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Schule für höhere Töchter

Schule für höhere Töchter

Titel: Schule für höhere Töchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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her vermögend. Die Großmutter finanziert die Ausbildung der Kinder. Die Familie lebt irgendwo in den East-Seventies, ich habe vergessen, wo genau, in einer dieser großen, geräumigen Vorkriegswohnungen, die in Genossenschaftsbesitz übergegangen sind.«
    »Und die Mutter ist häuslich, aber lebhaft und klug und glaubt, ihr Mann habe sie wegen ihres Geldes geheiratet, und Betsy glaubt das auch.«
    »Sie scheinen mehr über sie zu wissen als ich.«
    »Ich weiß nicht das geringste. Ich stelle nur Vermutungen an, und wahrscheinlich irre ich mich. Ist es nicht komisch, daß Menschen mit Geld nie sicher sind, daß sie um ihrer selbst willen geliebt werden, schöne Menschen dagegen fast immer?«
    »Das ist entweder sehr tiefsinnig oder ganz und gar unsinnig.«
    »Wie die meisten meiner Bemerkungen. Und Alice Kirkland?«
    »Oh, sie ist ein Problem. Es ist immer sehr unerfreulich, wenn Rebellion die Form reiner Ungezogenheit annimmt. Sie ist die Jüngste in der Familie, und die Eltern, die ihr auf geradezu lächerliche Weise alles nachsehen, erwarten nicht einmal ein absolutes Minimum an Höflichkeit. Wir hatten ihnen mit Nachdruck ein Internat empfohlen, doch Alice wollte nichts davon hören. Natürlich bestehen wir nicht darauf. Geld? Oh, Unmengen. Mr. Kirkland hat uns kürzlich einen Scheck über fünfzigtausend Dollar überreicht. Er sagte, er habe das Geld mit einem Telefongespräch von dreißig Sekunden Dauer verdient, und es lag ihm viel daran, nicht spießbürgerlich zu wirken.«
    »Haben Sie angenommen?«
    »Selbstverständlich, meine Liebe, natürlich nicht ohne auf die Geschichte vom Installateur hinzuweisen, der fünfzig Dollar und fünfzig Cent für die Reparatur eines Heizkessels in Rechnung gestellt hat, fünfzig Cent für eine Dichtung und fünfzig Dollar für das ›Gewußt-wohin-damit‹. Wer fehlt uns noch?«
    »Elizabeth McCarthy und Irene Rexton.«
    »Ach ja, natürlich. Elizabeth war bis zu Beginn dieses Schuljahres bei den Nonnen. Normalerweise nehmen wir für die Abschlußklasse keine neuen Schülerinnen auf, aber ihre Zeugnisse waren ausgezeichnet, und außerdem brachte sie nicht nur die Empfehlungsschreiben dreier Elternpaare von Theban-Schülerinnen bei, sondern sogar eines vom Kardinal persönlich.«
    »Ich verstehe. Und Irene? Hübsch anzusehen, entzückend, sie zu kennen, wie Reed sagen würde.«
    »Und himmlisch, sie zu küssen, da sind sicher alle Männer einer Meinung. Sie ist das Adoptivkind eines Anthropologen-Ehepaares von der Columbia Universität – beide so dunkelhäutig wie die Eingeborenen, bei denen sie immer wieder leben, und mit einer Einstellung zur Unabhängigkeit von Jugendlichen, wie sie den Eingeborenen von Samoa eigen ist. Sie war die einzige Schülerin, die sich nicht über ihre Eltern beklagt hat.«
    »Sie ist ein so umwerfend konventionelles Kind und verteidigt stets Ismene und die reine Weiblichkeit.«
    »Ich weiß. Kindererziehung ist ein ewiges Rätsel. Aber wenn man so aussieht, bleibt einem vielleicht überhaupt nichts anders übrig, als konventionell zu sein.«
    »Die Familie lebt in der Nähe der Columbia Universität, nehme ich an?«
    »Ja, ich glaube, aber lassen Sie mich nachsehen.« Miss Tyringham blätterte in einem Ringbuch. »Hier ist es, Morningside Drive. Das sind nun alle, abgesehen von den Jablons, über die Sie ja wohl schon alles wissen.«
    »Oder mein Bestes tun werde, alles herauszubekommen.«
    »Sie müssen mir irgendwann mal erzählen, wozu das alles gut ist.«
    »Das verspreche ich Ihnen, selbst wenn sich herausstellen sollte (was wahrscheinlich der Fall sein wird), daß es zu gar nichts gut ist. Ich will mir nur schnell die Adressen notieren und Ihnen noch eine Frage stellen, wenn auch eine schwierige. Nein, ich habe noch zwei. Haben Sie etwas dagegen, wenn Mr. Jablon von Reeds Feststellung erfährt, daß die Hunde Mrs. Jablon, wenn sie denn dort gewesen wäre, auf ihrer abendlichen Runde gefunden hätten? Es liegt ihm sehr viel an dieser Information, und ich möchte herausfinden, warum.«
    »Ich sehe keinen Grund, warum er es nicht erfahren sollte. Ich verfolge die Strategie der Aufrichtigkeit, was am Ende viel weniger Probleme bereitet und außerdem meinem Wesen entspricht.«
    »Ja, versuchen Sie in diesem Punkt aufrichtig zu sein:
    Mal angenommen, jemand aus dem Lehrkörper des Theban oder einer der Eltern war in irgendeiner Weise in Mrs. Jablons Tod und ihre Anwesenheit hier verwickelt – ich meine natürlich nicht, daß derjenige sie

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