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Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Titel: Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
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so spät am Tage nicht mehr starten, aber wie wir alle wissen, sind dies keine normalen Umstände. Jeder Kilometer, den wir heute noch schaffen, bringt uns möglicherweise näher zu den Vermissten.« Er nickte Henry aufmunternd zu. »Wir brechen auf!«

4
     
    ANTARKTIS, 05. APRIL 2013
     
    Henry konnte seine Erleichterung kaum in Worte fassen, als sie das Schelfeis, das Ross Island mit dem Festland verband, hinter sich ließen und, vorbei an ein paar Dutzend Pinguinen, die ihnen verstört nachstarrten, auf das antarktische Festland rollten. Hier sah es zwar nicht anders aus als draußen auf dem zugefrorenen Meer – strahlend weißes, schneebedecktes Eis, wohin man schaute –, aber es fühlte sich gut an, endlich auf dem Weg zu sein. Was auch immer am Ende dieses Weges liegen würde …
    Die Abfahrt von McMurdo hatte sich nochmals verzögert, als sich herausstellte, dass Lincoln die Steuerung des Hägglund zwar im Schlaf beherrschte, aus versicherungstechnischen Gründen als Angestellter von McMurdo aber keine Passagiere transportieren durfte. Folglich musste er zunächst Eileen, Gray und Dr. Lamont eine Einweisung in die Steuerung des absurden Vehikels verpassen.
    Anschließend hatten sie sich auf die Fahrzeuge verteilt. Der Hinterwagen sowie zwei Drittel des vorderen Hägglund-Abteils waren mit Gepäck vollgestopft, daher entschieden sich Henry, Eileen und Professor Albrecht dafür, mit Dr. Golitzin im SnoCat zu fahren – die klügere Wahl, wie sich bald herausstellte, denn das Gefährt war um einiges komfortabler und hatte eine leistungsfähigere Heizung. Lamont und Gray bestiegen den Hägglund, bei dessen Steuerung sie sich abwechselten, assistiert von Lincoln.
    Kurz hinter McMurdo verließen sie Ross Island und rollten über einen steinigen Abhang auf das Schelfeis hinunter. Eine absolut ebene weiße Fläche tat sich vor ihnen auf, ganz ähnlich der Landepiste, die sie am Vortag gesehen hatten. Im Gegensatz zum Blue Ice Runway war sie allerdings von einer gut dreißig Zentimeter dicken Schneeschicht bedeckt.
    »Das Schelfeis stellt den kürzesten Weg zum Festland dar«, verkündete Dr. Golitzin vom Fahrersitz des SnoCat. Er war umgeben von Instrumenten, Reglern und Hebeln, beinahe wie in einem Flugzeugcockpit. »Schelfeis entsteht, wenn Gletscher aus dem Landesinnern die Küste erreichen und sich immer weiter ins Meer schieben«, erklärte er. »Solche Eiszungen können 100 Meter dick sein. Das Ende, die sogenannte Abbruchkante, ragt bis zu fünfzig Meter aus dem Wasser empor. Das sind die endlosen weißen Klippen, die man häufig in Filmen über die Antarktis sieht.«
    »Aha.« Zweifelnd starrte Henry durch eines der Seitenfenster nach draußen. Er sah keine endlosen Klippen. Genau genommen war die Aussicht ziemlich unspektakulär. Weiß eben.
    Der Russe bemerkte seinen enttäuschten Blick. »Zwischen Ross Island und dem Festland gibt es keine Abbruchkanten. Hier ist das Schelfeis eine durchgehende glatte Fläche. Sehr praktisch, wenn man aufs Festland übersetzen möchte.«
    »Hat mein Vater denselben Weg eingeschlagen?«
    »Allerdings.« Professor Albrecht drehte sich auf dem Beifahrersitz zu ihm um. »Wir folgen exakt der Route, die Donald und seine Mitarbeiter eingeschlagen haben. Anhand ihres Peilsenders konnte die Funkstation in McMurdo ihren Weg bis zur Ausgrabungsstätte dokumentieren. Dr. Golitzin hat alles in unser Navigationssystem einprogrammiert.« Er klopfte auf den massigen Instrumententräger, der zwischen dem Russen und ihm aus dem Boden wuchs.
    Henry hatte die technische Ausstattung des SnoCat beim Einsteigen interessiert unter die Lupe genommen. Der Satelliten-Empfänger war ein Modell der neuesten Generation und arbeitete auf DGPS-Basis. Im Gegensatz zu handelsüblichen Navigationsgeräten, wie man sie auch in Autos einbaute, war dieses Differential Global Positioning System erheblich präziser. So war es möglich, seine jeweilige Position zentimetergenau zu bestimmen – oder die Stelle in einer endlosen Eiswüste zu finden, an der Donald Wilkins im Eis gegraben hatte.
    Henry lehnte sich zurück und versuchte, sich zu entspannen. Sie waren unterwegs, das war, was zählte. Für den Augenblick konnte er nichts weiter tun, um die Suche zu beschleunigen. Langsam ließ er seinen Blick durch den Innenraum des Fahrzeugs schweifen.
    Der SnoCat erinnerte an ein Armeefahrzeug: viel Platz, viel unverkleideter Stahl, keine Spur von Design-Schnickschnack. An den Längsseiten gab es gepolsterte Sitze,

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