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Schule versagt

Schule versagt

Titel: Schule versagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Faltin , Daniel Faltin
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nicht im Fixed Day, Gespräche fanden nur nach Bedarf statt. Im Grunde beschränkte sich unsere Zusammenarbeit auf den Unterricht.
    Als Erstes fiel mir auf, dass in allen Klassen Sätze wie »EVA hebt die Arbeitsmoral« zu finden waren. Offenbar war die Motivation im Umgang mit EVA allgemein angestiegen und, damit einhergehend, auch die Einschätzung des eigenen aktiven Wissens. Die positive Entwicklung sahen die Schüler darin begründet, dass der Unterricht abwechslungsreicher geworden sei. Die Problemlösung erfolge in Teamarbeit   – ebenfalls eine oft wiederholte Erfahrung. Die gestiegene Bereitschaft zur Übernahme von Eigenverantwortung und die Entwicklung der Problemlösungskompetenz tauchten in jeder Befragung als Antworten auf. Insgesamt war aus Sicht der Schüler die Förderung des selbstständigen Arbeitens und Lernens tatsächlich der Schlüssel zum Erfolg von EVA.
    Als negativ wurde hervorgehoben, dass EVA nicht durchgängig präsent sei. Das zog sich wie ein roter Faden durch die Befragungen, von Jahr zu Jahr, in allen befragten Klassen. Einige schrieben: »Nicht alle Lehrer ziehen mit«, andere: »Mangelnde Durchsetzung von EVA« und »EVA ist noch nicht weit genug verbreitet«. Es war klar, dass sich unsere Schüler mehr EVA gewünscht hatten. Es gab kein einziges Statement, das EVA aus dem Schulalltag verbannen und wieder zu den alten Unterrichts- und Umgangsformen zurückkommen wollte. Zwar sahen einige Schüler bei sich selbst Defizite in Bezug auf die drei Schlüsselbereiche Methoden-, Team- und Kommunikationskompetenz, aber in der Weise, dass sie ihre individuellen Fähigkeiten diesbezüglich für verbesserungswürdig und -fähig hielten. Das war nach dem Ende des 3.   Semesters nicht verwunderlich. Keiner schätzte sich jedoch als besonders schlecht ein. Das korrespondierte mit der Aussage, dass EVA bereits nach der Halbzeit insgesamt eine Verbesserung der Schlüsselqualifikationen bewirkt hatte. Die meisten Schüler hatten Teilbereiche genannt, in denen sie sich verbessern könnten, z.   B. dieAnalysefähigkeit, andere die Entwicklung von Problemlösungen im Team, wenn sie Synergieerzeugung als Maßstab anlegten. Die Entwicklung ihrer sozialen Kompetenz und ihrer Persönlichkeit schätzten die Gruppen unterschiedlich ein, aber auch hier gab es Mehrheiten für eine positive Einschätzung der eigenen Entwicklung.
    Sätze wie: »Schlechte Umsetzung von EVA im Schulalltag« gaben mir zu denken. War damit gemeint, dass selbst die Kollegen, die nach EVA unterrichteten, den Geist des Konzepts nicht wirklich weitergaben? Ich musste meine Gesprächsnotizen durchlesen, um eine Antwort zu finden. »Wer unterrichtet eigentlich in Ihrer Klasse nach EVA?«, hatte ich die Schüler gefragt. »Keiner so richtig«, stand hinter der Frage, oder »Vielleicht die Frau   …?« oder »Herr   …?« Warum mussten die Schüler das mit Fragezeichen versehen? War die Antwort nicht klar? Zumindest hatte ich erwartet, dass die Kollegen der Learning-by-Doing-Woche namentlich genannt werden würden. In der letzten Befragung war die Resonanz auf meine Frage: »Bewusst nur Sie!« oder ähnlich. »Wie haben Sie denn dann die Fragen beantwortet?«, fragte ich. Mir war nicht klar, wie man EVA positiv beurteilen und Schwächen kritisieren kann, wenn man gar nicht erkennt, dass einige Kollegen danach unterrichten. Es stellte sich heraus, dass in der Hauptsache auf meinen Unterricht Bezug genommen worden war. Schließlich hatte ich die Befragung auch durchgeführt und die Schüler hatten aus der Not eine Tugend gemacht. Sie orientierten sich in der Hauptsache daran und an Einzelerlebnissen mit Kollegen, die sie irgendwie ab und zu, mit dieser oder jener methodischen Übung, in die EV A-Ecke platzierten.
    Nach diesen interessanten Antworten hatte ich weiter gefragt. Welche Merkmale schätzten die Schüler an einem Lehrer als besonders positiv ein, oder welche Schlüsselqualifikationen musste ein Lehrer haben, um eine optimale Förderung und Forderung seiner Schüler zu erreichen? Ich las: »Motivation. Kompetenz. Persönlichkeit.« Das war die Formel, die sich, jeweils etwas anders formuliert, oft aber in dieser klaren Form durch die Befragungen zog. Da war es auf den Punkt gebracht, was aus Sicht der Schüler einen guten Lehrer auszeichnete.
    »Ist denn Motivation nicht selbstverständlich?«, hatte ich weitergefragt, »Immerhin haben sich die Kollegen doch für diesen Beruf, in dem sie oft ein Leben lang arbeiten,

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