»Sie magere kleine …«
Miss Boon presste Mum eine Hand auf den Mund, während die graue Hexe grün anlief. Max war beeindruckt, dass Miss Boon Mum festhalten konnte, obwohl die Hexe für ihre Größe bekanntermaßen sehr stark war. Nach etlichen Sekunden hörte Mum auf, sich zu wehren.
»Werden Sie höflich sein?«, fragte Miss Boon energisch.
Mum funkelte die Lehrerin an, nickte jedoch. Die Hand wurde weggezogen und die Hexe sprang auf.
»Es ist meine Cousine Gertrude!«, heulte Mum. »Gertie ist vor zwanzig Jahren in den Urlaub gefahren und …«
Miss Boon seufzte und schnippte vor Mums spuckendem, zischendem Mund mit den Fingern. Das Kreischen und die Anklagen brachen ab, als hätte jemand Mum den Stecker rausgezogen.
»Danke«, sagte die Frau in Grau, als die Transportkabine sanft zum Stillstand kam. »Ich werde Sie in Ihr Zimmer bringen.«
Obwohl die Werkstatt solchen Wert auf Maschinen legte, wirkte ihr Zimmer überraschend natürlich, wie Max feststellte. Helle Farben herrschten vor, natürliche Stoffe und angenehm weiche Formen. Die Suite hatte zwei große Schlafzimmer und Bäder und ein Gemeinschaftszimmer, in dem auch ein brennender Kamin nicht fehlte. Die Frau berührte einen Bildschirm, der in eine Wand aus Holz mit Vogelaugenmaserung eingelassen war.
»Sprechen Sie einfach in den Monitor, wenn Sie irgendwelche Wünsche haben«, sagte sie. »Ich muss wieder an meine Arbeit.«
Cooper nickte und schloss die Tür hinter ihr.
»Ich gehe davon aus, dass alles, was wir tun und sagen, gesehen und gehört wird«, murmelte er, dann öffnete er Davids Tasche und packte ihre Sachen aus. Schließlich griff er nach seinem eigenen Rucksack und verschwand in einem der Badezimmer, um zu duschen. Max und David folgten Mr McDaniels in eins der Schlafzimmer, wo sie sich auf eine riesige, beruhigend grüne Tagesdecke warfen. Nick sprang ebenfalls auf das Bett, um sich zwischen die McDaniels zu schmiegen. Max kraulte die seidigen Ohren des Lymrills, schloss die Augen und versank zum ersten Mal seit einem Monat in einen befriedigenden Schlaf.
Mums Stimme, die schrill aus dem Gemeinschaftszimmer kam, weckte ihn. Max sah auf seine Armbanduhr – er hatte fünf Stunden geschlafen.
Als er ins Nebenzimmer tappte, sah er Mum vor dem Computerbildschirm stehen, neben einem Servierwagen, auf dem sich abgenagte Knochen und ausgelutschte Knorpel türmten. Die Hexe hatte offenkundig soeben gebadet; ihr nasses Haar war zu einem Knoten aufgesteckt, und während sie auf und ab ging, schleifte ein riesiger weißer Bademantel hinter ihr her.
»Das ist richtig«, bestätigte sie. »Und noch sechs weitere Schinken am Knochen. Mit Honigglasur.«
»Ist das dann alles, Madam?«, fragte die gequält dreinblickende Frau auf dem Bildschirm.
»Und Parfüm«, donnerte Mum und riss den Finger in Richtung Decke hoch. »Etwas Teu…«
Cooper schritt auf den Computerbildschirm zu und schaltete ihn mit einem kurzen Schlag aus.
»Ich war noch nicht fertig!«, zischte Mum.
»Ziehen Sie sich an«, befahl Cooper. »Wir sind hier nicht
Weitere Kostenlose Bücher