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Schule versagt

Schule versagt

Titel: Schule versagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Faltin , Daniel Faltin
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(Kommunikation, Methoden, Team) implizierte, konnte für die Entwicklung der Motivation unserer Schüler, unsere Vorstellungendes eigenverantwortlichen Arbeitens mit zu tragen und zu entwickeln, nur gut sein   – wenn wir es richtig anstellten. Darüber waren sich alle einig. Das dachte ich zumindest. Wie unterschiedlich jedoch die Vorstellungen zur Umsetzung des (vermeintlich) gemeinsamen Ziels waren   – das sollte sich im Verlauf unserer Treffen herausstellen.
    Das »Richtig-Anstellen« fing für uns damit an, dass wir einen geeigneten Raum für die ganze Woche brauchten. Am besten gefiel uns der große Tagungsraum. Er war hell und freundlich und ein bisschen gemütlicher als die übrigen Räume, mit Teppichboden ausgelegt, hatte neue Tische, gepolsterte Stühle, Fenster rundum, bis auf eine Innenwand, und bot genügend Platz, um die Tische auch einmal beiseite zu stellen und sich mit den Stühlen in einen großen Kreis zu setzen. Einen herausgehobenen Lehrertisch gab es hier nicht. Auch das war wichtig. Wenn gewünscht und funktional, konnten wir uns vorn gegenüber von unseren Schülern platzieren, aber auch schnell und problemlos umräumen oder uns in die Schülerrunde begeben. Selbstverständlich war eine Sitzordnung, wie man sie vom Frontalunterricht her kennt, nicht vorgesehen. Carlo, unser Fachbereichsleiter, versprach, den Raum für die ganze erste Woche zu organisieren.
    Für die dreißig Schüler, die unser Auswahlverfahren bestanden hatten, und natürlich für uns selbst sollten zwei Kisten Mineralwasser gekauft und 40   Becher bereitgestellt werden. Auch das war wichtig. Wahrscheinlich würde es, wie fast immer zu Schuljahresbeginn, heiß sein und da konnte das Wasser nur helfen. Außerdem würden alle gemeinsam versorgt werden, zumindest in dieser ersten Woche, und auch das sollte schon ein Zeichen und eine Einstimmung auf das Kommende und vor allem auf das von uns Intendierte sein. Kurt, unser Praktikant, wollte das Wasser besorgen.
    Dann ging es mit der eigentlichen Planung los. Jeder einzelne Tag, von Montagvormittag bis Freitagnachmittag, musste sinnvoll gefüllt werden. 6 Die Kollegen, die den jeweiligen Tag von neun bis fünfzehn Uhr gestaltet hatten, wollten sich danach noch für eine Ad-hoc-Evaluationsphase treffen. Auch das war Konsens. »Am besten teilen wir uns die Tage erst mal ein«, sagte Herbert, der für alle nur »Herb« war und sicher derjenige von uns, deram besten vorbereitet in dieses erste Treffen gekommen war. Er hatte nämlich die Tageseinteilung bereits in Form einer Tabelle schriftlich und in Kopie für alle erstellt. Ich war froh, dass es einen gab, der uns allen diese lästige Arbeit abnahm. Allerdings konnte Herb einem auch manchmal auf die Nerven gehen, weil er alles, aber auch alles, schriftlich fixierte, auch das, was eigentlich selbstverständlich war. Er notierte auch Dinge wie: »Kurt beauftragen« hinter »2   Kisten Mineralwasser besorgen.« Er war sehr genau und schrieb jedes noch so kleine Detail auf. Ich fragte mich, wie es wohl sein musste, bei Herb Unterricht zu haben. Aber es war jetzt keine Zeit, darüber nachzudenken. Herb verteilte ein zusätzliches Papier an alle. Er hatte das zweiseitige Manuskript als Diskussionspapier zur Strukturierung der Learning-by-Doing-Woche bezeichnet. Und er hatte gleich vorgebaut: Es sei nicht zu erwarten, hieß es dort, dass sowohl wir Lehrer als auch die Schüler das Problemfeld »Teamarbeit im Unterricht« in dieser kurzen Zeit beherrschen könnten. Dazu bedürfe es einer intensiven Schulung der Lehrer und andererseits eines ständigen Trainings der Schüler im Unterrichtsalltag   – und das natürlich über einen längeren Zeitraum. Es sei mindestens mit einem Jahr zu rechnen. Und weiter: Wenn diese eine Woche nicht ausreichen sollte, sei zu überlegen, ob die Einführungsphase um einige Tage verlängert werden müsse. Aufgrund der Komplexität der Elemente »Methodentraining« und »Teamtraining« schlug Herb vor, das Kommunikationstraining wegzulassen. Nach Klippert sei noch der Aspekt des »Kommunikationstrainings« als das dritte Standbein der modernen Schulpädagogik zu vertiefen. Aber dies würde unseren Zeitrahmen sicherlich sprengen. Das alte Lehrerlied. Es war nicht mehr unsere EVA   – noch bevor sie begonnen hatte   –, es war die bruchlose Umsetzung von Klippert. Ich kam mir plötzlich ungeheuer naiv vor.
    Das gesamte Papier war im beschriebenen Stil gehalten. Die Diskussion konnte Stunden dauern.

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