Schule versagt
Inside-Out-Prozess ist ausgeschlossen. Auf dieser ethischen Grundlage beruhen alle anderen Fähigkeiten, die für die Ausübung des Lehrerberufs notwendig sind.
Auf den Geist bezogen bedeutet das, die eigene Kompetenz ständig zu erweitern. Performanz ist selbstverständlich. Ich muss in meinem eigenen Fach gut sein, um lehren zu können. Kompetenzerweiterung heißt aber vor allem auch: kontinuierliches, systematisches, diszipliniertes Training der eigenen Fähigkeiten.Ich darf nicht stehen bleiben. Das Curriculum von gestern genügt nicht den Anforderungen von heute, denen unsere Schüler morgen genügen müssen. Sie gehen hinaus in die Welt und müssen und wollen sich erproben und entwickeln. Es ist vollkommen irrelevant, dass die Lehrer im sicheren Beamtenstatus ein Leben lang an der Schule bleiben. Wichtig ist: Ihre Schüler müssen raus und sie müssen gewappnet sein. Und es ist die Aufgabe der Lehrer, sie dafür auszurüsten. Je besser die Lehrer, desto größer sind die Chancen der Schüler, außerhalb von Schule zu bestehen. Leider haben die meisten Lehrer die Erfahrung nie selbst gemacht. Schule-Studium-Schule prädestiniert nicht dazu, dieses Ziel überhaupt setzen zu können. Aber es ist ein Anfang, sich kontinuierlich weiterzubilden. Die Bereitschaft zu lebenslangem Selbststudium jenseits der üblichen LIMO- und Lehrer-Weiterbildungsmaßnahmen ist unabdingbar notwendig. Denn sie spiegelt eine innere Haltung wider, die sich, auch ohne verbalisiert zu werden, auf die Schüler überträgt. Genau wie das Vorleben von Hedonismus und Verwöhnung sich zurückspiegelt, überträgt sich Selbstdisziplin und zeigt früher oder später Wirkung.
Zur Entwicklung der eigenen Persönlichkeit gehören auch die innere Bereitschaft zu proaktivem Verhalten, zur Etablierung einer Vision und einer persönlichen Wichtigkeitsskala:
Proaktivität meint die Fähigkeit, eine aktive Wahl zwischen einem vorgegebenen Reiz und der folgenden Reaktion zu treffen. Man muss nicht reagieren wie ein Pawlowscher Hund. Jeder von uns hat die Wahl, wie er sich verhält, wenn ein Schüler frech wird, unverschämt oder laut. Wenn wir in der Lage sind, die Motivation hinter seinem aggressiven Verhalten zu erkennen, uns dabei unserer selbst vollkommen bewusst sind und uns nach dem »wahren Gewissen« richten, werden wir das Reiz-Reaktions-Schema neu definieren. Das bedeutet, dass Empathie notwendig ist. Nur so kann die Erkenntnis der Motivation hinter dem Verhalten gelingen. Die Selbstbewusstheit resultiert aus der Beantwortung der Eingangsfragen für den Lehrerberuf. So überprüft und für richtig befunden, kann fast jedes Problem gelöst werden. Das ist oft ein Prozess, der Jahre dauert. Er beinhaltet Fehler, Rückschläge und Misserfolge. Und er kann nur gestützt auf die eigene Integrität gelingen.
Helfen wird dabei die Fähigkeit der Visionierung. Was ist, wenn solch ein Schüler den intendierten Entwicklungsprozess aufnimmt, wenn sich Schritt für Schritt Erfolge einstellen?! Welches Potenzial steckt in ihm?! Wie könnte er sein?! Überhaupt ist das Überprüfen der Frage »Wo wollen wir gemeinsam hin?« funktional, weil sie die Vision trifft, die für das Erreichen des Ziels notwendig ist. Wenn ich durch einen dunklen Wald gehe, dessen Ende nicht sichtbar ist, gehe ich nicht weiter, bis ich weiß, dass ich im richtigen Wald bin. Das meint Vision. Ich klettere auf einen der Bäume, am besten auf den höchsten, und schaue, ob ich in dem Wald bin, durch den mein Weg zum Ziel führen muss. Wenn ich am Ende des Waldes eine Lichtung sehe mit grünem Gras, sonnendurchflutet, an einem See gelegen, kann ich getrost weitergehen, auch über die dunkelsten, unzugänglichsten Wege. Ich weiß, dass und wo ich ankommen will und werde. Vielleicht muss ich ab und zu noch einmal hochsteigen, um den Überblick zu behalten. Aber der Wald ist der richtige. In diesem Sinne bedeutet Führung die Sicherheit, im richtigen Wald zu sein, und Management, den richtigen Weg durch diesen Wald zu finden. Als Lehrer braucht man beides. Man muss nur aufpassen, dass man Menschen führt und Dinge managt. Kollegen, die die Schüler vorrangig disziplinierten und kontrollierten und dachten, nun könne aber wirklich nichts mehr schiefgehen mit Fehlzeiten, Verspätungen und Lernhaltung, waren im falschen Wald. Sie verstanden nicht, dass am Ende des Weges keine Lichtung war, gingen unbeirrt weiter, bahnten sich (oft mühsam) Wege, waren vollkommen erschöpft – und doch
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