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Schule versagt

Schule versagt

Titel: Schule versagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Faltin , Daniel Faltin
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gespannt, was daraus werden würde.
    Um die Umstellung auf selbstorganisiertes Lernen, die Schulung der Methodenkompetenz und die Teamfähigkeit unserer Schüler zu bewältigen, gingen einige Kollegen in einen Crashkurs, der vom Landesinstitut für Schule und Medien angeboten wurde. In nur zwei Tagen bekamen sie die gesamte Palette der PSE, also ihren theoretischen Hintergrund und ihre praktische Umsetzung, serviert. Sie brachten netterweise die schriftlichen Ausführungen zum Konzept mit und berichteten in einem informellen Treffen über ihre Erfahrungen. Als Erstes stellten sie das »neue Haus des Lernens« in Form eines Plakates vor, das tatsächlich ein Haus zeigte. Im Parterre waren die drei Begriffe Methodentraining, Kommunikationstraining und Teamentwicklung in großer schwarzer Schrift in drei nebeneinanderliegenden Kästchen hervorgehoben. Im ersten Stock stand, noch größer und noch viel schwärzer, »EVA« 5 . Darüber »Eigenverantwortliches Arbeiten und Lernen« und darunter, jeweils links und rechts von »EVA«: »Mögliche Lernarbeiten: Lernprodukte erstellen, Vortragen/Kom-​ munizieren, Erkunden und Befragen etc.«, »Organisationsformen: Gruppenarbeit, Freiarbeit, Projektarbeit etc.« Im Dachgeschoss las man: »Fachkompetenz, Methodenkompetenz, Persönliche Kompetenz, Sozialkompetenz« und im Spitzdach »Schlüsselqualifikationen«. Die Kollegen waren so begeistert von diesem in ihrer Schulung nach einer Klippert-Vorlage entwickelten Schaubild, dass sie das von uns zu konzipierende eigene Projekt ebenfalls EVA nennen wollten.
    Ich fand den Namen nicht schlecht. Der Terminus »Eigenverantwortliches Arbeiten« (EVA) stammt natürlich auch von Klippert, nachzulesen in seinen Büchern, und eigentlich wollte ich ihn ändern, um zu unterstreichen, dass wir unseren ganz eigenen Weg bei der Vermittlung der Schlüsselqualifikationen gehen würden. Dann aber fiel mir die Geschichte von Adam und Eva im Paradies ein und vor allem, dass Evas Ungehorsam gegenüber Gott dieGeschichte der Menschheit begründet hat: als Eva vom Baum der Erkenntnis isst. Sie reißt sich und Adam aus dem tierähnlichen, harmonischen Zustand des Paradieses heraus und erkennt die Wahrheit, erlebt Schuld, wird sich ihrer selbst und ihrer Umwelt bewusst. Von nun an ist der Mensch als Mensch geboren, muss eigenverantwortlich leben, ist aus dem Paradies vertrieben. Der Gewinn besteht in der Selbstständigkeit, der Selbstverantwortung und der Freiheit, vor der auch heute noch so viele Menschen Angst haben. Auch und gerade in Lehrerzimmern. Für mich stand EVA in dieser Tradition und Metaphorik; die alte Legende gefiel mir gut. Also erklärte ich mich mit der Namensgebung für unser Projekt einverstanden.
    Ein veränderter Unterricht sollte es sein, der die Schüler aktivieren musste. Keine leichte Aufgabe für Lehrer, die 20 oder 25   Jahre Frontalunterricht praktiziert hatten. Ich empfand Anerkennung für die, die es gewagt hatten. Gleichzeitig blieb ich skeptisch: Würden sich die Kollegen von der Klippert-Bibel lösen können? In unseren nun folgenden zahlreichen EV A-Konferenzen stellten die »Trainer«-Kollegen das Konzept noch einmal vor und hielten sich dabei an die Vorgaben des Fortbildungskurses. »Unterrichtszentriert« bedeutete demnach, dass die Schüler im Mittelpunkt stehen sollten. Sollte es nicht »schülerzentriert« heißen? »Methodenzentriert« hieß die »aktive Beteiligung aller Schüler« und »teamorientiert« beinhaltete die »aktive Formung der Klasse durch alle unterrichtenden Lehrer«. Mir schienen diese Zuordnungen etwas verquer und vom kausalen Zusammenhang her falsch zu sein. Aber war das so wichtig, wenn wir in medias res gehen wollten? Wir suchten einen praktischen Beginn und sammelten Ideen dafür.
    Trotzdem blieb ein unbehagliches Gefühl bei mir zurück. Schülerzentriert war eben etwas anderes als unterrichtszentriert; methodenzentriert bedeutete die Einübung der Schüler in Methoden, mit deren Hilfe sie Probleme effektiv, funktional und nachhaltig selbstständig lösen konnten. Teamorientiert hieß für mich die Einübung in Teamarbeit, die gegenüber der Einzelarbeit optimiert, interdependent und im Idealfall synergetisch organisiert war. Bei »aktiver Formung« drehte sich mir der Magen um, aber kein Kollege nahm Anstoß daran. Und »alle unterrichtenden Lehrer«einzubeziehen war eine Wunschvorstellung, die sich gleich zu Beginn als unrealistisch herausstellte. In unserem Fachbereich waren es acht

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