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Schule versagt

Schule versagt

Titel: Schule versagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Faltin , Daniel Faltin
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Kollegen, die mitmachen wollten. Das war eine beträchtliche Zahl gegenüber anderen, von denen EVA nicht zur Kenntnis genommen oder abgelehnt wurde. Aber auch in unserem Fachbereich waren längst nicht alle bereit, so ein gewagtes, die Routine aufbrechendes Konzept aktiv zu unterstützen. Ich problematisierte die Fragen, die ich mir gleich eingangs, bei der Vorstellung des Grundkonzepts, gestellt hatte, nicht weiter. Die fortgebildeten Kollegen hatten den anderen zwei Tage Wissensvermittlung und praktische Übungen voraus. Sie übernahmen die Diskussionsführung in Bezug auf die Umsetzung. Interessant war, wie die Regeln, die Spiele und die Unterrichtsvorschläge, die im Crashkurs eingeübt worden waren, übernommen wurden. Die Kollegen wollten sie umsetzen, fragten sich nur noch wie und machten sich keine Gedanken über das Ob.
    Die Rolle der Lehrer   – und damit auch die der Schüler   – zu verändern, zum Moderator zu werden, setzte als Erstes eine Bewusstseinsveränderung voraus. Das ging mir in jeder unserer EV A-Run den durch den Kopf. Im Mittelpunkt der Diskussion aber standen Methoden, nicht Bewusstseinsveränderungen. »Schneeball« und »Fishbowl«, »Blitzlicht« und »Dissonanz«, »Stationengespräch« und »Kugellager«   – was konnten sie bewirken, wenn dieselben Lehrer wie die der Vor-Klippert-Zeit sie im Sinne von »Das könnten wir auch mal machen!« praktizierten, ohne sich entwickelt zu haben? »Der Lehrer als Moderator« war auch bei unseren EV A-Kol legen in aller Munde, aber würde diese Erkenntnis über die bloße Verhaltensebene hinaus wirken? Und wie lange würde sie auf der Verhaltensebene standhalten? Was, wenn Schwierigkeiten auftraten, Konflikte zu lösen waren? Und wie sollten die Schüler auf das Neue eingestimmt werden?
    Die letzte Frage wurde thematisiert. Unser Fachbereichsleiter schlug vor, eine Learning-by-Doing-Woche gleich zu Beginn des kommenden Schuljahres ganz nach EV A-Grundsätzen zu gestalten. Ich fand die Idee hervorragend, auch alle übrigen Kollegen stimmten zu. Die erste Woche des Schuljahres für die neue Klasse komplett nach EVA zu strukturieren, vermittelte für die Schüler im Idealfall nicht nur Methoden-, Kommunikations- und Teamtraining,sondern übte sie auch von Anfang an in den Geist ein, von dem unser Unterricht von der 11. bis zur 13.   Klasse getragen sein sollte. Das war für mich ein unabdingbarer Bestandteil des Projektes, und ich sagte es auch klar und deutlich. Einmal eine Woche Spiele machen und schülerzentriertes Lernen einüben, reiche bei Weitem nicht aus, um unserem Anspruch Rechnung zu tragen.EVA sei eine langfristige Aufgabe, die Veränderung müsse bei uns selbst beginnen. Ich sah vorsichtige Zustimmung in den Gesichtern der Kollegen, Unsicherheit, Ängstlichkeit und Skepsis. Das war die Ausgangslage. Ich beobachtete weiter. Die Planung und Umsetzung der Learning-by-Doing-Woche würde einen ersten Aufschluss darüber geben, inwieweit die Lehrer EVA vorleben, verkörpern und von ihrem Geist getragen ihren Unterricht und vor allem den Umgang mit ihren Schülern entwickeln würden.
     
    Gegen Ende des Schuljahres setzten wir uns zusammen, um zum ersten Mal unsere Vorschläge und Vorstellungen für die Learning-by-Doing-Woche zu koordinieren. Wir waren wieder (oder immer noch) acht Leute: Sechs Männer und zwei Frauen gruppierten sich um den großen Tisch im Lehrerzimmer, um die Planung des ersten Schritts von EVA zu organisieren. Es war uns klar, dass die Erreichung des Ziels von der Arbeitsatmosphäre abhing und dass diese zunächst erst einmal geschaffen und etabliert werden müsse. Der Konsens darüber stellte sich schnell her, es hatte ja zuvor bereits EV A-Konferenzen gegeben. Die waren jedoch eher theoretisch als auf eine so konkrete Sache wie die Gestaltung einer ganzen Woche nach EVA hin ausgerichtet. Jetzt ging es also los! Ich glaube, die freudige Erwartung, die sich für uns damit verband, galt für alle Kollegen, die mit mir in der Runde saßen. Angefangen von Bernd, dem Ältesten von uns, bis hin zu mir als Jüngster in der Runde. Es sollte eine Woche werden, in der alle in Ruhe Gelegenheit haben sollten, sich kennenzulernen, ohne sofort mit Unterrichtsinhalten konfrontiert zu werden. Wenn wir die Fähigkeiten unserer Schüler verändern wollten und auch ihr Verhalten, dann mussten wir zunächst die Basis dafür schaffen. Eine zusammen verbrachte Woche, die auf EVA einstimmte und bereits die drei Trainingseinheiten

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